Coronavirus: Entspannung nicht vor April, Höhepunkt Ende Februar

Coronavirus: Entspannung nicht vor April, Höhepunkt Ende Februar
Das Virus forderte erneut fast hundert Menschenleben. Und es wird noch eine Weile grassieren. Höhepunkt dürfte Ende Februar sein.

Wieder fast hundert Tote: In China sterben immer mehr Menschen an den Folgen des Coronavirus. Offiziell sind in China über 1.860 Todesfälle zu beklagen.

Eine Besserung der Situation ist vorerst nicht zu erwarten: Die Epidemie wird sich nach Einschätzung eines führenden chinesischen Fachmanns möglicherweise erst Ende April stabilisieren. "Das ist eine sehr grobe Schätzung", so Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung. Mit einem Höhepunkt des Ausbruchs im ganzen Land ist voraussichtlich bis Ende Februar zu rechnen.

"Den Höchststand zu erreichen, bedeutet aber nicht den Wendepunkt", mahnte der renommierte Mediziner zur Vorsicht.

Maßnahmen zeigen Wirkung

Nanshan räumt allerdings ein, dass die radikalen Maßnahmen zur Eindämmung Wirkung zeigen würden. Es seien sehr strenge Maßnahmen zur Kontrolle der Reiseströme ergriffen worden.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat erst gestern, Montag, aus Daten zu 44.000 Fällen rückgeschlossen, dass die Neuinfektionen zurückgehen würden. Allerdings: "Es ist zu früh, um zu sagen, dass dieser Rückgang andauern wird. Alle Szenarien sind weiterhin möglich", erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf.

Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der Infizierten. Betroffen sind Hochrisikogruppen wie alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Leiden oder Diabetes.

Bei Menschen über 80 Jahren liege die aus den bisher verfügbaren Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, berichtete die Behörde am Dienstag, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der Zehn- bis 39-Jährigen sterben 0,2 Prozent, also etwa zwei von 1.000 Betroffenen.

In der weit überwiegenden Zahl der Fälle - der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent - zeigen Menschen, die sich mit dem Covid-19-Erreger angesteckt haben, nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp fünf Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.

Krankenhauschef gestorben

Erstmals ist ein Krankenhauschef der neuen Lungenkrankheit zum Opfer gefallen. Liu Zhiming, der Direktor des Wuchang Hospitals in der schwer vom Coronavirus betroffenen Metropole Wuhan, soll laut China News gestorben sein.

Ein Medizinerkollege berichtete demnach, der Chefarzt sei in gutem Gesundheitszustand gewesen und hätte selbst nicht erwartet, dass er an der Covid-19-Lungenkrankheit sterben würde. Am Freitag war schon eine 59-jährige Krankenschwester desselben Hospitals an der Lungenkrankheit gestorben.

Im Kampf gegen das Sars-CoV-2-Virus haben sich schon mehr als 1.700 medizinische Helfer wie Ärzte und Pflegekräfte angesteckt. Bis Ende vergangener Woche waren schon mindestens sechs Helfer daran gestorben, wie das chinesische Staatssender CCTV berichtet hatte. Der überwiegende Teil der Betroffenen war demnach in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei im Einsatz, in deren Hauptstadt Wuhan das Virus ausgebrochen war.

WHO: Keine flächendeckenden Maßnahmen

Der Ausbruch des Coronavirus müsse laut Weltgesundheitsorganisation WHO "sehr ernst" genommen werden und habe das Potenzial weiter zu wachsen. "Aber wir müssen das ins Verhältnis zur Zahl der Infizierten setzen", sagte WHO-Experte Michael Ryan am Montag in Genf.

Außerhalb der am stärksten betroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei sei nur ein "sehr kleiner Bruchteil" der Weltbevölkerung von der Epidemie betroffen. Entsprechend seien auch keine "flächendeckenden Maßnahmen" nötig. Auch die Sterblichkeitsrate sei - verglichen mit Sars oder Mers - mit zwei Prozent relativ gering. 

Alle Kreuzfahrten einzustellen, hält Ryan für nicht nötig.  

Westerdam: Testergebnisse dauern noch

Die auf dem Kreuzfahrtschiff "Westerdam" in Kambodscha gestrandeten rund 1.000 Menschen müssen sich noch in Geduld üben. Die Coronavirus-Testergebnisse lagen am Dienstag noch nicht für alle vor. Bis alles geklärt sein, werde es wahrscheinlich einige Tage dauern, teilte die Reederei Holland America Line am Montag mit.

Am Wochenende war überraschend bei einer Passagierin auf der Heimreise ein Test auf das Coronavirus positiv ausgefallen. Viele hatten da schon das Schiff verlassen. Nun müssen laut Reederei dort noch 255 Passagiere und 747 Crewmitglieder auf eine Klärung warten.

Coronavirus: Entspannung nicht vor April, Höhepunkt Ende Februar

Eine 83-jährige Amerikanerin war bei der Weiterreise in Malaysia getestet und ins Krankenhaus gebracht worden. Laut Reederei war ihr Zustand stabil. Unklar ist, wo sie sich angesteckt hat. Sie war in Hongkong zugestiegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Malaysia war sie in jüngster Zeit nicht auf dem chinesischen Festland.

Mehrere asiatische Länder hatten dem Kreuzfahrtschiff aus Sorge vor einer möglichen Einschleppung des Virus das Anlegen untersagt. Erst Kambodscha stimmte dem schließlich zu.

Apple kippt Umsatzprognose

Apple wird wegen des Coronavirus die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern am Montag mit.

Zudem sei der Absatz von Apple-Geräten in China zuletzt gedämpft gewesen, da viele Geschäfte - und auch die Stores der Firma - zeitweise geschlossen blieben und schlecht besucht worden seien.

Aus diesen Gründen werde Apple die erst Ende Jänner gemachte Umsatzprognose für dieses Vierteljahr verfehlen, hieß es. Apple hatte damals unter Verweis auf die Coronavirus-Risiken bereits eine ungewöhnlich breite Spanne von 63 bis 67 Milliarden Dollar (58,1 bis 62,8 Mrd. Euro) angegeben. Eine neue Prognose gab es jetzt nicht. Die Einschränkungen für das Geschäft seien nur vorübergehend, betonte der Konzern. Im Vorjahresquartal hatte Apple 58 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftet.


Die Werke der Apple-Fertiger wie Foxconn und Pegatron sowie der wichtigsten Zulieferer befinden sich zwar außerhalb der besonders von der neuen Lungenkrankheit Covid-19 betroffenen Provinz Hubei. Doch in China wurden auch anderswo die traditionellen Werksferien zum chinesischen Neujahrsfest verlängert, um eine Ausbreitung zu vermeiden. Alle Produktionswerke liefen zwar wieder. Aber: "Die iPhone-Lieferengpässe werden vorübergehend den Umsatz weltweit beeinträchtigen."

Apple ist nicht der einzige Elektronik-Anbieter, der von Coronavirus-Folgen erfasst wird. So warnte Nintendo bereits Anfang Februar vor Engpässen bei seiner Spielekonsole Switch, weil einige Bauteile aus China knapp seien.

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