In den Beherbergungsbetrieben gilt die Rechnung „weniger Gäste = weniger Mitarbeiter“ übrigens nicht. Die Rezeption muss eben besetzt sein, egal, ob 10 oder 100 Gäste im Haus sind. Doch Personal ist in der Pandemie schwer zu bekommen. „Auch Kurzarbeit mit 85 Prozent Entgeltfortzahlung hilft nichts, wenn man 100 Prozent plus Trinkgeld gewohnt ist“, bringt es ein Hotelier auf den Punkt.
Aus Sicht von Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus der Gewerkschaft vida, wird sich das Problem weiter verschärfen: „Mit der vierten Corona-Welle droht die nächste Abwanderungswelle von Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie. Die Kolleginnen und Kollegen haben Angst, dass sie in den nächsten Wochen ihren Job verlieren oder wieder Lohneinbußen in Kauf nehmen müssen und schauen sich nach anderen Möglichkeiten um.“
Tatsche ist, dass üblicherweise mehr als drei Viertel der insgesamt 73 Mio. Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland gebucht werden, rund 37 Prozent aller Nächtigungen stammen von deutschen Gästen. An zweiter Stelle im Ranking der wichtigsten Winter-Herkunftsmärkte liegen die niederländischen Gäste mit rund 6,3 Mio. Nächtigungen. Besonders dramatisch trifft die Reisewarnung natürlich die Betriebe in den westlichen Bundesländern, wo der Anteil ausländischer Nächtigungen bei 80 Prozent bis teilweise über 90 Prozent liegt.“
Während bei den Hoteliers in Österreichs Bergen die Nerven mehr oder weniger blank liegen, geben sich die Kollegen in der Schweiz betont optimistisch. Die ersten Skigebiete sind bereits geöffnet, die Buchungen würden gut anlaufen. Schweizer Gäste machten zwar den Löwenanteil aus, aber auch bei Buchungen aus dem Ausland sei ein „deutlicher Aufschwung“ zu verzeichnen. Insbesondere in Deutschland, Belgien und den Niederlanden seien Reiseziele wie Crans-Montana, Verbier und Zermatt wieder gefragt. Aufgrund von Umfragen unter den Destinationen und in der Hotellerie erwarte man einen besseren Winter als im Vorjahr, sagte der Sprecher. Und bei schönem Wetter rechne Graubündens Tourismus gar mit einer Wintersaison auf Vor-Corona-Niveau.
Als Vorteil für den Schweizer Skitourismus könnte sich daher erweisen, dass – bis jetzt zumindest – keine Zertifikatspflicht bei den Bergbahnen geplant ist. Somit sind die Regeln in der Schweiz weniger streng als in Österreich und Deutschland. Im Winter 2020/21 ist das Nächtigungsminus in den Bergregionen Wallis (13 Prozent) und Graubünden (6,5 Prozent) relativ moderat ausgefallen. Grund dafür war der hohe Anteil an inländischen Gästen.
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