Bauholz: Kein Ende der hohen Preise in Sicht
„Was wir jetzt erleben, hat es in den vergangenen 40, 50 Jahren nicht gegeben.“ Richard Stralz, Obmann der Interessensvertretung proHolz Austria und CEO der Mayr Melnhof Holz AG, spricht von der Preisentwicklung beim Bauholz. Anders als andere sieht er die Entwicklung aber nicht so dramatisch, wie sie häufig erscheint. „Wir befinden uns jetzt erstmals in guter Gesellschaft mit allen anderen Materialien – Metall, Stahl, Beton, Dämmstoffe, Befestigungen, Glas.“ Denn auch hier steigen die Preise, weil die Nachfrage seit Monaten konstant hoch ist, wie der KURIER mehrfach berichtete. Holz sei aber von allen angesprochenen Materialien eines, das gut verfügbar ist – wenn auch bei deutlich höheren Preisen und längeren Lieferzeiten, ist er sicher.
KURIER Talk mit Richard Stralz
Im März 2021 lag der Schnittholzpreis-Index laut Fachverband der Holzindustrie Österreichs bei 141,5 Prozent – ein neuer Höchstwert. Gegenüber dem März 2020 bedeutet das einen Anstieg um gut 26 Prozentpunkte. Bei den Gründen für diesen Anstieg müsse man aber „die Kirche im Dorf lassen“, meint Stralz. „Ja, Amerika ist in aller Munde, China ist in aller Munde.“ Aber: „Der Schnittholzmarkt in Europa umfasst rund 100 Millionen Kubikmeter. Davon gehen jetzt rund acht Millionen Richtung Amerika, und davor waren es drei oder vier Millionen Kubikmeter.“ Er sieht in der allgemein gestiegenen Nachfrage den Hauptgrund für die gestiegenen Preise.
Das Gerücht, es gäbe eine künstliche Verknappung – dass Betriebe Holz in großen Mengen aufkaufen und einlagern –, kenne er, so Stralz, könne es aber für die produzierende Industrie „ausschließen. Bei uns geht alles raus.“ Die Lagerstände seien „extrem niedrig“∙
Die Diskussion rund um den Vorwurf der Forstwirtschaft, die Wertschöpfung aus den gestiegenen Bauholzpreisen bleibe überall anders liegen, nur nicht beim Forst, bezeichnet Richard Stralz als „heißes Eisen“. Er argumentiert: „Ich bin extrem froh, dass die gesamte Wertschöpfungskette endlich wieder Geld verdient.“ Auch die Preise für Rundholz seien seit August des Vorjahres ja um 45 Prozent angestiegen. Die Preissteigerung sei von der Urproduktion bis zum Endkunden durchgängig. Die Aufteilung des Kuchens könne man „natürlich immer diskutieren“.
Einen Rückgang der Preise am Weltmarkt sieht er in absehbarer Zukunft „eher nicht“. In Amerika werde der Bedarf weiter hoch bleiben. Präsident Joe Biden hat erst kürzlich den Einfuhrzoll für Schnittholz aus Kanada wieder auf knapp 20 Prozent erhöht. Auch der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz verabschiedet, das den Rundholz-Export fast unterbindet – und China habe allein an Rundholz zwischen sechs und acht Millionen Festmeter importiert. „Dazwischen sind wir Europäer“, sagt Stralz.
Eine der großen Diskussionen der Zukunft ist aus Stralz’ Sicht, wie es eine möglichst gleichförmige Versorgung mit Holz geben kann. „Die Großbetriebe ernten sehr gut planbar.“ Das Thema seien die kleinen und kleinsten Wälder, die rund 50 Prozent der Waldfläche in Österreich ausmachen. Hier bräuchte es eine bessere Zusammenarbeit und Aufklärung der Interessensvertretungen.
Neues Werk
Bei der Mayr Melnhof Holz AG selbst hat vor Kurzem der Spatenstich zum neuen Brettsperrholzwerk im steirischen Leoben stattgefunden. Es handelt sich laut Angaben des Unternehmens mit 150 Millionen Euro um die größte Investition der Firmengeschichte. In Leoben gibt es bereits ein Sägewerk, das neue Werk soll Ende 2022 bis Anfang 2023 in Vollbetrieb gehen.
Die Pläne, ein neues Werk in Amerika zu kaufen, gebe es nach wie vor, bestätigt Stralz gegenüber dem KURIER. Allerdings sei jetzt „nicht die beste Zeit“ für einen Kauf. Es gebe aktuell nichts Konkretes. Aber: „Wir halten die Augen offen.“
Kommentare