Bauindustrie: Strauss will Porr zum Ökokonzern umbauen

Bauindustrie: Strauss will Porr zum Ökokonzern umbauen
Der Konzern erzielte im Vorjahr 110 Millionen Euro Gewinn, die Produktionsleistung stieg auf 6,22 Milliarden Euro.

Der Baukonzern Porr (20.000 Mitarbeiter) hat im Vorjahr gute Geschäfte gemacht. „Wir haben einen sensationellen Auftragsbestand mit 8,2 Milliarden Euro und erstmalig ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 110 Millionen Euro geschafft, 2023 verspricht noch besser zu werden als 2022“, sagt Porr-Chef Karl-Heinz Strauss. „Die nächsten fünf, sechs Jahre brauchen wir uns um das Baugeschäft keine Sorgen machen.“ Strauss weist daraufhin, dass die EU in den nächsten Jahren insgesamt eine Billion Euro u. a. für Infrastrukturprojekte ausschütten wird, die zur Auslastung der Bauindustrie führen wird.

„Nachhaltigkeit ist ein Riesenthema“, sagt der Konzernchef. „Wesentlich ist, dass wir mit den Ressourcen wie Wasser und Energie ökologischer und nachhaltiger bauen können.“ Die Unterbrechungen in den Lieferketten und Preissteigerung durch die Material-Verknappung während der Corona-Krise hat die Porr genutzt, den Einkauf zu zentralisieren und es wurden die Ländereinkäufe durch regionale Partnerschaften mit Lieferanten gestärkt.

Neue Partnerschaften

„Wir haben ganz neue Lieferketten aufgetan und langfristige Vereinbarungen geschlossen“, sagt Strauss. „Deswegen ist keine einzige Baustelle der Porr jemals gestanden.“ Dazu hat sich die Porr am Hafen Albern in Wien ein eigenes Terminal angeschafft. So könne die Porr Baumaterial anliefern und über die Donau und andere Wasserstraßen transportieren lassen. „Wir können nun in der Türkei Stahl einkaufen“, sagt der Manager. „Das gibt uns Selbstständigkeit und wir können die besten Handelsplätze weltweit zu nutzen.“

Auch die Dekarbonisierung ist für die Porr ein Thema, sprich der Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie. Der Konzern bestückt seine Freiflächen bei Abfalldeponien und Hallendächer mit Photovoltaikanlagen. Doch für die umtriebigen Klimaschützer hat Strauss keine Sympathie. „Der Klimawandel wird missbraucht, um einen ideologischen Klassenkampf zu führen“, sagt der Porr-Chef. Man wisse heute ja noch nicht, wo man den Strom hernehmen wird, wenn alle auf E-Autos umsteigen werden.

„Da werden wir halt alle nur noch mit dem Fahrrad fahren“, ätzt Strauss. Neben Atomkraft und Gas werde auch die Wasserkraft bekämpft. „Wenn wir nachhaltige Energie weiter haben wollen, dann brauchen wir Pumpspeicherkraftwerke“, sagt der Top-Manager. „Die Energie muss sicher, bezahlbar und klimafreundlich sein.“

Indes sei das Personal der Schlüssel der Zukunft. Bei der Porr gibt es derzeit 1.000 offene Stellen. „Wir haben einen massiven Arbeitskräftemangel, aber lassen keine gezielte Migration zu“, klagt Strauss. „Die Demografie wird für die Bauindustrie entscheidend sein.“ So wird die Porr in Rumänien an die 300 Inder auf Baustellen einsetzen, die bereits in Katar für sie gearbeitet haben.

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