Schaeffler verlagert Produktion von Berndorf nach Osteuropa
Die Österreich-Tochter des deutschen Auto- und Industriezulieferers Schaeffler hat im Vorjahr ihren Umsatz leicht auf knapp 242 Millionen Euro gesteigert und mehr als sieben Millionen Euro Gewinn geschrieben. Mit den Gewinnen aus den Vorjahren summierte sich der Bilanzgewinn des Werks mit Sitz im niederösterreichischen Berndorf auf 33 Millionen Euro. Doch die Ebit-Marge (3,8 Prozent) fiel mager aus.
Nun hat Schaeffler angekündigt, sein Werk in Österreich mit Ende des nächsten Jahres zu schließen. Die 450 Mitarbeiter wurden am Mittwoch von der Firmenleitung über die stufenweisen Schließungspläne informiert. Als Ursachen werden die anhaltende Konjunkturschwäche, strukturelle Probleme und der erhöhte Wettbewerbsdruck angeführt. In Berndorf fertigt Schaeffler Radlager und Radnabenmodule sowie Getriebelager für schwere Nutzfahrzeuge.
Hoher Kosten- und Preisdruck
„Diese Sektoren unterliegen starken Nachfrageschwankungen sowie einem sehr hohen Kosten- und Preisdruck durch die zunehmende Konkurrenz asiatischer Hersteller auf dem europäischen Markt“, teilte Schaeffler mit. „Aufgrund der im Vergleich geringen Größe des Standorts sind diese Schwankungen nur schwer bis gar nicht planungssicher und wirtschaftlich sinnvoll abzufedern. Die stark gestiegenen Material-, Energie und Personalkosten der vergangenen Jahre können nicht durch weitere Preisanpassungen gegenüber den Kunden ausgeglichen werden.“ Die Produkte sollen künftig „an wirtschaftlicheren Standorten“ in Europa, China und Asien erzeugt werden. So wird die Produktion von Berndorf nach Kysuce in der Slowakei und nach Brasov in Rumänien verlagert.
Insgesamt streicht Schaeffler 4.700 Arbeitsplätze in Europa, davon 2.800 Stellen in Deutschland. Im Vorjahr beschäftigte der Automotive-Konzern mit Stammsitz im deutschen Herzogenaurach rund 83.400 Mitarbeiter. Betroffen von den Sparmaßnahmen sind zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa, teilt das Unternehmen kürzlich mit. In Deutschland sollen vor allem die großen Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Regensburg und Homburg (Saar) betroffen sein. Auch ein Werk in China soll ganz wegfallen, der Standort Hameln könnte bald verkauft werden. Das Maßnahmenpaket w
Schaeffler Österreich hat seinen Ursprung im Jahr 1953, als die "Allgemeine Kugellagerfabrik Ges.m.b.H." ("AKF") gegründet wurde. 2006 wurden die Gesellschaften INA AUSTRIA GmbH, Vösendorf, und FAG Austria AG, Berndorf, zur Schaeffler Austria GmbH verschmolzen. Zum 1. Jänner 2007 erfolgte die Verlegung des Firmensitzes von Vösendorf nach Berndorf-St. Veit im Bezirk Baden.
Gründer der AKF in Wien war vor mehr als 70 Jahren die Unternehmerfamilie Pölzl. Der Firmengeschichte zufolge führte "die anhaltend starke Nachfrage nach Kugellagern zu ständigem Ausbau und zur Erweiterung der Produktionsfläche". Auf Empfehlung öffentlicher Stellen kaufte das Unternehmen 1956 die unter öffentlicher Verwaltung stehende "Globus Waldgatter" in Berndorf. Ein Jahr später wurde die INA-Vertriebsgesellschaft in Wien gegründet.
Tod von Ferdinand Pölzl löste Umbruch aus
Mit dem Tod von Ferdinand Pölzl im September 1967 ging "die führende Kraft des Unternehmens verloren". Mit dem Verkauf an die "Kugelfischer Georg Schäfer & Co in Schweinfurt" im folgenden Jahr wurde AKF zu deren 100-prozentiger Tochter und damit Mitglied eines weltweiten Konzerns.
2001 war das Jahr der Inbetriebnahme der Großnabenmontage. Das Werk in Berndorf wird zum FAG-Kompetenzzentrum für Nutzfahrzeuge. 2004 wird FAG in der niederösterreichischen Stadtgemeinde innerhalb der Schaeffler Gruppe das Leitwerk für die Kegelrollenlager-Produktion weltweit.
Stellungnahme der Landeshauptfrau
"Niederösterreich bekommt die Wettbewerbsschwäche Europas schmerzhaft zu spüren“, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. „Zahlreiche exportorientierte Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. Dieses Alarmsignal muss bei den Verhandlern in Wien ankommen. Es müssen so schnell wie möglich deutliche, wirksame Maßnahmen für den Wirtschaftsaufschwung in Österreich gesetzt werden.“ Die Werkschließung reihe sich in eine lange Liste von Hiobsbotschaften für den Wirtschaftsstandort Österreich ein. „Die neue Bundesregierung müsse es zu ihrer zentralen Aufgabe machen, die De-Industrialisierung zu stoppen“, so Mikl-Leitner weiters. „Damit unsere Betriebe mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten und gut bezahlte Arbeitsplätze erhalten werden können."
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