Streit um Atomkraftwerk: Frankreich fordert Milliarden von Briten

Baustelle AKW Hinkley Point
Die Kosten für den neuen Reaktor Hinkley Point C haben sich bereits verdoppelt und könnten auf mehr als 50 Milliarden Euro steigen. Zuständig ist der französische Staatskonzern EDF.

In Großbritannien laufen die Bauzeiten und Kosten für neue Atomkraftwerke aus dem Ruder. Das bringt die Betreiberfirma, den französische Staatskonzern Electricité de France (EDF), in Bedrängnis. Frankreich fordert deswegen Geld vom britischen Staat.

"Es muss eine gerechte Teilung der Kosten geben", sagte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire. Die projektierten Kosten für den Reaktor Hinkley Point C in Somerset haben sich auf 35 Milliarden Pfund (41 Mrd. Euro) verdoppelt, der chinesischer Projektpartner CGN will kein Geld mehr zuschießen. Andere Schätzungen gehen laut einem Bericht der BBC inzwischen sogar von 46 Milliarden Pfund (54 Mrd. Euro) aus. Den französischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern zu erklären, dass sie indirekt für die Stromversorgung in Großbritannien aufkommen sollen, dürfte für die Regierung unangenehm werden.

In einem ähnlichen Fall, nämlich beim Reaktor-Neubau Sizewell C in Suffolk, hat der britische Staat die Anteile von CGN übernommen. Bei Hinkley Point C wollte die Regierung von Premierminister Rishi Sunak diese Übung soweit bekannt aber nicht wiederholen.

Regierung Sunak setzt auf Kernkraft 

Die Regierung Sunak hat den "größten Ausbau der Kernkraft seit 70 Jahren" angekündigt. Das sollte nicht nur die Energie-Souveränität erhöhen, sondern auch für niedrigere Strompreise sorgen. "Kernkraft ist das perfekte Gegenmittel zu den Energieherausforderungen, vor denen Großbritannien steht – sie ist umweltfreundlich, auf lange Sicht billiger und wird die Energiesicherheit des Vereinigten Königreichs langfristig gewährleisten", sagte Sunak im Jänner.

Bis 2050 soll ein Viertel des britischen Strombedarfs mit Kernkraft gedeckt werden. Die kleinen Reaktoren aus Serienfertigung (small modular reactors, kurz SMR), auf die dabei viel Hoffnung gesetzt wird, können bisher aber nicht umgesetzt werden.

EDF betreibt in Großbritannien derzeit fünf Kernkraftwerke mit insgesamt zehn Reaktoren - und will diese auch länger am Netz halten als ursprünglich geplant. Drei weitere Standorte wurden bereits außer Dienst gestellt. Vier der zehn Reaktoren sind derzeit wegen ungeplanter Wartungsarbeiten nicht am Netz.

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