Badelt in der ZIB 2: Österreichische Industrie hat "strukturelle Krise"

Wirtschaftsforscher und Fiskalratspräsident Christoph Badelt sprach im Interview mit Martin Thür über die aktuelle Krise der Industrie.

KTM hat Insolvenz angemeldet. Schaeffler hat angekündigt, sein Werk in Österreich mit Ende des nächsten Jahres zu schließen. Die heimische Industrie hat schon bessere Zeiten gesehen, steckt tief in der Krise. 

Wirtschaftsforscher und Fiskalratspräsident Christoph Badelt stellte sich dazu in der "ZIB 2" vom 27. November den Fragen von Martin Thür.

Österreich besonders stark von Krise betroffen

"Wir haben eine strukturelle Krise in der österreichischen Industrie", findet Badelt gleich zu Beginn des Gesprächs klare Worte. Er erklärt auch, wie diese zustande kommen konnte: nämlich durch kurzfristige Nachfrageschwankungen und Kostensteigerungen - insbesondere bei Löhnen und Energie. "Das ist eine Mischung, die schwer auszuhalten ist" für einzelne Unternehmen, die beide Lasten voll tragen.

Soweit die Autozulieferer betroffen sind, sei es vor allem eine deutsche Krise. "Deutschland hat die Entwicklung zum E-Auto nicht so schnell vollzogen wie die Chinesen. Die sind jetzt in diesem Bereich ein großer Player."

"Hausgemacht" ist das Problem also nicht. Aber: Österreich sei, so Badelt, wegen der vergleichsweise hohen Inflation und der starken Abhängigkeit von - teurer - Energie von der aktuellen Krise besonders stark betroffen.

Kommt eine Steuererhöhung?

Einmal mehr betont Badelt, wie wichtig es sei, nun in die Bildung von Kindern und Jugendlichen, "die nicht gut deutsch sprechen", zu investieren. Auch in die Digitalisierung müsse man investieren, denn hier "hängen wir nach", ist der frühere Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien überzeugt.

Auf die Frage Thürs, ob eine Steuererhöhung in Österreich nötig sei, antwortet Badelt: "Pragmatisch gesehen glaube ich nicht, dass man so einen hohen Konsolidierungsbedarf ohne Einnahmenerhöhungen schaffen kann. Aber richtig ist auch, dass eine nachhaltige Budgetkonsolidierung von der Ausgabenseite immer besser ist als von der Einnahmenseite."

Gehaltserhöhung der Beamten

Dass die Beamten nun 3,5 Prozent Gehaltserhöhung bekommen, "nimmt natürlich Spielraum" der nächsten Regierung, sagte Badelt. Obwohl normalerweise zweijährige KV-Abschlüsse gut seien, gelte dies für den aktuellen Beamtenabschluss nicht, da man damit mögliche Einsparungen im kommenden Jahr vorweg nehme. Letztlich seien nun einmal die Gehälter im öffentlichen Dienst und die Pensionen die großen Ausgabenbereiche, wo wohl viel Geld eingespart werden könne - allerdings nur mit "unpopulären Maßnahmen."

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