Teilzeitbeschäftigung wächst deutlich stärker als Vollzeit

Teilzeitbeschäftigung wächst deutlich stärker als Vollzeit
Statistik Austria: Im Vorjahr 7 Prozent mehr in Teilzeit, aber nur 1,6 Prozent mehr im Vollerwerb.

Der Aufschwung am heimischen Arbeitsmarkt ließ im Vorjahr die Beschäftigtenzahlen deutlich steigen - vor allem wegen mehr Teilzeit.  Laut Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria nach EU-Definition waren im Vorjahr insgesamt 4.442.600 Personen ab 15 Jahren erwerbstätig, um 3,2 Prozent mehr als 2021. Der Anstieg beruht zu fast zwei Dritteln auf Teilzeit. Jede zweite Frau arbeitet Teilzeit. Das Jobangebot erreichte mit 206.500 offenen Stellen einen Rekord.

Österreichs Arbeitsmarkt sei "in sehr guter Verfassung", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag im Presseclub Concordia. "Insgesamt hat die Erwerbstätigkeit im Jahr '22 im Vergleich zum Jahr '21 um 136.000 Erwerbstätige zugelegt."

Teilzeitbeschäftigung wächst deutlich stärker als Vollzeit

Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas

Höchststand an offenen Stellen

Die "Kehrseite der Medaille" sei allerdings, dass auch die Anzahl der offenen Stellen deutlich gestiegen sei, nämlich laut Statistik Austria im Jahresdurchschnitt 2022 auf 206.500 - ein neuer Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2009. "Das sind knapp 73.000 mehr offene Stellen als beim AMS gemeldet sind", so Thomas. Traditionell würden hoch qualifizierte Jobs, aber auch offene Stellen der öffentlichen Hand weniger häufig beim AMS gemeldet. Die Offene-Stellen-Quote lag 2022 mit 4,8 Prozent und damit deutlich über dem Jahr davor (3,5 Prozent).

Arbeitskräftemangel in manchen Branchen

Die Zahl der offenen Stellen steige in sämtlichen Wirtschaftsbereichen an, sagte Thomas. "Bemerkenswert ist auch, dass 83 Prozent der ausgeschriebenen Stellen dabei Vollzeitstellen waren." Inzwischen könne man auch nicht mehr von einem Fachkräftemangel sprechen, betroffenen seien sämtliche Berufsgruppen, auch Büroarbeitskräfte und Hilfsarbeitskräfte. "Insofern kann man mittlerweile mit guter Begründung von einem durchgehenden Arbeitskräftemangel sprechen und nicht mehr von einem Fachkräftemangel."

Die Zahl der Teilzeit-Beschäftigen stieg um 7,0 Prozent oder rund 88.900 Personen. Bei den Vollzeiterwerbstätigen gab es dagegen ein Plus von 1,6 Prozent bzw. 47.700 Personen, wie die Statistik Austria mitteilte.

Frauen knacken 50-Prozent-Marke

Jede zweite erwerbstätige Frau (50,7 Prozent) und jeder achte Mann (12,6 Prozent) gaben an, auf Teilzeitbasis zu arbeiten. "Bei den Frauen haben wir im Jahr 2022 erstmals die 50-Prozent-Marke überschritten", sagte Matea Paškvan von der Statistik Austria. Zwei Drittel der Frauen nannten als Hauptgrund ihre Betreuungsaufgaben (39,5 Prozent) bzw. den Wunsch nur eine Teilzeittätigkeit auszuüben (26,5 Prozent). Insgesamt lag die Teilzeitquote bei 30,5 Prozent.

Erwerbsquote steigt

Die Erwerbstätigenquote, also der Anteil der Erwerbstätigen an allen Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren, stieg von 72,4 auf insgesamt 74,0 Prozent. Weiter unterdurchschnittlich war trotz eines Anstiegs die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen mit 56,4 (55,4) Prozent. Bei den Frauen insgesamt gab es einen Anstieg auf 70 (68,1) Prozent, bei den Männern auf 78 (76,7) Prozent. Die Erwerbstätigenquote bei den in Österreich Geborenen lag bei 75,3 Prozent, bei den nicht in Österreich bei Geborenen waren es 70,2 Prozent.

Arbeitslosigkeit gesunken

Die Arbeitslosigkeit nach ILO-Definition sank um 62.600 auf 221.100 Personen im Jahr 2022. Die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote mit 4,8 Prozent um 1,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert von 6,2 Prozent. Deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab es hinsichtlich des gesuchten Arbeitszeitausmaßes: 87,0 Prozent der männlichen Arbeitslosen suchten überwiegend bzw. ausschließlich eine Vollzeittätigkeit, bei den Frauen waren es nur 48,1 Prozent.

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