Die Pandemie habe viele Frauen in alte Rollenbilder zurückgedrängt. Auch, weil soziale Netzwerke – wie Nachbarn und Freunde – in Zeiten des Abstandhaltens weggebrochen sind und Haushalt und Kinderbetreuung letztlich oft wieder an den Frauen hing.
„Es braucht leistbare Kinderbetreuung und entsprechende Öffnungszeiten“, fordert deshalb Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer. Sonst bleibt vielen nur die Möglichkeit eines Teilzeitjobs. Nachsatz: „Wir diskutieren das seit Jahrzehnten, ohne dass sich viel geändert hat. Im Gegenteil. Die Pandemie hat die Situation wieder verschärft.“
Noch immer verdienen Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. „In Wien beträgt der Gender Pay Gap 13,7 Prozent, in Vorarlberg sogar 27 Prozent“, sagt Monika Nigl, Leiterin des Beratungszentrums für Beruf und Weiterbildung im waff, dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds. Aus Anderls Sicht müsste „zumindest auf Unternehmensebene“ Einkommenstransparenz geschaffen werden, um die Einkommenslücke zu schließen. Aktuell können Frauen ja oft auch deswegen schlechter bezahlt werden, weil sie die Gehaltshöhe vergleichbarer Kollegen nicht kennen.
Das Arbeitsmarktservice versucht derweil, Frauen aus dem Niedriglohnsektor in besser bezahlte Jobs zu bringen – etwa mit Schulungen für technische Berufe. Ein weitere Fokus liegt auf Frauen mit Migrationshintergrund. „In Wien sind 65.000 Frauen arbeitslos oder in Schulung, davon haben 45.000 Migrationshintergrund“, sagt Petra Draxl, Chefin des AMS Wien. Der Großteil habe maximal einen Pflichtschulabschluss, doch 5.000 hätten einen Hochschulabschluss.
Ukrainische Flüchtlinge
Wie sich der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen und das gebremste Wirtschaftswachstum auf den heimischen Arbeitsmarkt auswirken, sei noch offen, sagt Arbeitsminister Martin Kocher. Ukrainische Flüchtlinge benötigen jedenfalls, um in Österreich zu arbeiten, eine blaue Aufenthaltskarte für Vertriebene und eine Beschäftigungsbewilligung durch das Arbeitsmarktservice (AMS).
Um Betroffene aufzuklären, ist das AMS mit entsprechenden Informationsständen an zentralen Service-Punkten, in Wien etwa im ACV, erklärt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Es gäbe Unterlagen in Deutsch und Ukrainisch, die Qualifikation von Betroffenen würde erhoben. Bisher sind 9.350 UkrainerInnen in Wien angekommen. Draxl schätzt, dass etwa ein Drittel davon zu ihren KundInnen wird.
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