Brutzelnde Geschäfte: Wer vom Grill-Boom am meisten profitiert
Mit den steigenden Temperaturen wächst bei Vielen auch die Lust, das Abendessen über einer Flamme auf dem Rost zuzubereiten. Für das Grillen gibt es heutzutage ein fast endlos wirkendes Angebot.
Vom kleinen Elektrogrill für den städtischen Balkon bis hin zur vollausgestatteten Outdoorküche ist alles dabei. Einen passenden Grill gibt es für jeden Kunden – und für jedes Geldbörserl. Hinter dem „Freizeitsport“ Grillen steckt ein ganzes Business.
Umsätze wachsen
Und dieses wächst: „Der Grill-Boom hat vor etwa sechs Jahren eingesetzt. Seither ist der Markt immer größer geworden und viele Hersteller haben profitiert“, sagt Marina Freundl, Österreich-Chefin des Gasgrill-Herstellers Napoleon. Deswegen habe Napoleon in den vergangenen Jahren seinen Umsatz in Österreich immer weiter gesteigert.
Auch die Firma Weber-Stephen, der Marktführer bei den klassischen Kugelgrillern, konnte den Umsatz im Bereich Grill und Zubehör 2023 um 15 Prozent zum Vorjahr steigern. Genaue Zahlen nennt keines der beiden Unternehmen.
Grillen ist teurer geworden
Das Wachstum liegt nicht nur an höheren Absätzen, sondern primär daran, dass Menschen heute mehr Geld für den Freizeitsport ausgeben als noch vor wenigen Jahren. „Wir sehen einen Trend in Richtung Premium-Grills“, sagt Weber-Stephen Österreich-Chef Daniel Ipser dem KURIER. „Vor zehn Jahren war es noch undenkbar, dass Kunden einen Grill kaufen, der 800 oder 1.000 Euro kostet. Heute ist das der Standard“, bestätigt Freundl.
Das Einsteigermodell unter den Kugelgrillern von Weber kostet etwa 300 Euro. Der US-Hersteller produziert in Polen und Übersee, heißt es. Die Weber-Elektrogeräte liegen je nach Größe zwischen 430 und 730 Euro. Die Gasgriller des kanadischen Herstellers Napoleon beginnen bei grob 400 Euro. Für die besseren Modelle müssen Kunden zwischen 1.000 und 2.000 Euro bezahlen.
Vollständige Outdoorküchen kosten je nach Ausstattung 5.000 Euro aufwärts. Napoleon produziert primär in Kanada, die günstigeren Modelle werden in China gefertigt. Auch in Österreich werden Griller hergestellt, etwa die strom- oder gasbetriebenen Otto-Wilde-Modelle bei Miele in Salzburg. Diese kosten zwischen 800 und 1.000 Euro.
Auch Geschäft mit Zubehör boomt
Mit dem Grillgerät allein ist es nicht getan. Auch das Geschäft mit dem Zubehör boomt. Egal ob Smoking-Accessoires, Edelstahl-Grillschalen oder Rippchenhalter – Kunden sind bereit dafür, einiges an Geld zu bezahlen.
„Grillen ist für die Hersteller ein Business geworden. Das ist keine Frage“, sagt auch Doppel-Grillweltmeister Adi Matzek. Er betreibt selbst einen Shop und eine Grillschule, wo er Kurse und Seminare ab etwa 140 Euro anbietet.
Die Auswahl an Geräten und Zubehör ist groß, aber worauf kommt es wirklich an? Der KURIER hat bei Doppel-Grillweltmeister Adi Matzek nachgefragt.
Bei der Wahl des Grills geht es für Matzek nicht nur um den Preis. Zwar sei „ein gutes Werkzeug die Basis für ein gutes Ergebnis“, jedoch sei es wichtiger, dass das Gerät zu den individuellen Bedürfnissen passt, so Matzek. Kugelgriller mit Kohle sind günstiger, gas- oder strombetriebene Geräte sind geruchsarm und schnell einsatzbereit. Auch die Temperatur lässt sich genauer regeln. Der Weltmeister selbst nutzt am liebsten einen kleinen, tragbaren Gasgrill.
Wichtiger als das Gerät selbst ist für den Experten, was auf den Rost kommt. „Wer bewusst gute Lebensmittel einkauft, kann beim Grillen gar nichts falsch machen“, sagt Matzek. Hobby-Grillmeister sollten auf die Herkunft und Bestandteile der Lebensmittel achten, gerade beim Fleisch.
„Hochwertiges Fleisch, wie etwa für Steaks, zeichnet sich durch das Gütesiegel Fett aus“, so Matzek. Um die perfekten Steaks über der Flamme zuzubereiten, rät der Experte dazu, den heißen Rost gut einzuölen und das Fleisch solange zu erhitzen, bis Saft austritt. Dann soll es gewendet werden. Steigt auch auf der anderen Seite Saft aus den Fasern auf, soll das Steak bei mäßiger Hitze für drei bis fünf Minuten nachziehen und im Anschluss quer zur Faser dünn aufgeschnitten werden. Matzek empfiehlt, Burger genauso zuzubereiten wie Steaks (bis auf den letzten Schritt), damit diese nicht trocken werden.
Würstel ritzt der Weltmeister vor dem Grillen leicht diagonal ein, damit sie auf dem Rost nicht unkontrolliert aufplatzen. Er erhitzt sie fünf bis acht Minuten lang indirekt und röstet sie dann unter mehrmaligem Wenden auf direkter Hitze fertig. „Legt man die Würste quer zum Rost auf, bekommen sie ein besonders schönes Grillmuster“, so der Experte.
Fleischloses Grillgut im Trend
Auch Fleischproduzenten profitieren vom Boom. „Grillprodukte sind für die Branche ein wichtiges Saisongeschäft“, sagt etwa Wiesbauer-Chef Thomas Schmiedbauer. Laut einer Studie der AMA aus 2023 sind unter den Fleischprodukten Würste das beliebteste Grillgut, gefolgt von Schweinefleisch und Huhn. Eine gute Qualität wird immer wichtiger, und die hat ihren Preis. Vor allem junge Menschen grillen immer häufiger fleischlos.
Bei einer aktuellen Studie des Gewürzhändlers Kotányi gaben fast 80 Prozent an, dass sie gerne Gemüse auf den Rost legen. Aber auch pflanzliche Fleisch-Alternativen sind im Trend, worauf auch Lebensmittel-Hersteller reagieren. Der Wurstproduzent Berger Schinken stieg etwa kürzlich mit pflanzlichen Bratwürsten in den Markt des fleischlosen Grillguts mit ein.
Auch für entspannte Freizeitbeschäftigungen gibt es Regeln – so auch für das Grillen. Wo darf man Lebensmittel auf dem Rost brutzeln und was ist zu beachten?
Allgemein ist das Grillen auf dem eigenen Grundstück erlaubt, solange es nicht übertrieben wird. Das gilt für Eigentümer und Mieter. Nachbarn haben gelegentliche Rauch- und Geruchseinwirkungen im ortsüblichen Maß zu dulden. Kommt es aber zu einer massiven und häufigen Belästigung durch Rauch, Lärm oder Geruch, können Nachbarn mit einer Unterlassungsklage dagegen vorgehen.
Grillen kann aber auch verboten sein, etwa wenn der Mietvertrag oder die Hausordnung es untersagt. Vermieter können ein allgemeines Verbot aussprechen oder eines in einzelnen Zonen, wie etwa im Innenhof. Es können auch nur einzelne Brennarten untersagt werden (etwa Holzkohle).
Ist das Grillen erlaubt, sind einige Dinge zu beachten:
- So sollen Grillvorrichtung und Brennmaterial abhängig von Größe des Gartens und Nähe zu den Nachbarn gewählt werden.
- Offene Feuerstellen am Boden oder das Verbrennen von Küchenabfällen sind etwa verboten.
- Neben Rauch und Gestank ist auch übermäßiger Lärm zu vermeiden und es sind die gesetzlichen Ruhezeiten zu beachten.
- In der freien Natur ist das Kochen auf Flammen fast überall durch Landesgesetze verboten (außer auf ausgewiesenen Grillplätzen).
- In Naturschutzgebieten gilt ein grundsätzliches Verbot. Verstöße können Geldstrafen von mehreren Tausend Euro oder Freiheitsentzug zur Folge haben.
Kohle, Strom oder Gas?
Bei der Frage, wie ein Grill beheizt werden soll, scheiden sich die Geister. Verfechter von Holzkohle und Briketts schwören auf rauchige Aromen und ein besonderes Ambiente. Trotzdem sind Gas- und Elektrogeräte bereits seit Jahren auf dem Vormarsch. Das liegt vor allem an der einfachen Bedienbarkeit, besseren Temperaturregulation und der kurzen Vorlaufzeit. Gas und Strom haben auch beim Thema Umwelt die Nase vorne. Laut Studien stößt Holzkohle beim Verbrennen fast drei Mal so viel aus wie Gas.
Auch die Zusammensetzung der Kohle ist häufig problematisch. Davor warnt etwa Johannes Heiml, Nachhaltigkeitsexperte bei der Arbeiterkammer Oberösterreich. Bereits in mehreren Untersuchungen wurden in Kohle und Briketts Holzarten gefunden, die nicht auf den Verpackungen angegeben waren. Unter den gefundenen Hölzern waren auch tropische Arten etwa aus Südostasien oder Afrika.
„Selbst bei großen und bekannten Herstellern waren die Angaben nicht korrekt“, sagt Heiml dem KURIER. Hersteller seien nicht verpflichtet, die Zusammensetzung und Herkunft der Kohle anzugeben. Heiml empfiehlt deshalb auf die Nachhaltigkeitssiegel FSC und PEFC zu achten oder Holzkohle direkt bei einem heimischen Köhler zu beziehen. Auch Grillkohle aus Olivenkernen oder Kokosnussschalen stellen eine nachhaltigere Alternative zur klassischen Holzkohle dar.
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