Amazon kündigt Saisonarbeiter-Firma

Blick in ein Lager im Amazon Logistik-Zentrum Pforzheim (Baden-Württemberg) aufgenommen am 19.10.2012. Der Internet-Versandhändler hat in Pforzheim einen neuen Standort eröffnet. Foto: Uli Deck/dpa (zu dpa "Voller Erwartung vor halbleerem Lager: Amazon in Pforzheim" vom 23.10.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Skandal um schlechte Arbeitsbedingungen zieht immer weitere Kreise. Nun ermittelt auch die Kartellbehörde.

Der Internet-Versandhändler Amazon bemüht sich nach Vorwürfen wegen schlechter Arbeitsbedingungen in Deutschland um Schadensbegrenzung. Das Unternehmen kündigte nun nicht nur einen umstrittenen Sicherheitsdienst, sondern auch einem Dienstleister, der für die Unterbringung von ausländischen Saisonarbeitern zuständig war. Man sei bei der Vermittlung von 68 Saisonarbeitskräften aus Spanien stets davon ausgegangen, dass diese bei Amazon direkt eingestellt würden, erklärte man bei der Agentur Bad Hersfeld-Fulda. Wie die Beschäftigten selbst habe man erst zwei Tage vor Arbeitsantritt erfahren, dass eine Zeitarbeitsfirma zwischengeschaltet werden sollte.

Die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Personaldienstleistungskonzern Trenkwalder bleibt bestehen, gab Amazon am Mittwoch bekannt. Gegen Trenkwalder läuft wegen der schlechten Bedingungen von Amazon-Leiharbeitern eine Sonderprüfung des deutschen Arbeitsministeriums. Sollten sich die Verdachtsmomente erhärten, könnte Trenkwalder seine Lizenz in Deutschland verlieren,.

Trenkwalder hat am Dienstag sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen und behauptet, dass die Prüfung der Bundesagentur für Arbeit (BA) "die öffentlich vorgebrachten Anschuldigungen nicht bestätigt" habe. Dem widersprach das Arbeitsministerium - die Prüfung sei nach wie vor im Gange.

Wettbewerbsbehörde

Amazon droht aber auch Ungemach von Seiten der Kartellbehörde. Wie das Kartellamt am Mittwoch in Bonn mitteilte, startete die Behörde eine Überprüfung der Klauseln von Amazon für Drittanbieter, die über die Online-Plattform ihre Produkte verkaufen. Diese Klausel untersage den Händlern, Produkte, die sie auf Amazon anbieten, auf anderen Plattformen im Internet günstiger zu verkaufen als bei Amazon. Dies gelte etwa, wenn die Produkte neben Amazon auch über das Online-Auktionshaus eBay oder die eigenen Internetseiten der Verkäufer angeboten würden.

Widerstand

Unterdessen formiert sich im Netz weiter Widerstand. "amazon? Nein Danke“ – so nennt sich eine jüngst auf Facebook formierte Protestgruppe, die infolge des Skandals um die widrigen Arbeitsbedingungen bei dem Onlinehändler in Deutschland gegründet wurde. Nicht mehr gefallen lassen wollen sich zwei Kleinverlage die "katastrophal schlechten Bedingungen". Der Mainzer VAT Verlag und der Verlag Ch. Schroer aus Lindlar bei Köln beendeten deswegen die Kooperation mit Amazon. Begründet wurde dieser Schritt unter anderem mit hohen Rabattforderungen von Amazon und einem "schrecklichen Warenwirtschaftssystem".

Grüne: "Drangsalierung nicht dulden"

Die Opposition im hessischen Landtag sieht Amazon als Fall für die Gewerbeaufsicht. Dafür sei die Landesregierung zuständig, die eingreifen müsse, sagte der Abgeordnete Wolfgang Decker (SPD) in Wiesbaden. Der Fall zeige, dass der Arbeitsmarkt bei Leiharbeit und Niedriglöhnen neu geordnet werden müsse. "Drangsalierung und Ausbeutung" dürften in Hessen nicht geduldet werden, erklärten die Grünen. Ähnlich äußerte sich die CDU, sie verwies auf die von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) initiierte Überprüfung. Auch Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat von Amazon Aufklärung verlangt.

Der Online-Händler Amazon hat in Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Wert von mehr als 8,7 Mrd. Dollar (6,42 Mrd. Euro) verkauft. Das Geschäft in Deutschland wuchs damit etwas langsamer als der weltweite Umsatz von Amazon, der um mehr als ein Viertel gegenüber dem Vorjahr zulegte.

Insgesamt verzeichnete Amazon einen Jahresumsatz von 61 Mrd. Dollar nach 48 Mrd. Dollar im Jahr 2011. Allerdings bleib unterm Strich ein Verlust von 39 Mio. Dollar übrig, nachdem der Online-Händler im Vorjahr noch 631 Mio. Dollar Gewinn gemacht hatte.

Kampf wird härter

Amazon setzt auf günstige Preise, einen schneller und oft kostenloser Versand sowie neue Produkte. Das sichert Marktanteile gegenüber anderen Onlinehändlern und setzt die Konkurrenten im stationären Handel unter Druck. Gleichzeitig bekommt Amazon wegen der hohen Investitionen etwa in neue Versandzentren sowie magerer Gewinnspannen bei vielen Artikeln kaum etwas heraus.

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