AUA-Streik und Flugausfälle: Vom Stolz der Nation zur Billig-Airline

AUA-Flugbegleiterinnen, um 1970
Mit „Think Austrian!“ warben die Austrian Airlines noch vor einigen Jahren. Wenngleich die Fluglinie für viele Passagiere unverändert ein Teil der österreichischen Identität ist, wird in der aktuellen Auseinandersetzung deutlich, dass sich die Zeiten geändert haben. Von der einst stolzen staatlichen Airline ist außer dem Standort Wien und den Farben rot-weiß-rot nicht viel geblieben.
AUA-Streik: Vorsitz weist Forderungen erneut zurück
Im Arbeitskampf des Bordpersonals, der sich schon seit Wochen hinzieht, gab es auch am Mittwoch keine Bewegung. Schon am Tag davor war von der AUA kommuniziert worden, dass rund 400 Flüge am Gründonnerstag und Karfreitag ausfallen. Rund 50.000 Passagiere sind davon betroffen.
Die Austrian Airlines bieten kostenlose Stornos und Umbuchungen an. Grund für die frühzeitig bekannt gegebenen Flugstreichungen sei, dass man nach der Streikdrohung der Gewerkschaft Zeit für die Umbuchungen brauche.

Die Vickers Viscount waren die ersten Flugzeuge der AUA
Nachdem Dienstagabend AUA-Chefin Annette Mann in der ZiB noch einmal vor einem schweren Schaden für die Airline warnte, wiederholte vida-Chef Roman Hebenstreit am Mittwoch den Gewerkschaftsstandpunkt. Es liege kein faires Gehaltsangebot der AUA vor. Im Vergleich zur Lufthansa gebe es vielmehr eine „eklatante Ungleichbehandlung“ der AUA-Beschäftigten. So würden AUA-Beschäftigte etwa 40 Prozent weniger verdienen als Kolleginnen und Kollegen bei der Konzernmutter.
Hebenstreit betonte, dass ihm die Situation für die Flugreisenden sehr leid tue, er möchte sich dafür auch „aufrichtig entschuldigen“, aber die AUA habe die Belegschaft „in die Maßnahme gezwungen“.
Startschuss. Das Unternehmen entstand 1957 durch einen Zusammenschluss der (schwarzen) Air Austria und der (roten) Austrian Airways
Schrumpfkurs. Ab 2006 sah sich die AUA zu einem Sparkurs gezwungen. Die Flotte wurde verkleinert, 500 Jobs abgebaut und mehrere Langstreckenverbindungen gestrichen
Privatisierung. Die schwarz-rote Regierung entschied 2008, die AUA zu verkaufen. Die Lufthansa zahlte den symbolischen Preis von einem Cent pro Aktie, insgesamt 366.269 Euro – die staatliche Beteiligungsgesellschaft ÖIAG übernahm Schulden in Höhe von 500 Mio. Euro
Der aktuelle Arbeitskampf kostet die AUA Schätzungen zu Folge etwa 24 Millionen Euro. Ein Grund einzulenken, dürfte das nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Kurt Hofmann nicht sein. Denn die Fluglinie hat ein Rekordjahr hinter sich (siehe Grafik) und schaut mit Zuversicht auf die Buchungslage für den Sommer.
Standortfrage stellt sich
Die Kassen sind also gefüllt, inwiefern sich der Imageschaden dabei einberechnen lässt, ist eine andere Frage. Allerdings, so Hofmann, habe die AUA „über viele Jahre nicht nachhaltig Geld verdient“, weswegen sich das Management verständlicherweise scheuen würde, über höhere Löhne dauerhaft die Kosten zu erhöhen.

Die ersten Düsenflugzeuge der AUA waren ab 1963 die Sud Aviation Caravelle
Je höher der Abschluss, desto mehr Strecken werden unprofitabel und in Folge eingestellt, argumentierte Mann. Das Drehkreuz Wien müsste dann mit anderen Konzernairlines bedient werden, „die eine günstigere Kostenstruktur haben“. Ganz neu ist das nicht. Bereits im Herbst äußerte sich Mann besorgt über den Standort Wien, unter anderem wegen hoher Kosten.
Laut Hofmann ist die AUA bereits die Linie mit den niedrigsten Kosten im Konzern, nicht zuletzt, weil die Belegschaft im Zuge der Restrukturierung Gehaltseinbußen hingenommen hätten.
Klar ist, die Entscheidung über die Ausrichtung der einst österreichischen Fluglinie wird in der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt getroffen. Die patriotischen Gefühle österreichischer Passagiere sind dabei, wenn überhaupt, nur für Marketingzwecke relevant.
Kommentare