Stornowelle trifft Hotellerie in Wien hart

Stornowelle trifft Hotellerie in Wien hart
Für Jänner ist die Buchungslage auf ein Rekordtief gefallen. "Mit diesen Gästezahlen kann die Wiener Hotellerie nicht überleben", warnt Fachgruppenobmann Schmid.

Am Freitag kam die Hiobsbotschaft für heimische Touristiker: Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte Österreich am Freitag zum Hochrisikogebiet. 

Eine "problematische Regelung für Österreich", kommentierte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger den Entschluss. Dabei hatte Köstinger noch keine zwei Wochen davor betont: "Das oberste Ziel muss sein, dass eine Wintersaison stattfinden kann."

"Atmosphärische Katastrophe"

Michaela Reitterer, Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung, bezeichnete die deutsche Reisewarnung als "atmosphärische Katastrophe", versuchte sich aber noch an einen Hoffnungsstrohhalm zu klammern: "Bei uns buchen ohnehin nur Geimpfte und Genesene."

So würden derzeit viele Urlauber getreu dem Motto "'Wir wollen auf Urlaub" auch weiter buchen bzw. zumindest noch nicht stornieren. Nachsatz: "Aber warten wir ab, was passiert, wenn die deutsche Reisewarnung auf der Titelseite der Bild steht." Dass die explodierenden Infektionszahlen vorerst noch keine weitreichenden Buchungsstornierungen ausgelöst haben, liege an extrem großzügigen Stornobedingungen seitens der Quartiergeber, so Reitterer.

Weniger optimistisch sieht das Oliver Fritz, Tourismusexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts: "Auf uns rollt über die Weihnachtsfeiertage eine Stornowelle zu." Ins selbe Horn stößt Walter Veit, Vizechef der Salzburger Hoteliervereinigung. "Wir stehen vor einer Stornowelle der Familien über Weihnachten und Silvester." Er rechnet in Summe mit rund 50 Prozent weniger Gästen. 

Schon im Vorjahr traf die Pandemie den heimischen Tourismus stark. Auffällig dabei: Während der klassische Wintertourismus mit einem dunkelblauen Auge davonkam, traf es den Städtetourismus noch härter. Und die Geschichte scheint sich zu wiederholen. 

Wien: Buchungen brechen ein

Wiener Hotels brechen soeben auch die letzten Buchungen weg, berichtet Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Wien. Für den Dezember rollt gerade eine Stornowelle durch die Rezeptionen, der Jänner bewege sich bei den Reservierungen gar auf einem Rekordtief. "Die neue Corona-Welle wirft uns wieder komplett zurück." Nur acht Prozent der Zimmer sind laut Schmid derzeit für Jänner gebucht. "Mit diesen Gästezahlen kann die Wiener Hotellerie nicht überleben." 

Dabei habe der Herbst einigermaßen gut begonnen - für November liegt die Auslastung bei aktuell 38 Prozent: "Wir konnten uns langsam wieder erholen." Seminare und Tagungen hätten für bessere Buchungslage in Wien gesorgt. "Das ist nun wieder vorbei."

Und so schnell werde sich daran auch nichts ändern, glaubt der Fachgruppenobmann: "Der Winter ist für uns gelaufen, im negativen Sinne, eine Erholung sehen wir frühestens in sechs Monaten – wenn es dann noch Hotels in Wien gibt."

Die Branche brauche Hilfe - am besten mehr als bisher.  Als staatliche Unterstützungsmaßnahme müsse beispielsweise die mit Jahresende auslaufende Herabsetzung der Umsatzsteuer verlängert werden. "Auch die bewährten Hilfsinstrumente wie der auslaufende Ausfallsbonus, der frühere Fixkostenzuschuss und der Verlustersatz müssen wieder reaktiviert beziehungsweise aufgestockt werden", so Schmid.

Von Finanzminister Gernot Blümel hatte es vorige Woche - noch vor den neuen Corona-Maßnahmen - geheißen: "Für jene Betriebe, die immer noch Unterstützung brauchen, stehen etwa noch der Verlustersatz, die Kurzarbeit, oder die Garantien zur Verfügung. Sollte sich die Lage ändern, wird sie natürlich neu beurteilt."

Köstinger lädt zu Tourismusgipfel

Angesichts rasant steigender Infektionen hat Köstinger die Nachbarstaaten Österreichs zu einem virtuellen Tourismusgipfel heute Nachmittag geladen. "Wir alle wollen eine sichere Wintersaison für unsere Gäste, dafür sind auch gemeinsame Regeln in den jeweiligen Staaten notwendig und sinnvoll."

Besprochen werden sollen u.a. Reisebeschränkungen sowie Regelungen für Kinder unter zwölf Jahren.

 An dem virtuellen Treffen am Montagnachmittag nehmen Vertreter aus Tschechien, Deutschland, Slowenien, Italien, Lichtenstein, der Slowakei, Ungarn und Südtirol teil.

Kommentare