AUA-Pläne beunruhigen Flughäfen
Linz hat es bereits erwischt: Seit Oktober des Vorjahres fliegen die Austrian Airlines die oberösterreichische Landeshauptstadt nicht mehr von Wien aus an. Schon zuvor wurden die Flüge nach Klagenfurt ausgedünnt. Und in der Vorwoche stellte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech in der ZiB2 generell die Inlandsflüge infrage. Weniger aus Umweltschutzgründen, wie etwa in Deutschland. Sondern simpel wegen der Kosten, die die Airline, die derzeit ohnehin wieder in der Verlustzone unterwegs ist, nicht mehr tragen will.
Schon zuvor hat die AUA mehrmals verlautbart, dass Strecken, auf denen man mit dem Zug nicht mehr als drei Stunden braucht, ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll seien. Entscheidend sei aber die Frage der Schienen-Infrastruktur und die Flughafen-Anbindung. Schon seit Ende 2014 gibt es eine Kooperation zwischen AUA und ÖBB namens „AIRail“. Flüge von und nach Wien Schwechat können mit einer Anschlussverbindung nach Linz oder Salzburg ohne Umsteigen mitgebucht werden.
Besonders gefährdet scheinen die Verbindungen nach Graz und Klagenfurt zu sein. Wenn 2026 die Tunnel durch Semmering und Koralpe fertig sind, wird die Zugfahrt zwischen Wien und Klagenfurt nur noch 2 Stunden und 40 Minuten dauern. Alexis von Hoensbroechs Aussage, dass er „kurze Flüge nicht besonders gerne hat“, sorgt in der Wirtschaftskammer Steiermark für Irritation. „’Gerne haben’ darf kein Kriterium sein“, so WKO-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, „denn solange Austrian im Wortlaut des Unternehmens steht, kann es nicht nur um die Bundeshauptstadt gehen“. Die WKO kämpfe für eine Aufwertung des Grazer Flughafens als Hub für den gesamten Süden.
Umsteiger
Auf der Strecke nach Wien waren laut Gerhard Widmann, Geschäftsführer des Flughafen Graz, im Vorjahr mit 133.000 Passagieren ähnlich viele unterwegs wie von Innsbruck. Aber: „95 Prozent davon sind Umsteigepassagiere, die im Streckennetz der AUA weiterfliegen.“ Dass die Flugverbindung in Frage gestellt wird, „kann vielleicht Thema werden, wenn der Semmering-Basistunnel fertig ist. Das wäre eine deutliche Schwächung für den Standort.“
Widmann sieht zudem die Gefahr, dass die AUA-Mutter Lufthansa langfristig ihre Flüge von Wien auf ihre Drehscheiben nach Deutschland verlagern könnte. „Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen“, sagt er.
Die Langstreckenflieger der AUA sind bereits ziemlich in die Jahre gekommen, für Ersatz fehlen bis dato die Mittel. Gibt es keine Nachfolger, müssen Passagiere anderswo als von Wien aus in die Ferne reisen. Von Graz gibt es bereits täglich fünf Flüge nach München und vier nach Frankfurt.
Auch von Innsbruck geht es mit der AUA bereits vier Mal pro Tag nach Frankfurt – bei derzeit bis zu fünf Flügen täglich nach Wien. Marco Pernetta, Geschäftsführer des Flughafens Innsbruck, erwartet dennoch keine Auswirkungen der aktuellen Debatte. „Die Strecke Innsbruck-Wien ist hier sicher nicht gemeint.“ Die Entfernung nach Wien sei deutlich größer als etwa von Salzburg oder Linz. Für den Flughafen ist die Verbindung nach Wien freilich „mit rund 200.000 Passagieren die wichtigste Einzelstrecke“. 70 Prozent davon seien im Punkt-zu-Punkt-Verkehr unterwegs, bleiben also in Wien, wenn sie dort aussteigen.
In Klagenfurt hingegen sieht man die Abhängigkeit von der AUA ähnlich wie in Graz. Geschäftsführer Harald Stoutz: „Wir sind mit der AUA in ständiger Abstimmung. Inlandsflüge sind natürlich immens wichtig, weil sie kleinere Flughäfen mit größeren Drehkreuzen verbinden.“ Erst im Vorjahr hat das Land Kärnten 74,9 Prozent des Flughafens an Investor Franz Peter Orasch veräußert. Der Flughafen Klagenfurt schrieb seit Jahren als einziger Airport im Land regelmäßig Verluste.
Gelassen reagiert der Flughafen Salzburg auf die AUA-Ankündigung. „Von Hoensbroech hat sich in dem Interview nicht auf ein Zeitfenster eingelassen. Wir reden hier von ungelegten Eiern“, sagt Flughafen-Sprecher Alexander Klaus. Über die Bedeutung der Strecke für den Flughafen lässt Klaus freilich keinen Zweifel aufkommen. „Sie ist für die komplette Region sehr wichtig.“
AUA-Sprecher Leonhard Steinmann versucht im KURIER-Gespräch zu kalmieren. „Eine laufende Streckenbewertung ist üblich in der Airlinebranche und gilt für eine Inlandsroute genauso wie für alle anderen Destinationen. In Bezug auf unsere Inlandsstrecken gibt es gegenwärtig keine finale Entscheidung. Die Flugpläne zwischen Wien und unseren Bundesländerdestinationen bleiben bis auf Weiteres so bestehen.“
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