Beschäftigte wollen sich Kollektivvertrag erstreiken

ARCHIV - Mitarbeiter der Versandabteilung des Amazon Logistik-Zentrums in Pforzheim (Baden-Württemberg), verpacken am 11.12.2012 Waren in Pakete (Aufnahme mit Langzeitbelichtung). Der Einzelhandel unterliegt einem ständigen Wandel. Durch den Boom des Online-Handels sind die stationären Händler noch mehr gefordert, ihren Laden am Laufen zu halten. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa (zu dpa «Einzelhandelsverband: Online-Handel bedroht Innenstädte nicht» vom 12.02.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
In einer Urabstimmung stimmten die Gewerkschafter des Logistikzentrums Leipzig für die Arbeitsniederlegung.

Die Gewerkschaft ver.di will den deutschen Versandriesen Amazon zur Aufnahme von Tarifgesprächen zwingen und bereitet Streiks in Leipzig vor, um den Druck auf den Konzern zu erhöhen. Das ist das Resultat einer Urabstimmung, bei der 97 Prozent der teilnehmenden ver.di-Mitglieder für Arbeitsniederlegungen gestimmt haben, wie Gewerkschaftssprecher Jörg Lauenroth-Mago am Freitag mitteilte. „Wir werden nicht locker lassen, bis wir einen vernünftigen Tarifabschluss haben.“ Die Arbeitnehmervertreter wollen mit den Tarifverhandlungen einen Anschluss zu den besseren Konditionen des Versand- und Einzelhandels erreichen. Dazu gehört unter anderem eine Lohnuntergrenze von 10,66 Euro pro Stunde. Die letzten Sondierungsgespräche waren ergebnislos abgebrochen worden.

Die Verdi-Mitglieder bei Amazon in Leipzig sind bundesweit die ersten, die mit Arbeitskämpfen einen Kollektivvertrag erreichen wollen. An der Urabstimmung hatten sich 92 Prozent der 520 Gewerkschaftsmitglieder beteiligt. Am sächsischen Standort arbeiten laut Gewerkschaft rund 1200 Festangestellte sowie 800 befristet Beschäftigte, bundesweit sind es insgesamt 9000. Jetzt werde die Gewerkschaft ganztägige und mehrtägige Streiks planen, sagte Lauenroth-Mago. Wann diese stattfinden werden, ließ er offen.

Der Konzern äußerte sich am Freitag nicht direkt zu den Forderungen. Eine Amazon-Sprecherin teilte lediglich mit: „Mitarbeiter der deutschen Logistikzentren liegen mit ihrem Einkommen am oberen Ende dessen, was in der Logistikindustrie üblich ist.“ Ob und welche Auswirkungen die Entscheidung zu Arbeitsniederlegungen in Leipzig auf andere Standorte hat, dazu wollte sich der Konzern nicht äußern. Offen ist zudem, ob Kunden wegen des Tarifstreits mit Einschränkungen rechnen müssen.

Amazon wird schon seit geraumer Zeit aufgrund von Niedriglöhnen und der im Betrieb herrschenden Arbeitsbedingungen kritisiert. Im Februar flog ein Skandal rund um die schlechte Behandlung von Leiharbeitern auf, dabei geriet auch der österreichische Personaldienstleister Trenkwalder unter Beschuss.

Kommentare