Schweizer Regierung stoppt Boni-Exzesse bei der Credit Suisse
Wie passt das zusammen? Da wird die Bank gerade mit Hilfe des Staates vor der Pleite gerettet und zugleich darf sich das Management über satte Bonus-Zahlungen für ein desaströses Geschäftsjahr samt Kursgemetzel freuen. Wie die Credit Suisse am Dienstag bestätigte, sollen noch in dieser Woche die zugesagten Jahresboni für das abgelaufene Jahr in Höhe von einer Milliarde Franken ausbezahlt werden. Auch an den vereinbarten Gehaltserhöhungen ändere sich nichts, wurde den Angestellten in einer internen Mitteilung zugesichert. Große Teile davon wurden schon ausgeschüttet.
Doch bei dieser Teilausschüttung bleibt es vorerst. Wie die Schweizer Regierung am Dienstagabend mitteilte, hat das Finanzministerium aufgeschobene variable Vergütungen, zum Beispiel in Form von Aktien, vorläufig gestoppt. Laut Bankengesetz kann so eine Maßnahme für große Finanzinstitute angeordnet werden, die Staatshilfen in Anspruch nehmen. Bereits ausbezahlte oder in Auszahlung befindliche Vergütungen seien nicht betroffen, stellte die Regierung klar.
Die schwer angeschlagene Credit Suisse wurde am Wochenende in einer von der Regierung orchestrierten Rettungsaktion von der Rivalin UBS übernommen.
Bonus für Rekordverlust
Dass Boni an leitende Angestellte eigentlich Erfolgsprämien sind und die Bank 2022 einen Rekordverlust von 7,3 Milliarden Franken einfuhr, spielte bei der Bank zuerst offenbar keine Rolle. Die Vergütungspolitik der Bank ist nämlich komplex und darauf ausgerichtet, Spitzenkräfte im Bereich Investmentbanking zu halten oder von der Konkurrenz abzuwerben. Laut NZZ verdiente 2021 eine Gruppe von 1.432 CS-Führungskräften knapp 1,5 Milliarden Franken, im Schnitt also mehr als eine Million Franken pro Kopf. Der Tagesanzeiger rechnete nach, dass die Bank seit 2013 insgesamt 32 Milliarden Franken an diverser Boni ausbezahlt hat, während sie kumuliert 3,2 Milliarden Verlust schrieb.
Missmanagement
Belohnung auch für Miss-Management? Die Aufregung darüber lässt seit der überhasteten Rettungsaktion durch die Übernahme der UBS am Sonntagabend die Wogen hochgehen und dominiert die politischen Debatten. "Wenn man die Geschichte der CS ansieht und vor allem ihre Schlagzeilen, ihre Verluste, dann ist die Boni-Kultur natürlich in den letzten Jahren komplett aus dem Ruder gelaufen", kritisierte etwa der Schweizer Finanzprofessor Alfred Mettler gegenüber dem SRF.
Noch am Montagabend versammelten sich Hunderte Demonstranten vor der Bankzentrale in Zürich und forderten ein sofortiges Boni-Verbot. Dem schlossen sich Politiker aus allen Parteien an. Die bürgerliche FDP, sonst eher zurückhaltend bezüglich staatlicher Eingriffe in Gehaltsfragen, fordert darüber hinaus auch eine Zurückzahlung der Boni aus den vergangenen Jahren. "Die Gier einzelner Banker war größer als ihre Verantwortung", sagte FDP-Nationalrat Beat Walti.
Sammelklagen drohen
Ein juristisches Nachspiel hat die behördlich verfügte Komplettabschreibung auf AT-1-Anleihen, die damit für ihre Besitzer wertlos sind. Mehrere Kanzleien in den USA und Großbritannien arbeiten bereits an Sammelklagen. Es geht um 16 Milliarden Franken, die Banken, Versicherer und andere Anleger in solche nachrangigen Anleihen investiert hatten. Eine davon war die Allianz-Tochter Pimco, die einem Insider zufolge rund 317 Millionen Euro abschreiben muss.
Für die Kunden der CS soll sich bis zur Umsetzung der Fusion mit der UBS nichts ändern, verspricht die Bank. Als Zeithorizont für den Vollzug der Zwangsehe wird Ende 2023 genannt.
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