Eine „problematische Regelung für Österreich“, formuliert es auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger. Laut einer Umfrage der Österreich Werbung machen Familien mit Kindern unter 12 Jahren immerhin knapp 22 Prozent der deutschen Gäste aus. Hoteliers sind deshalb seit Wochen in Alarmstimmung und rennen der Ministerin mit der Aufforderung, diese Bestimmung in Berlin wegzudiskutieren, die Türen ein. Die Erfolgsaussichten sind überschaubar. Fritz: „Es ist naiv zu glauben, dass man den Deutschen diese Regelung noch ausreden könnte.“ Den Entscheidern im Nachbarland sind vermutlich sichere Klassenzimmer im eigenen Land wichtiger, als ein brummender Tourismus in Tirol.
Walter Veit, Hotelier und Skihütten-Betreiber in Obertauern, stellt sich bereits auf „bis zu 50 Prozent weniger Gäste über Weihnachten und Silvester ein“. Veit: „Die Politik hat wirklich alles verschlafen. Der Gesundheitsminister hat nur die Ohren angelegt, als würde er von den steigenden Infektionszahlen nichts hören wollen.“ Auch für die Zeit nach den Weihnachtsferien schaue es düster aus. Traditionell steht dann das Après-Ski-Publikum vor der Tür. Veit zerknirscht: „Viele Firmen kommen mit ihren Geschäftspartnern zum Abfeiern. Denen müssen wir jetzt erklären, dass das heuer nicht möglich sein wird.“
Vom Gästemix her hat das Salzburger Obertauern quasi Glück im Unglück. „Wir haben mit 30 Prozent einen hohen Inländeranteil, aber 50 Prozent der Urlauber kommen traditionell aus Deutschland.“ Zum Vergleich: In den Tiroler Tourismusbetrieben kommen in der Wintersaison neun von zehn Urlaubern aus dem Ausland – und jeder zweite davon aus Deutschland. Fritz: „Wenn Deutschland als Herkunftsmarkt ausfällt, ist das eine Katastrophe.“ Und wenig erfreulich sind auch die Meldungen aus den Niederlanden. „Dort gibt es jetzt wieder die ersten Lockdowns. Für das Weihnachtsgeschäft in Österreich heißt das: Es wird eng“, so der Wifo-Experte.
Der stärkste Tourismusmonat im Winter kommt übrigens erst im Februar – den Semesterferien sei Dank. Wie es bis dahin mit dem Infektionsgeschehen aussieht, steht in den Sternen. „Die Wintersaison dauert bis Ende April, da kann noch viel passieren. Wir müssen die Entwicklung in den nächsten Wochen abwarten“, sagt der Chef des Vorarlberg Tourismus, Christian Schützinger.
Die letzte Wintersaison war jedenfalls ein Totalausfall. Die Gästenächtigungen sind um 97 Prozent weggebrochen. Die Sommersaison kann das Tourismusjahr nicht retten. Zwar liegt sie von den Gästenächtigungen quasi gleich auf, doch die Sommerfrischler geben deutlich weniger Geld aus als typische Winterurlauber. Oliver Fritz rechnet vor: „Ein Totalausfall des Winters kostet Österreich rund 15 Milliarden Euro.“
In der Branche sind weiterhin viele um Optimismus und Schadensbegrenzung bemüht. „Der Schnee liegt draußen, nicht drinnen im Haus, damit ist das Infektionsrisiko gering“, findet ein Hotelier. Auch Seilbahnsprecher Franz Hörl will nichts von einem verpatzten Saisonstart wissen. „Auch wenn Deutschland uns zum Hochrisikoland erklärt, ändert das nichts daran, dass die Menschen Skifahren wollen.“
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