Anleger hoffen im Jahr des Hasen auf Erholung an Chinas Börsen
Der Tiger ist Geschichte, nun übernimmt der Hase. Das morgen, Sonntag, beginnende chinesische Neujahr steht im Zeichen des kleinen Wald- und Wiesenbewohners (Erklärung unten). Doch was mag das neue Jahr wirtschaftlich für die zweitgrößte Volkswirtschaft bringen? Nach dem schwächsten Wachstum seit 1976 wird wieder ein Plus von deutlich mehr als fünf Prozent erwartet. Und damit soll es auch an den Börsen Chinas wieder bergauf gehen.
Die Börse in Schanghai verlor im Vorjahr auf Euro-Basis 18 Prozent. Das war nicht nur dem schwachen internationalen Umfeld geschuldet. Sondern natürlich auch den strengen Coronamaßnahmen.
Heuer liegt sie bereits 5 Prozent im Plus. Laut dem irischen Fondsanbieter Comgest dürfte das Jahr 2023 von einer Wachstumsbeschleunigung und einer Erholung der Anlegerstimmung geprägt sein. „Jetzt wurden alle Maßnahmen aufgehoben und es kommt zu einer großen Infektionswelle im Land“, sagt Jimmy Chen, Manager des Comgest Growth China Fund. Aber so werde China den Höhepunkt der Infektionen voraussichtlich früher erreichen und die Wirtschaftstätigkeit schneller als erwartet beschleunigen. Ursprünglich haben Beobachter noch den Volkskongress im März als Zeitpunkt für das Ende der Restriktionen erwartet.
Darüber hinaus ist laut Chen die Industriepolitik unternehmensfreundlicher geworden. Dies zeige sich etwa daran, dass das fast zweijährige harte Vorgehen gegen Tech-Plattformen anscheinend gelockert werde. Auch die Vergabe von Glücksspiellizenzen wurde im April nach einem achtmonatigen Stillstand wieder aufgenommen. Und die Beziehungen zu den USA hätten sich zuletzt stabilisiert.
Und laut Gabriela Tinti, Leiterin der Erste Asset Management Aktienfonds, entwickelt sich auch der Immobilienmarkt bald wieder positiv wegen eines breiten Unterstützungspakets für den gesamten Sektor. Die Lieferkettenprobleme sollten trotz der hohen Infektionszahlen demnach nicht mehr wieder kommen, weil eben die Neujahrsferien jetzt beginnen und diese bis Mitte Februar dauern. „Dann sollte das Schlimmste vorbei sein.“
Probleme
Es gibt aber natürlich auch Probleme. Die hohe Überalterung aufgrund der langjährigen Ein-Kind-Politik, eine hohe Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren ohne guter Ausbildung infolge der Lockdowns. Und ein bisschen anders sieht Tinti die Eingriffe des Staates im IT-Sektor. Demnach wird ein Vertrauensverlust bleiben.
Sie empfiehlt Aktien aus dem Konsumsektor, der Freizeitbranche, Sportartikelhersteller, von Reiseveranstaltern, Fluglinien und Casinos sowie Halbleitertitel. Bei Titeln, die sowohl in New York als auch in Hongkong notieren, tendiert sie zu Hongkong. Denn die Probleme mit der US-Börsenaufsicht seien noch nicht endgültig gelöst. Ein Delisting könnte noch immer erfolgen. Das betrifft rund 200 Konzerne.
Comgest nennt als mögliche Investments die Sportbekleidungsfirma Anta Sports, den Möbelhersteller Suofeiya, die Werbefirma Focus, den Videospielehersteller Tencent und den Biopharmaproduzenten WuXi Biologics. Zu beachten ist, dass ein direkter Kauf von Aktien in Schanghai für ausländische Privatanleger selten möglich ist.
Mehr zum Thema in der aktuellen Folge des KURIER-Finanzpodcasts „Ziemlich gut veranlagt“.
Der Hase
Am Sonntag beginnt in China das Jahr des Hasen, geprägt vom Element Wasser.
Wie schon 2022 im Jahr des Tigers soll auch heuer ein Jahr des Umbruchs sein, aber ohne größere Höhen und Tiefen.
Es soll im Jahr des „Wasserhasen“ möglich sein, auftauchende Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Denn der Hase stehe für Ordnung und Klarheit, heißt es in China.
Wachstum
Chinas Wirtschaft wuchs im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent. Die Regierung hatte eigentlich 5,5 Prozent angestrebt. 2021 waren es noch 8,4 Prozent.
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