Bitter: Millionenpleite eines Riesen-Ferienparks

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Das Tourismusprojekt steht mit 20,5 Millionen Euro Schulden unter Wasser. Langwierige Umweltverträglichkeitsprüfung kostete eine Million Euro. Investoren bangen um Geld.

„Die Fertigstellung war nicht mehr möglich, weil einerseits aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Niederlanden - dem Sitz der Hauptinteressenten und meisten Vertriebsaktivitäten - derartige Auslandsimmobilien nicht mehr verwertbar waren, andererseits eine entgegen einer vorherigen Aussage der Salzburger Landesregierung eingeleitete Umweltverträglichkeitsprüfung mit einer Dauer von drei Jahren und Kosten in der Größenordnung von fast einer Million Euro stattfand“, teilt das insolvente Unternehmen dem Konkursgericht mit. „Nach drei Jahren dieser UVP wurde das ganze Projekt umgeplant, was neuerlich Kosten und Zeit in Anspruch genommen hat, sodass sich der Geschäftsführer in weiterer Folge bemüht hat, weitere Investoren zu finden." Nachsatz: "Trotz Zusicherung der Finanzierung der Fertigstellung gegenüber dem Geschäftsführer ist es dazu nicht mehr gekommen, weil letztendlich die Banken den Investor nicht mehr finanziert haben."

Ferienanlage in Bad Gastein

Laut Creditreform und KSV1870 hat die Projektmanagement Ferienpark Gastein GmbH, die sich auf die Errichtung und den Betrieb eines Ferienparks spezialisiert hat, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Der Ferienpark (drei Hektar) gehört zur Gemeinde Bad Gastein, liegt im Ortsteil Bad Bruck. Offenbar hat man sich mit diesem Projekt aber kräftig übernommen.

Ursprünglich sollten mit dem Ferienpark 680 Betten für den Ganzjahrestourismus geschaffen werden. Im ersten Teil 160 Betten und im zweiten Teil zwölf Häuser mit 520 Betten. Die Käufer sollten die Wohnungen nur wenige Wochen selbst nutzen, die restliche Zeit sollten sie vermietet werden. Unter dem Begriff Time Sharing erfreuten sich diese Projekte vor 20 bis 30 Jahren großer Beleibtheit, kamen aber immer mehr aus der Mode.

Bitter: Millionenpleite eines Riesen-Ferienparks

Bad Gastein

Schulden und Vermögen

Laut Bilanz 2017 werden die Verbindlichkeiten mit 20,5 Millionen Euro beziffert, dabei handelt es sich hauptsächlich um Darlehen anscheinend von Investoren, 4,685 Millionen Euro entfallen auf eine regionale Bank und 1,026 Millionen Euro auf Lieferanten. Die erhaltenen Anzahlungen werden mit 1,782 Millionen Euro ausgewiesen. Bei einer Baufirma und einer Baumanagementfirma sollen jeweils 400.000 Euro offen sein.

Massive Verluste aktivierte Kosten

Der Bilanzverlust 2017 wird mit 9,662 Millionen Euro beziffert, der Verlustvortrag aus den Vorjahren mit 9,697 Millionen Euro. Der operative Jahresverlust 2017 wird mit 228.500 Euro angeführt.

Das Vermögen wird mit 10,616 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 4,18 Millionen Euro auf Grundstücke und Bauten, 4,116 Millionen Euro auf Planungskosten und 2,168 Millionen Euro auf Baukosten; und 3,52 Millionen Euro entfallen auf sonstige Verbindlichkeiten, Darlehen ohne Verzinsung. Die Beteiligung Resort Bad Gastein Betriebs GmbH wird mit 32.000 Euro beziffert.

Der Hintergrund - keine Bilanz 2018

Eigentlich wurde laut Creditreform nur ein einziges Bauprojekt begonnen, die Ferienanlage Bad Bruck in Bad Gastein. Die Gesamtfläche der Liegenschaften beträgt 30.800 Quadratmeter. Es wurden im Jahr 2008 sechs Apartementblocks im Rohbau mit 32 Apartements errichtet, 14 Käufer haben 26 Apartments angezahlt. Ihnen wurde ein Wohnungseigentum eingeräumt. Für das Geschäftsjahr 2018 wurde anscheinend keine Bilanz erstellt, zum Stichtag 10. März 2019 sollen neun Apartements um 1,931 Millionen Euro verkauft worden sein; dabei handelt es sich aber nur  um 70 Prozent des Kaufpreises.

Das Unternehmen gehört je zur Hälfte der EB Holding B.V. und der E.J.W. Smoorenburg Holding B.V., beide mit Sitz in den Niederlanden.

Gerichtliche Exekutionsverfahren

Die Liegenschaft umfasst 30.830 Quadratmeter, davon entfällt der Großteil auf landwirtschaftliche Flächen. Für eine Teilfläche (9322 Quadratmeter) ist eine Bauplatz-Widmung verbüchert. Die Hausbank hat Höchstpfandrechte in Höhe von drei Millionen Euro, 1,8 Millionen Euro und 400.000 Euro im Grundbuch eintragen lassen. Neun Käufer haben Pfandrechte in Höhe von 162.500 Euro bis 325.000 Euro eingetragen. Das macht unterm Strich 2,6 Millionen Euro

Die Gemeinde Bad Gastein führt bzw. führte ein gerichtliches Exekuktionsverfahren um einen Betrag in Höhe von 41.637 Euro, das Verfahren stammte aus dem Jahr 2011. Offenbar ein holländischer Investor hat im Jahr 2015 ein gerichtliches Exekutionsverfahren geführt, dabei geht es um 853.741 Euro samt Zinsen und Kosten. Dazu soll auch ein Vergleich geschlossen worden sein. Dieser Investor hat aber im Vorjahr ein weiteres Exekutionsverfahren (200.000 Euro) einleiten lassen. Einen weiteren Exekutionstitel hat ein Architektenbüro 2017 erwirkt, es ging um eine Vollstreckung in Höhe 16.580 Euro.

 

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Der Grundbuch-Auszug

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