Coronavirus kippt Apples Umsatzprognose

Coronavirus kippt Apples Umsatzprognose
Es ist bereits das zweite Mal binnen gut eines Jahres, dass Apple eine Umsatzprognose zurücknehmen muss.

Apple wird wegen des Coronavirus-Ausbruchs in China die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern am Montag mit.

Zudem sei der Absatz von Apple-Geräten in China zuletzt gedämpft gewesen, da viele Geschäfte - und auch die Stores der Firma - zeitweise geschlossen blieben und schlecht besucht worden seien.

Aus diesen Gründen werde Apple die erst Ende Jänner gemachte Umsatzprognose für dieses Vierteljahr verfehlen, hieß es. Apple hatte damals unter Verweis auf die Coronavirus-Risiken bereits eine ungewöhnlich breite Spanne von 63 bis 67 Milliarden Dollar (58,1 bis 62,8 Mrd. Euro) angegeben. Eine neue Prognose gab es jetzt nicht. Die Einschränkungen für das Geschäft seien nur vorübergehend, betonte der Konzern. Im Vorjahresquartal hatte Apple 58 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftet.

Lieferengpässe bei iPhones

Die Werke der Apple-Fertiger wie Foxconn und Pegatron sowie der wichtigsten Zulieferer befinden sich zwar außerhalb der besonders von der neuen Lungenkrankheit Covid-19 betroffenen Provinz Hubei. Doch in China wurden auch anderswo die traditionellen Werksferien zum chinesischen Neujahrsfest verlängert, um eine Ausbreitung zu vermeiden. Alle Produktionswerke liefen zwar wieder. Aber: "Die iPhone-Lieferengpässe werden vorübergehend den Umsatz weltweit beeinträchtigen."

Coronavirus kippt Apples Umsatzprognose

Menschen mit Mundschutzmasken in einem Apple-Store in Shanghai.

Die Situation sei im Fluss - und mehr Informationen zu den Auswirkungen auf das Apple-Geschäft solle es erst mit den Zahlen zum laufenden Quartal im April geben. Die Gesundheit der Mitarbeiter habe Priorität, schrieb Apple-Chef Tim Cook in einer Mail an die Belegschaft, die vom Finanzdienst Bloomberg veröffentlicht wurde.

Es ist das zweite Mal binnen gut eines Jahres, dass Apple eine Umsatzprognose zurücknehmen muss - zuletzt war es für das Weihnachtsquartal 2018. Damals hatte Apple die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft für schwächer als erwartet ausgefallene iPhone-Verkäufe verantwortlich gemacht.

Anleger gelassen

Apple ist nicht der einzige Elektronik-Anbieter, der von Coronavirus-Folgen erfasst wird. So warnte Nintendo bereits Anfang Februar vor Engpässen bei seiner Spielekonsole Switch, weil einige Bauteile aus China knapp seien.

Apple hatte im Jänner von Beeinträchtigungen für die Produktion gesprochen. Einige Betriebe von Zulieferern befinden sich in der besonders betroffenen Region rund um die Stadt Wuhan. Es gebe aber alternative Quellen für ihre Produkte, sagte damals Konzernchef Tim Cook. Zugleich räumte er aber auch ein, dass Entwicklung in anderen Teilen der Produktionskette schwer vorherzusagen sei.

Die Anleger nahmen Apples Warnung gelassen auf: Die Aktie notierte im nachbörslichen US-Handel am Montag kaum verändert.

Bis Montag waren in China rund 1.770 Menschen an Covid-19 gestorben. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus.

Chaos in China macht auch EU-Firmen Probleme

Chinas radikale Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus sorgen für enorme Verwirrung und große Probleme für europäische Unternehmen im Land. Die EU-Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es extrem schwierig machten, die Arbeit nach den - wegen des Virus schon verlängerten - Ferien über das chinesische Neujahrsfest wieder aufzunehmen.

"Das Ausmaß der Herausforderungen ist riesig", sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke. Lieferketten seien unterbrochen. Auch könnten Produkte nicht verschifft werden, was einen Berg von Papieren erfordere. "Es ist ein logistischer Alptraum", sagte Wuttke. Waren könnten nicht an den Kunden und auch nicht an den Verbraucher gebracht werden.

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Arbeiter des neuen Leishenshan Krankenhauses, dass die Regierung in Wuhan extra wegen der Coronavirus-Epidemie bauen ließ.

Wuttke appellierte an die chinesische Seite: "Hört auf, widersprüchliche Vorschriften im ganzen Land zu haben." Das Vorgehen der Behörden müsse besser abgestimmt und koordiniert sein.

Die Krise werde möglicherweise bis März andauern. "Es wird so schnell nicht vorbei sein", sagte Wuttke. Auch auf dem Weltmarkt komme es zu Engpässen mit Ersatzteilen aus China. Da es kaum Flugzeuge und Schiffe gebe, könnten Waren nicht verschifft werden. "Sachen aus China herauszubekommen, ist herausfordernd", so der Kammerpräsident.

Da Chinas pharmazeutische Industrie ebenfalls betroffen sei, könnte es weltweit zu Engpässen bei Antibiotika und anderen Medikamenten kommen.

China setzt Strafzölle auf fast 700 US-Produkte aus

Im Zuge der Coronavirus-Epidemie will China Strafzölle auf 696 Waren aus den USA zeitweise aussetzen. Dazu sollen Schweine- und Rindfleisch, Sojabohnen, Rohöl und Flüssigerdgas gehören, wie das Finanzministerium am Dienstag in Peking mitteilte. Diese Produkte wurden während des Handelsstreits mit zusätzlichen Zöllen belegt, die nun auf Antrag wegfallen können.

Auch bei einigen medizinischen Geräten und Mitteln wie bestimmten Antibiotika sollen die Zölle wegfallen. Die Aussetzung soll zunächst für ein Jahr gelten.

Die beiden weltgrößten Volkswirtschaften hatten sich vor einem Monat auf ein erstes Teilabkommen im Handelsstreit geeinigt. Dabei sicherte China zu, binnen zwei Jahren zusätzliche Waren und Dienstleistungen aus den USA im Wert von 200 Milliarden Dollar (184,59 Mrd. Euro) zu beziehen.

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Ein buddhistischer Mönch mit Mundschutzmaske in Hong Kong.

Die Coronavirus-Epidemie lässt allerdings Zweifel an der Fähigkeit Chinas aufkommen, ob die vereinbarten Kaufziele erreicht werden können. Die Behörden haben erhebliche Reise- und Transportbeschränkungen verhängt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, das bisher fast 1.900 Menschen getötet und mehr als 70.000 im Land infiziert hat.

Die Regierung in Peking kündigte nun an, dass heimische Unternehmen die Befreiung von den Importzöllen beantragen können. "Wenn der Staat die Firmen nicht mit Nachdruck dazu auffordert, eine Zollbefreiung zu beantragen und US-Sojabohnen zu kaufen, würden die Händler immer noch auf brasilianische Bohnen zurückgreifen", sagte ein Broker und fügte hinzu, dass brasilianische Bohnen in diesem Jahr von guter Qualität und zu einem günstigen Preis erhältlich seien.

Andere Produkte, die von den zusätzlich erhobenen Zöllen befreit werden können, sind unter anderem Weizen und Mais. Einige Metalle wie Kupfererz und Aluminiumschrott gehören ebenfalls dazu. Die Unternehmen können ab 2. März ihre Anträge auf Zollsenkung einreichen.

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