Online-Handel: Shop in Österreich, Ware in China

CHINA-ECONOMY-TRADE
Konsumentenschützer schlagen Alarm: Die Anzahl der Beschwerden von Kunden beim Direktversand von Produkten aus Fernost nimmt stark zu.

Die Online-Händler haben zwar eine österreichische Internet-Adresse und auch im Impressum ist eine Anschrift in Österreich angegeben. Die Waren, die bestellt werden können, waren aber nie in ihrem Besitz, zumindest nicht physisch. Bestellungen werden nach China weitergeleitet und von dort direkt an die Endkonsumenten geliefert. 

Das sogenannte Dropshipping hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Für Händler ergeben sich daraus viele Vorteile. Sie haben keine Lagerkosten und nur einen geringen Kapitalaufwand. Konsumenten haben aber meist wenig Grund zur Freude.

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Die Arbeiterkammer (AK) hat Testkäufe  beim Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) in Auftrag gegeben. Gekauft wurden Yogamatten, Schmuck oder Haustierartikel. Die Lieferungen dauerten mehrere Wochen, auch Zollgebühren fielen an, obwohl der Shop in Österreich residiert. Rücksendungen waren kostenpflichtig,  auch beim Rücktritt vom Kauf gab es Schwierigkeiten. 

Wie viele solcher Online-Shops es gibt, kann man bei der AK nur vermuten. Die Zunahme der Beschwerden sei jedenfalls ein Indikator, dass Leute stärker darauf stoßen, sagt AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer. Häufig würden die Shops, die meist Lifestyle-Artikel anbieten, aggressiv in Online-Netzwerken wie TikTok oder Instagram beworben. 

Meist ist es auch minderwertige Ware, die überteuert angeboten wird. Viele hätten auch nur eine Handvoll modischer Artikel im Angebot, die in einem mit einem Online-Baukasten zusammengeschusterten Webshop angeboten werden, sagt Zimmer. 

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Keine Aufsicht

Problematisch sind sie in mehrfacher Hinsicht. Weisen Händler ihre Kunden nicht klar auf längere Lieferfristen oder die Lieferung aus China hin, verletzen sie ihre Informationspflichten. Auch das Anfallen von Zollgebühren müsste den Käufern leicht sichtbar mitgeteilt werden.  Das Problem sei, dass die Händler so gut wie keiner Aufsicht unterliegen, meint Zimmer: „Eine Marktaufsicht, die sich besonders schädliche Trends ansieht, ist nicht vorhanden.“ 

Unbedarfte Händler

Schutzbedarf ist laut Zimmer aber auch für viele Händler gegeben. Sie werden mit dem Versprechen, mit geringen Investitionen in kurzer Zeit reich werden zu können, ebenfalls häufig in Social-Media-Kanälen geködert. Dort werden viele Coaching-Kurse für den vermeintlich einfachen Einstieg in den Online-Handel angeboten. Viel wird dabei weit verheißungsvoller dargestellt, als es tatsächlich ist. Betroffene seien in Bezug auf die Rechte beim Verbraucherschutz meist arglos und naiv und bald auch überfordert, sagt Zimmer.

Die Karriere im Online-Handel ist dann entsprechend kurz. Von den für den AK-Test vorausgewählten Betreibern war schon ein halbes Jahr später fast die Hälfte nicht mehr aktiv.

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