"Weil es sich oft schlicht nicht rechnet, wenn man zum Beispiel von 30 auf 38,5 Stunden aufstockt. Etwa, weil die Essenskosten im Hort nicht mehr gefördert werden, der private Kindergarten mit den passenden Öffnungszeiten teurer ist oder der Wohnkostenzuschuss wegfällt. Das sind alles vermeintliche Kleinigkeiten, die sich läppern", findet Trefelik.
Am Ende der Rechnung stehe bei vielen die Erkenntnis, "dass sich Leistung nicht mehr lohnt. Der Staat kümmert sich eh um alles – bis hin zur Mietpreisbremse". Das Problem aus Sicht des Modehändlers und Branchensprechers: „Mit Teilzeitjobs werden wir aber nicht aus der Krise kommen.“
Aktuell sind 22.000 Stellen im Handel offen, davon mehr als 15.000 im Einzelhandel. Die Anzahl der offenen Stellen habe sich im Handel, traditionell eine Branche mit hoher Teilzeitquote, seit dem Vorjahr um mehr als 6.000 erhöht.
Den Einwand, dass die Branche ihre Beschäftigten eben besser bezahlen muss, wenn sie mehr Mitarbeiter anheuern will, kostet Trefelik ein müdes Lächeln. Zwar liege der Mindestlohn in der Branche nach dem jüngsten KV-Abschluss bei 1.945 Euro brutto im Monat, aber viele Unternehmer würden längst mehr bezahlen.
Zum Verschenken hätten die Textilhändler derzeit jedenfalls nichts. Die Umsätze im Bekleidungshandel hinkten im Jahr 2022 noch immer knapp sechs Prozent hinter dem Vorkrisenniveau hinterher, im Schuhhandel sogar um 16 Prozent. Trefelik: "Gleichzeitig sind die Kosten gestiegen, von Mieten über Energie bis zu den Gehältern."
Auch im Lebensmittelhandel wurde 2022 weniger umgesetzt als noch im Jahr zuvor – das Minus lag laut Berechnungen des Economica Instituts bei 3,2 Prozent. Beim größten Lebensmittelhändler des Landes, der Spar-Gruppe, ist die Einführung einer 4-Tage-Woche derzeit kein Thema. "Wenn, dann wäre das in der Verwaltung machbar", erläutert Spar-Vorstand Hans K. Reisch.
Er habe das auch im Vorjahr angedacht und bei ausgewählten Mitarbeitern das Interesse abgefragt. "Zunächst klingt eine 4-Tage-Woche gut, aber eben nur bei einer reduzierten Arbeitszeit. Das Interesse, bei Vollzeit letztlich täglich zehn Stunden im Büro zu sein, hielt sich bei uns in der Verwaltung in engen Grenzen", weiß Reisch aus seiner Umfrage. Das Projekt wurde daher auch nicht umgesetzt. In den Geschäften würde sich die Frage so ohnehin nicht stellen. „Der Teilzeit-Anteil unserer Mitarbeiter liegt in den Märkten seit Jahren konstant bei knapp 50 Prozent.“
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