Wem gehören eigentlich die heimischen Banken?
Geringe Erträge auf Sparprodukte, zugleich hohe Zinsen bei Überziehungen und Krediten. Das sorgt bei vielen Bankkunden für Ärger. Der Verein für Konsumenteninformation plant eine Verbandsklage gegen den Bankensektor wegen „unzulässiger Geschäftspraktiken“. Und die Rufe nach einer Übergewinnsteuer werden lauter. Denn die Gewinne der österreichischen Institute wachsen deutlich an.
Doch wer profitiert eigentlich von den hohen Gewinnen? Wer sind die Eigentümer der größten heimischen Banken?
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Pauschal gesagt: Die Eigentümer kommen aus dem In-, aber auch Ausland. Einige Banken stehen noch im alleinigen Besitz österreichischer Eigentümer (etwa die Raiffeisenlandesbanken), andere sind inzwischen teils in ausländischer Hand.
Die vielfältigen Eigentümerstrukturen haben im wesentlichen zwei Gründe: Zum einen war Österreichs Bankenlandschaft bis vor wenigen Jahrzehnten ziemlich kleinteilig. Mit der zunehmenden Globalisierung und spätestens dem EU-Beitritt 1995 gab es eine Konsolidierung des Marktes – einfach, um mit den großen ausländischen Konkurrenten einigermaßen mithalten zu können.
Zum anderen holten die großen Banken frisches Kapital über die Börse. Dieser Schritt war notwendig, um ausreichend Mittel für die Expansion, vor allem nach Osteuropa, einzusammeln. Denn nach Fall des Eisernen Vorhangs bot sich im früheren Ostblock die einmalige Chance, neue Kunden zu gewinnen. Wien hatte aufgrund der Nähe zu der Region einen Standortvorteil. Und dieser wurde genutzt. Erste Group, Raiffeisen Bank International (RBI) und Bank Austria (UniCredit) erzielen bis heute dort hohe Gewinne. Wobei der Krieg Russlands gegen die Ukraine das Bild vor allem für die auch in Russland tätige RBI trübt.
Großer Streubesitz
Bei Österreichs größter Bank, die Erste Group, ist der Streubesitz (also jener Anteil, der nicht von großen institutionellen Anlegern gehalten wird, Anm.), mit rund 75 Prozent ziemlich groß. Aus Österreich kommen davon nur rund 6 Prozent. Das ist nicht verwunderlich, denn Aktien werden weltweit gehandelt und große und attraktive Titel finden rund um den Globus Beachtung. Zum Zeitpunkt des Börsengangs 1997 lag der Streubesitz erst bei 31 Prozent. Der Kernaktionär der Gruppe, die Erste Stiftung, hat ihren Anteil auf nur noch rund 6 Prozent reduziert.
Gemäß der Stiftungssatzung hat sie zwei Aufgaben zu erfüllen: „Dienung des Gemeinwohls und die dauerhafte Beteiligung an der Erste Group“. Dazu ist sie bestrebt, einen Teil ihrer Dividende aus ihrer Beteiligung an der Bank in gemeinnützige Projekte zu investieren. Die Stiftung hat einen Syndikatsvertrag (Verpflichtung zu einem einheitlichen Abstimmungsverhalten, Anm.) mit einigen Sparkassen, weiteren Stiftungen und Wiener Städtischer. Ergibt gesamt knapp 22 Prozent.
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Einfacher sind die Eigentumsverhältnisse bei der RBI. Einfacher sind die Eigentumsverhältnisse bei der RBI. Die in Ost- und Zentraleuropa tätige Raiffeisen Bank International ging 2005 an die Börse – die bis dahin größte Emission am Wiener Markt.
Größter Börsengang
Diese wurde von jener der Bawag 2017 (1,93 Mrd. Euro Erlös) übertroffen. Die Bank für Arbeit und Wirtschaft gehörte zu mehr als der Hälfte der Gewerkschaft (den Rest hielt für einige Jahre die BayernLB). Sie hatte im Jahr 2000 die PSK übernommen. Vier Jahre später stiegen die Bayern aus. Nachdem bekannt worden war, dass die Bawag hochriskante Kredite vergeben hatte und aus diesen ein Milliardenverlust entstanden war, musste sich die Gewerkschaft auf Käufersuche begeben. Den Zuschlag erhielt 2007 der US-Fonds Cerberus. 10 Jahre später versilberte Cerberus (und weitere US-Fonds) seine Anteile über die Börse. Aktuell halten nur noch Management und einige Fonds kleine Anteile.
Ganz klar sind auch die Eigentumsverhältnisse bei der Bank Austria. Sie ist eine 100 Prozent-Tochter der italienischen Großbank UniCredit. Entstanden war sie durch den Zusammenschluss von Zentralsparkasse und Länderbank 1991. Fünf Jahre später übernahm sie die Creditanstalt, ehe sie selbst im Jahr 2000 durch die Münchener Hypovereinsbank (HVB) geschluckt wurde. Die dann selbst von der UniCredit aufgekauft wurde.
Zu den größten heimischen Banken zählen diverse Raiffeisenlandesbanken, etwa die RLB NÖ-Wien. Der Eigentümer sind über eine Holding selbstständige Raiffeisenbanken aus Niederösterreich.
Kleinere heimische Banken sind regional verwurzelt und zum Teil auch börsenotiert, wie etwa die Oberbank oder die BTV.
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