Arbeitsmarkt erst 2025 wieder auf Vorkrisenniveau

2020 soll der AMS-Algorithmus in Echtbetrieb gehen
Der private Konsum dürfte laut Schätzung des Wifo bereits heuer wieder anspringen.

Die Arbeitslosigkeit in Österreich wird nach der Coronakrise nur langsam sinken. Erst im Jahr 2025 dürfte die Arbeitslosenrate mit siebeneinhalb Prozent auf ein Niveau ähnlich niedrig wie 2019 zurückgehen, nimmt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seiner neuen Mittelfristprognose an. Ausgehend von der schwersten Rezession der Nachkriegszeit im vorigen Jahr erwartet das Wifo für alle Jahre bis 2025 ein reales Wirtschaftswachstum.

Nach einem BIP-Rückgang um 6,6 Prozent im Jahr 2020 sieht man im "Öffnungsszenario" für heuer und kommendes Jahr einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 2,3 und 4,3 Prozent, danach niedrigere Wachstumsraten von eineinhalb Prozent oder knapp darüber. Das Öffnungsszenario geht von einer Aufhebung der bestehenden Einschränkungen im Laufe des Frühjahrs aus.

Im "Lockdown-Szenario", das eine erneute vierwöchige Schließung des Handels und der personennahen Dienstleistungen im zweiten Quartal unterstellt, rechnet man für heuer mit lediglich 1,5 Prozent BIP-Plus, wegen der verzögerten Erholung dafür aber dann 2022 mit kräftigen plus 4,7 Prozent, gefolgt ebenfalls von niedrigen Zuwächsen von jeweils knapp über eineinhalb Prozent.

"Rebound-Effekt" erwartet

Mit dem Abklingen der Covid-19-Krise werde es eine - teilweise kräftige - wirtschaftliche Erholung geben, erklärte das Wifo am Freitag. Getragen sein soll die Erholung von einer starken internationalen Dynamik ausgehend primär von den USA und China sowie einem Rebound-Effekt der inländischen Nachfrage, im besonderen des privaten Konsums. Der 2020 um 9,6 Prozent eingebrochene Privatkonsum soll beim Offenhalten 2021/22 real um 2,4 bzw. 4,0 Prozent steigen, bei Lockdowns um 1,1 bzw. 4,6 Prozent. Einen Einbruch des Konsums im heurigen Jahr verhindert eine Stabilisierung der Privateinkommen durch fiskalpolitische Maßnahmen.

Die untypisch hohe Sparquote von zuletzt 14,5 Prozent dürfte erst 2025 wieder das Vorkrisenniveau von 8,5 Prozent erreichen. Bei den Unternehmen sollte die Investitionstätigkeit 2021 und 2022 von Vorzieheffekten profitieren, die durch die Investitionsprämie ausgelöst werden - dafür dürften die Investitionen in den Folgejahren durch "Echoeffekte" an Schwung verlieren, wird vermutet.

Am Arbeitsmarkt wird die Krise noch länger spürbar sein - die Arbeitslosenquote dürfte erst Mitte dieses Jahrzehnts annähernd auf das Vorkrisenniveau sinken. Derzeit, im ersten Halbjahr 2021, sei die Beschäftigungsnachfrage noch verhalten - im Jahresverlauf sollte sie aber zunehmen. Durch das Auslaufen der Covid-Kurzarbeit sei zugleich ein Anstieg der Stundenproduktivität zu erwarten. Dadurch bleibe der Beschäftigungsanstieg 2021 mit rund einem Prozent jedoch "bescheiden", erklären die Fachleute.

2022 sollte sich das kräftigere BIP-Wachstum in einem deutlicheren Beschäftigungsanstieg niederschlagen (von +2,2 bzw. +2,3 Prozent). Ab 2023 falle der Anstieg wegen des Abklingens der Rebound-Effekte aber geringer aus (2023/25 rund +1 Prozent p.a.). Die Arbeitslosenquote, die voriges Jahr mit 9,9 Prozent wegen Corona den Gipfel erreicht hatte, wird heuer bei 9,2 Prozent (Öffnungs-) bzw. 9,3 Prozent (Lockdown-Szenario) gesehen und dürfte erst 2025 mit 7,5 Prozent auf Vorkrisenniveau zurückgehen. Im Jahr 2019 hatte die Arbeitslosenrate nach nationaler Berechnung 7,3 Prozent betragen.

Budgetdefizit und Staatsschuld

Den Anstieg der Neuverschuldung sieht das Wifo mit dem Abklingen der Krise ab 2022 deutlich zurückgehen. Unter der Annahme eines "No-Policy-Change" ergibt sich für 2021 noch ein Budgetdefizit von 7,1 Prozent des BIP; 2022 sollte das Defizit auf 3,7 Prozent sinken. Im Lockdown-Szenario würde das Defizit 2021 mit 7,7 Prozent höher sein, weil hier ein stärkerer wirtschaftlicher Einbruch für heuer unterstellt ist und die Unterstützungsleistungen länger aufrecht bleiben würden. Solcherart wäre das Budgetdefizit laut dem Lockdown-Szenario im Zeitraum 2022 bis 2025 jeweils 0,3 Prozentpunkte höher als im Öffnungsszenario.

Die Staatsschuld dürfte laut Wifo von knapp 84 Prozent des BIP im vorigen Jahr bis 2025 auf rund 86 Prozent im Öffnungsszenario und 88 Prozent im Lockdown-Szenario ansteigen. Damit werde die Staatsschuld auch fünf Jahre nach Beginn der Coronakrise um fast 15,5 (bzw. 17,5) Prozentpunkte höher sein als im Vorkrisenjahr 2019 mit damals 70,5 Prozent des BIP.

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