„Auch Kunststoffprodukte wie z. B. Kanalrohre und Erdölderivate wie z. B. Bitumen sind von größeren Preisanstiegen betroffen“, erklärt Jägersberger. Auch Bauholz verzeichnete einen Anstieg um rund 30 Prozent – bei daraus hergestellten Produkten wie Leimbindern sind die Anstiege deutlich höher (der KURIER berichtete).
Beschaffungskosten steigen "dynamisch"
Der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau der Statistik Austria lag Ende März 2021 bei 105,0 Punkten – ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber März 2020. „Seit Februar/März steigen die Beschaffungskosten dynamisch an“, weiß der Bauinnungsmeister, der selbst ein Bauunternehmen in Niederösterreich betreibt.
Was die Gründe dafür angeht, kommt wie so oft einiges zusammen: Da wären einmal Ausfälle beim Rohstoffeinkauf auf internationalen Märkten: China, das die Stahlmärkte leer kauft ebenso wie Amerika, das viel Holz aufkauft. „Lkw-Staus durch coronabedingte Grenzkontrollen und überlastete Testcenter an den Grenzen, Engpässe bei Verpackungsmaterial und Paletten“ kämen hier ebenso dazu wie „fehlende Kapazitäten bei Seecontainern“, so Jägersberger. Das alles ist gepaart mit einer brummenden Nachfrage.
Arbeiten "am Anschlag"
Wie stark sich das etwa auf Preise von Einfamilienhäusern auswirkt, wagt er (noch) nicht zu prognostizieren. Aber: „Ohne angepasste Preissteigerungen wird es nicht gehen.“ Auch die coronabedingten Schutzmaßnahmen würden ja Geld kosten. „Unsere Firmen arbeiten mit ihren aktuellen Preisen bereits seit geraumer Zeit am Anschlag.“ Was die steigenden Baumaterialkosten angeht, rechnet er „frühestens 2022“ mit einer Entspannung.
Eine Lösung des Problems für die Bauunternehmen: Auch für kleinere Bauprojekte nur mehr veränderliche Preise vereinbaren – so die Empfehlung des Innungsmeisters. Außerdem erwartet er vom Gesetzgeber ein „klares Signal“, dass Verzögerungen bei Fertigstellungsterminen, die auf Lieferprobleme zurückzuführen sind, „nicht in der Sphäre der Baufirmen liegen und somit keine Vertragsstrafen auslösen dürfen“.
Ein wenig gelassener sieht Peter Krammer, Sprecher der Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreich und Strabag-Vorstand, die Situation. Zwar bereite auch ihm die Situation Sorgen, aber: Er rechnet im KURIER-Gespräch mit einer beginnenden Erholung bei den Kosten Mitte des Jahres, wenn etwa die coronabedingt geringere Materialproduktion wieder Fahrt aufnimmt.
Außerdem rechnet er damit, dass der Markt einiges regle – auf höhere Preise folge ja eine niedrigere Nachfrage.
Weiterer Kostentreiber
Er sei „optimistisch“, dass sich die „exorbitanten Preissteigerungen“ wieder relativieren. Ob sie Vorkrisenniveau bald wieder erreichen, sei aber fraglich. A la longue sieht er dennoch keine „dramatischen“ Kostensteigerungen. Große Industriebetriebe täten sich da und dort zumindest kurzfristig etwas leichter als etwa das Baugewerbe, Preise abzufedern, etwa wegen größerer Lager und leichterer Zugänge zu (internationalen) Großhändlern.
Was über die Corona-Pandemie hinaus ein zusätzlicher, kostentreibender Faktor sei: Der Facharbeitermangel und die jährlich steigenden Lohnkosten.
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