Coronavirus lässt Volkskongress platzen

Coronavirus lässt Volkskongress platzen
Mehr als 70.500 Chinesen infiziert, USA bergen Landsleute von Kreuzfahrtschiff.

Mehr als 70.500 Coronavirus-Infektionen sorgen in den höchsten Parteigremien Chinas für weitere Vorsichtsmaßnahmen: Die Volksrepublik plant eine Verschiebung der Jahrestagung ihres Parlaments. Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass die Sitzung des sogenannten Nationalen Volkskongresses verschoben wird.

Das wichtigste politische Ritual des Jahres hätte am 5. März in Peking beginnen sollen. Rund 6.000 Abgeordnete des chinesischen Volkskongresses und anderer Konferenzen hätten aus allen Provinzen in die Hauptstadt kommen müssen – das ist den Verantwortlichen derzeit aber zu riskant. Innerhalb eines Tages war zuvor die Zahl erfasster Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus – auch Sars-CoV-2 genannt – im Land um mehr als 2.000 auf über 70.500 gestiegen. Mehr als 100 weitere Todesfälle wurden gemeldet.

Damit sind bis Montag in China nach offiziellen Angaben rund 1.770 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus. Besonders schwer ist – wie mehrfach berichtet – in Zentralchina die 60 Millionen Einwohner zählende Provinz Hubei mit der Metropole Wuhan betroffen. Dort gilt mittlerweile ein umfassendes Fahrverbot, um die Ansteckungsrisiken zu vermindern.

Hoffnung Blutplasma

Allerdings gibt es auch Hoffnung im Reich der Mitte: Das Blutplasma geheilter Infizierter soll eine Waffe für den Kampf gegen das Virus sein. Die Gesundheitsbehörde ruft alle geheilten Chinesen dazu auf, Blutplasma zu spenden.

Dieses enthalte Antikörper, welche die Viruslast bei anderen Erkrankten reduzieren könnten. „Klinische Studien haben gezeigt, dass die Plasma-Infusion sicher und wirksam ist“, sagte Sun Yanrong vom Biologischen Zentrum des chinesischen Gesundheitsministeriums.

So hätten in der vergangenen Woche elf Patienten in einem Krankenhaus in Wuhan Plasma-Infusionen erhalten. „Einer der Patienten wurde bereits entlassen, einer ist in der Lage, das Bett zu verlassen und zu gehen, und die anderen erholen sich alle“, sagte Sun.

Auch in der Sonderverwaltungszone Macao gibt es Zeichen der Entspannung: Im Glücksspiel-Eldorado dürfen die Casinos nach einer Zwangspause bald wieder öffnen.

Indes endete für US-Touristen die Zeit des Wartens auf dem Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“: Nach zwei Wochen Quarantäne im Hafen von Yokohama durften die Passagiere von Bord gehen, die USA holten Hunderte Landsleute mit zwei gecharterten Flugzeugen aus Japan ab.

Beide Flugzeuge landeten am Montag in den USA, die Patienten müssen dort jedoch für zwei weitere Wochen in Quarantäne. Die Zahl der Infizierten an Bord des Kreuzfahrtschiffs stieg nach offiziellen Angaben bis Montag erneut um weitere 99 auf 454, etwa 20 von ihnen zeigen schwere Symptome. Die Ergebnisse Hunderter weiterer Tests standen noch aus.

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