Commerzialbank Mattersburg: Pucher-Vertraute durfte nicht kündigen

Commerzialbank Mattersburg: Pucher-Vertraute durfte nicht kündigen
Ex-Bankerin Franziska Klikovits will jahrelange Betrügereien gegenüber den Ermittlungsbehörden offenlegen.

Im 700 Millionen Euro schweren Krimi um die Commerzialbank Mattersburg lichten sich langsam die Nebel. Zwar hat die Einvernahme des dritten Bankvorstands ergeben, dass er nichts von den Malversationen des Führungsduos Martin Pucher und Franziska Klikovits mitbekommen hat. Doch Klikovits wird diese Woche erneut von den Ermittlern einvernommen. Sie will ihre Rolle bei den jahrelangen Betrügereien und Täuschungen offenlegen.

„Sie weiß, dass eine Entschuldigung bei dieser Schadenssumme kein Trost ist“, sagt ihr Strafverteidiger Johann Pauer zum KURIER. „Das Einzige, was sie tun kann, ist, dass sie mit dem Sachverständigen und den Ermittlungsbehörden den Sachverhalt bis ins kleinste Detail aufarbeitet, damit alle Geschädigten ein Bild davon bekommen, was hier genau passiert ist.“ Pauer legt aber wert auf die Feststellung, dass sich seine Mandantin „persönlich definitiv nicht bereichert hat“.

"Versucht, Bilanzschaden zu verschleiern"

Klikovits arbeitete zu Beginn ihrer Karriere am Bankschalter. Ende der 1980er-Jahre bzw. Anfang der 1990er-Jahre soll sie dann ihr Vorgesetzter Pucher „gebeten haben, einen Kontoauszug anders darzustellen als er tatsächlich ist“. Bankchef Pucher stand offenbar unter starkem Erfolgsdruck, die Bank sollte einen Gewinn ausweisen. Diese „Bitten“ Puchers sollen sich in der Folge wiederholt haben. Damals hätte Klikovits noch die Reißleine ziehen können, sie schlug aber den falschen Weg ein.

„Meine Mandantin hat sich 1997 dazu entschieden, zu versuchen, den bestehenden Bilanzschaden zu verschleiern. In der Hoffnung, dass man die Geschäftsgebarung der Bank ins Positive drehen kann, hat sie diese Verschleierungshandlungen getätigt“, sagt Pauer zum KURIER. „Dadurch ist ein Kreislauf in Gang gesetzt worden, der das Ganze verschlimmert, statt verbessert hat.“

Bei den Behörden hat die 55-Jährige angegeben, dass sie sich am Anfang der Malversationen „nicht viel gedacht habe, weil sie noch jung war“. Im Laufe der Jahre habe sie sogar immer wieder gekündigt, doch Pucher konnte sie überreden zu bleiben. „Sobald ein anderer Vorstand gekommen wäre, wäre die Sache aufgeflogen“, räumt ihr Verteidiger Pauer ein. So wurden Jahr für Jahr die Verluste verschleiert, das entnommene Geld wurde für die Deckung fiktiver Kredite und für angebliche Zinsgewinne verwendet. Warum die Wirtschaftsprüfer und die Prüfer der Nationalbank die Tricksereien von Pucher & Co. nicht entdeckt haben, müssen die Gerichte klären.

„Der Verschleierungsaufwand war so groß, dass meine Mandantin 365 Tage für die Bank arbeiten musste, sogar am Heiligen Abend“, sagt Pauer. „Sie hat sich ihre eigene Welt zurechtgezimmert. Zum Schluss gab es nur noch die realitätsfremde Hoffnung auf ein Wunder.“

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