Parallelfall E-Autos
Nicht die einzige Front, die die EU in diesen Tagen gegen die Chinesen eröffnet. Auch im Falle von mehreren Herstellern von Elektroautos und deren Batterien sind gerade ähnliche Verfahren im Laufen. Die Urteile und die Verhängung möglicherweise hoher Strafzölle – wenn auch nicht so brutal wie in den USA – werden in den nächsten Wochen erwartet.
Ein Balanceakt für beide Seiten, gerade in der Solarbranche. Entsprechend geräuschlos hat sich Longi aus dem Geschäft in Rumänien zurückgezogen, begleitet von öffentlichen Stellungnahmen, dass man gerne auch in Zukunft mit den Partnern in Europa an der Klimawende arbeiten werde.
Chinas Firmen dominieren völlig den Markt
Auch in Brüssel versucht man die Sache möglichst ohne übertriebene Dramatik zu regeln. Denn einerseits will und muss man sich irgendwie gegen die längst übermächtige Konkurrenz wehren, andererseits aber ist Europas Solarwirtschaft ohnehin längst von China abhängig, zumindest was dessen Solarpaneele betrifft. Die großen chinesischen Firmen dominieren den Markt völlig und sie haben es auch geschafft, die Preise inzwischen soweit zu senken, dass kein westlicher Hersteller mehr mithalten kann. Silicium, der Rohstoff für die Solarzellen, kommt auch fast ausschließlich aus China und wird auf dem Markt zu einem Preis gehandelt, der laut Experten die Kosten der dortigen Hersteller längst nicht mehr trägt.
Grund genug für die EU-Kommission, hinter all dem großzügige Subventionen zu vermuten. Schließlich leide China längst an einer Überproduktion, die man so in den Markt pressen wolle.
Doch gerade auf dem Markt für erneuerbare Energien sind staatliche Subventionen eigentlich gang und gäbe. Auch Europas Hersteller haben lange von den staatlich unterfütterten Einspeistarifen profitiert, die für Solarstrom bezahlt wurden.
Ohne staatliche Gelder chancenlos
Ohne Subventionen aber werden Europas Hersteller von den Chinesen glatt überfahren. Laufend sperrt irgendwo im EU-Raum ein Solarzellenhersteller zu, so etwa die Schweizer Firma Meyer Burger vor wenigen Wochen im Erzgebirge in Sachsen. 500 Mitarbeiter sollen auf die Straße gesetzt werden. Ein paar Tausend werden bald folgen, warnten in Folge die wenigen verbliebenen Produzenten die EU-Kommission in einem offenen Brief an Brüssel. Wenn man Europas Solarindustrie nicht endlich gezielt fördere, sei es endgültig zu spät und die chinesische Marktbeherrschung sei bis auf weiteres einzementiert.
Den Solarboom nicht bremsen
Ganz anders sieht man das übrigens bei jenen Firmen, die für Verarbeitung, Installation und Montage der Solarpanele verantwortlich sind. Dort treiben die niedrigen Preise für die chinesische Ware den Boom nur weiter voran. Von möglichen Importbeschränkungen oder Zöllen will man also nichts wissen. Es habe doch keinen Sinn, kritisiert man solche Überlegungen, den Solarboom abzuwürgen und den Kampf gegen den Klimawandel zu bremsen. Europas Hersteller seien nicht nur zu teuer, sie hätten schlicht nicht die Kapazitäten, um den Bedarf zu decken.
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