Heimischer Handel sieht Tiefpunkt bei Konsumflaute erreicht

Heimischer Handel sieht Tiefpunkt bei Konsumflaute erreicht
Branche hofft, von hohen Lohnabschlüssen und steigenden Konsumausgaben zu profitieren. Reales Umsatzminus von 3,4 Prozent im Vorjahr.

Der heimische Einzelhandel wünscht sich nach herben Umsatzeinbußen im Vorjahr heuer wieder ein "normales Jahr". "Wir spüren erste Anzeichen, dass sich das Konsumklima bessert und der Handel das Konjunkturtief endlich durchschritten hat", sagte  Handelsobmann Rainer Trefelik am Dienstag bei einer Pressekonferenz.  Da die Lohn- und Gehaltserhöhungen für heuer im Schnitt bei 8 Prozent lagen, bei der Teuerung aber eine Halbierung auf 4 Prozent erwartet wird, hofft Trefelik, dass ein größerer Teil als bisher davon in den Handel fließen wird.

Im Vorjahr sei die Hoffnung nicht aufgegangen. Trotz hoher KV-Abschlüsse für 2023 sei nur etwa ein Drittel in den Konsum geflossen, sagte der Handelsvertreter am Dienstag bei einem Pressegespräch. Die durchschnittliche Inflationsrate lag im Vorjahr bei 7,8 Prozent. 

Heimischer Handel sieht Tiefpunkt bei Konsumflaute erreicht

Handelsobmann Rainer Trefelik

Unfairer Wettbewerb mit China-Plattformen

Kritik übte Trefelik am zunehmend unfairen Wettbewerb durch chinesische Online-Plattformen wie Shein oder Temu. Diese würden mit der Zollfreigrenze von 150 Euro tricksen, indem sie den wahren Warenwert nicht richtig deklarieren und sich damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Anbietern verschaffen. "Wir fordern ein Aus für diese 150-Euro-Grenze", so Trefelik. Es dürfe auch nicht sein, dass ein Pakettransport innerhalb von Niederösterreich mehr koste als von China nach Europa. 

2023 betrug das reale Minus 3,4 Prozent

Insgesamt verzeichnete der Einzelhandel im Vorjahr ein nominelles Umsatzminus von 0,4 Prozent gegenüber 2022. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung blieb ein reales Umsatzminus von durchschnittlich 3,4 Prozent. Das sei das größte Minus der gesamten Dekade. 

Möbel-, Heimwerker und Elektrohandel litten am meisten

Die höchsten Einbußen erzielten neben dem Möbel-, Heimwerker- und Elektrowarenhandel (-11,5 Prozent) auch der Versand- und Internethandel, wo die Umsätze inflationsbereinigt um 7,5 Prozent eingebrochen sind, geht aus Zahlen der Statistik Austria hervor. Im Buch- und Sportartikelhandel gingen die Umsätze real um 4,2 Prozent zurück, in den Apotheken und im Kosmetikhandel um 3,1 Prozent. 

Vergleichsweise gut lief es da im Bekleidungs- und Schuhhandel, der lediglich reale Umsatzrückgänge von 0,4 Prozent verzeichnete. Der Bekleidungshandel sei damit erstmals wieder über dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Doch gut gehe es den Modehändlern trotzdem nicht, relativiert Handelsforscher Peter Voithofer. "Das Problem ist, dass viele Modehändler sowohl Bekleidung als auch Schuhe anbieten und es ihnen daher noch alles andere als rosig geht. Das zeigen auch die vielen Insolvenzen und Schließungen im Schuh- und Modehandel". 

Rund 10.000 Betriebe mussten zusperren

Laut Handelsforscher Peter Voithofer stieg die Zahl der Insolvenzen im Handel  im Vorjahr kräftig um rund 14 Prozent auf fast 1.000, in Summe mussten rund 10.000 Betriebe schließen. Auch heuer dürfte es noch etliche Pleiten geben, die auf die schwache Entwicklung von 2023 zurückzuführen sein werden, sagte Voithofer. 

Beschäftigung leicht rückläufig

Kaum ausgewirkt haben sich die Schließungen sowie die allgemeine Konsumflaute auf die Beschäftigung. Diese zeigt sich laut Daten von Voithofer mit nur einem leichten Minus von 0,89 Prozent gegenüber 2022 (noch) weitgehend stabil. Allerdings sinke die Zahl der offenen Stellen und es gebe wieder mehr Bewerber. Trefelik forderte erneut, dass es attraktiver werden müsse, Vollzeit zu arbeiten.

 

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