Benko-Prozess: Ein Promi-Paar auf der Anklagebank

Ein elegant gekleidetes Paar posiert lächelnd vor einer rotbraunen Wand mit Sponsorenlogos.
Am Mittwoch müssen sich René Benko und seine Frau Nathalie wegen betrügerischer Krida vor Gericht verantworten.

Zusammenfassung

  • René Benko und seine Frau Nathalie stehen wegen betrügerischer Krida vor Gericht, ihnen wird vorgeworfen, Vermögenswerte vor Gläubigern versteckt zu haben.
  • Laut Anklage sollen Bargeld, Luxusuhren und Schmuck im Wert von rund 370.000 Euro in einem Tresor bei Verwandten verborgen worden sein.
  • Die Vorwürfe werden von den Angeklagten bestritten, der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt und umfasst Zeugenaussagen sowie einen Sachverständigen.

Nach dem spektakulären Zusammenbruch des Signa-Imperiums mit rund 400 insolventen Gesellschaften im In- und Ausland zählt sprichwörtlich jeder Cent. Das gilt nicht nur für die Gläubiger, die bisher 37 Milliarden Euro Forderungen angemeldet haben, sondern vor allem für Gründer René Benko. Das hat der erste Prozess gegen den gefallenen Immobilien-Spekulanten im Oktober gezeigt.

Da wurde der Tiroler am Landesgericht Innsbruck von einem Schöffensenat der betrügerischen Krida schuldig gesprochen und – nicht rechtskräftig – zu einer unbedingten zweijährigen Haftstrafe wegen 300.000 Euro Schaden verurteilt. Ein Cent mehr, und der Strafrahmen hätte bis zu zehn Jahre betragen.

Am Mittwoch muss sich der Immo-Pleitier erneut im Schwurgerichtssaal in Innsbruck wegen betrügerischer Krida auf die Anklagebank setzen. Doch diesmal wird auch seine Ehefrau Nathalie dort Platz nehmen, der Beitragstäterschaft vorgeworfen wird. In dieser Causa beträgt die Strafdrohung nun ein bis zehn Jahre Haft. Gleich vorweg: Die Vorwürfe werden von den Eheleuten bestritten.

Laut Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) soll das Ehepaar 120.000 Euro in bar sowie Luxusuhren und Manschettenknöpfe im Wert von 248.817 Euro vor dem Insolvenzverwalter des Immobilienjongleurs versteckt haben. Somit sei der Befriedigungstopf der Gläubiger Benkos um diesen Betrag geschmälert worden.

Luxus-Armbanduhr der Marke Patek Philippe

Den ersten Anstoß für die Ermittlungen hatte Benkos Masseverwalter Andreas Grabenweger gegeben. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass Benko eine Luxus-Armbanduhr der Marke Patek Philippe und zwei dazu passende Manschettenknöpfe nicht im verpflichtenden Vermögensverzeichnis angeführt hatte.

Die weiteren Ermittlungen der Soko Signa ergaben anhand von sichergestellten Versicherungsdokumenten und Handy-Fotos, dass der Verbleib von neun Herren-Armbanduhren unbekannt war, aber diese von Benko getragen worden sind, heißt es in der Anklage, die dem KURIER vorliegt.

Zeuge packte aus

Wie es der Zufall wollte, hat ein ehemaliger Bodyguard der Familie Benko bei der Polizei ausgeplaudert, „dass Ende 2023 Tresore unbekannten Inhalts, aber seinem Eindruck nach allerdings mit Wertgegenständen in ein Haus von ,Moni‘ und ,Berni‘“ im Tiroler Oberland verbracht worden seien. Bei Letzteren handelt es sich um Tante und Onkel von Nathalie Benko.

Grund für die Festnahme Benkos

Am 23. Jänner 2025 wurde deren Haus durchsucht. Dabei wurden das Bargeld und die wertvollen Uhren sowie sieben Diamantringe gefunden. Am Ende haben die Ermittler der Signa Soko insgesamt elf Uhren sichergestellt. René Benko wurde noch am Tag der Razzia festgenommen und am nächsten Tag wurde über ihn die Untersuchungshaft verhängt.

Zwei Monate nach seiner Verhaftung räumte Benko gegenüber den Ermittlern ein, dass er zu Weihnachten 2021 je vier Uhren zwei Söhnen geschenkt habe, drei Uhren seien Gastgeschenke gewesen. Und das sichergestellte Bargeld (120.000 Euro) seien „Ersparnisse seiner Frau“. Den Tresor hatten Onkel und Tante im März 2024 auf Ersuchen ihrer Nichte Nathalie angeschafft, im Haus aufstellen lassen und hinter Weinschachteln versteckt.

Ein gemeinsamer Tatplan?

„Die Schenkung äußerst hochpreisiger, gebrauchter Armbanduhren und Manschettenknöpfe an ein elf- und ein sechsjähriges Kind erscheint aufgrund der allgemeinen Lebenserfahrung überaus ungewöhnlich“, heißt es in der Anklage. Es seien „keinesfalls übliche Geschenke, besonders nicht für Kinder dieses Alters“. Außerdem seien Schenkungsmeldungen an die Finanz unterblieben.

Die Ankläger führen auch aus, dass René Benko diese Uhren und Manschettenknöpfe nach der Schenkung immer wieder getragen habe.

„Aufgrund einer Zusammenschau der Beweisergebnisse ergibt sich, dass die Angeklagten im Zusammenhang mit der Anschaffung des Tresors einen gemeinschaftlichen Tatplan mit dem Inhalt verfolgten, die jeweiligen ,Lieblingsstücke’ samt einer ,Bargeldreserve’ außerhalb des eigenen Hauses in Sicherheit zu bringen – insbesondere vor den Gläubigern von René Benko“, heißt es in der Anklage.

Brisanter Zeitpunkt der Tresor-Bestellung

Nathalie Benko soll gewusst haben, dass René Benko zum Zeitpunkt der Anschaffung des Tresors Schuldner mehrere Gläubiger war. Sie wollte ihm angeblich „durch Überlassung des Tresors für seine eigenen Vermögenswerte helfen, die Befriedigung seiner Gläubiger zu vereiteln oder zu schmälern“.

„Zudem handelt es sich bei den Angeklagten um Eheleute, die zweifellos über wesentliche und einschneidende Entwicklungen, wie die sich massiv verschlechterte finanzielle Situation des Erstangeklagten und seine anstehende Insolvenz, gesprochen haben“, so die WKStA. Der zeitliche Zusammenhang liege auf der Hand. Die Ermittler der Soko Signa konnten nachweisen, dass der Tresor genau an jenem Tag bestellt wurde, an dem René Benko seinen Insolvenzantrag stellte.

Zwei Prozesstage

Laut WKStA soll Nathalie Benko ihre Tante auch gebeten haben, „irgendwann den Zettel zu verbrennen“. Daraus schließt die WKStA: „Diese konspirative Vorgangsweise offenbart hinreichend deutlich, dass hier die Rechnung aus dem Tresorkauf (durch die Tante) vernichtet werden sollte, um eine zeitliche Zuordnung zur Insolvenzeröffnung des René Benko zu verschleiern.“

Indes ist der Prozess nur für zwei Tage anberaumt, an denen ein Sachverständiger für Uhren und vier Zeugen aussagen sollen.

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