RTL lässt sich zum 30er von Gottschalk feiern
Die Welt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im deutschen Sprachraum erlebte Anfang 1984 ein erstes Vorbeben: Am 1. Jänner ging Sat.1 als erster Privatsender on air, einen Tag danach das damalige RTLplus, damals noch aus Luxemburg.
In Folge feierte das Privatfernsehen einen Siegeszug im deutschen Fernsehen, brachte Stars wie Günther Jauch oder Stefan Raab hervor, schockierte mit programmierten Skandalen wie „Tutti Frutti“ oder später dem „Dschungelcamp“ und ließ die Zuseher an Vorgängen im Big-Brother-Container teilhaben. Und: Es schob ARD, ZDF und auch ORF mehr in Richtung Kommerz-Fernsehen. Seit der Ära Gerhard Zeiler ist etwa der österreichische Öffentlich-Rechtliche nicht mehr der Sender, der er einmal war. Dass Mitte der Neunziger am Wiener Küniglberg die Quote als Maß aller Dinge eingeführt wurde, war als Abwehr gegen RTL und Co. gedacht – und verschnupft noch heute viele Gebührenzahler.
Auch in Deutschland ist der Graben zwischen den schrillen Kommerzsendern von einst und den braven Öffentlich-Rechtlichen geschrumpft. Wie sonst könnte man sich erklären, dass ausgerechnet das jahrzehntelange Aushängeschild des ZDF, Thomas Gottschalk, die zweitägige 30-Jahres-Sendung von RTL moderiert (Teil 1 am 3. Jänner, Teil 2 am 4. Jänner, jeweils um 20.15 Uhr)?
Der ehemalige „Wetten, dass ..?“-Moderator räumt auch offen ein, dass er mit so manchen Auswüchsen seines neuen Arbeitgebers ein Problem gehabt habe: „Ich gebe zu, dass ich nicht zu den ersten Fans des ,Dschungelcamps‘ gehörte“, gestand er. Später sei es ihm mit seinen „Germanisten-Augen fast so wie Kafka“ vorgekommen.
Doch mittlerweile hat er auch die Vorzüge seines neuen Arbeitgebers schätzen gelernt, wie er mit dem gewohntem Altherren-Humor erklärte: Das ZDF hätte zu einem solchen Jubiläum vermutlich 30 Rosen aufgeboten, RTL aber stelle ihm 30 junge Frauen an die Seite.
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