Arbeitsmarktprognose bis 2028: Die Zukunft ist weiblich

In den kommenden fünf Jahren wird die Beschäftigung in Österreich in den von Frauen dominierten Branchen überdurchschnittlich stark steigen - und damit auch die Teilzeit. Dies sind die Kernaussagen einer mittelfristigen Beschäftigungsprognose des WIFO im Auftrag des AMS, die dem KURIER vorliegt.
Demnach hat der fortschreitende Strukturwandel in der heimischen Wirtschaft in den nächsten Jahren "erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt". Die Kernaussagen der Studie im Detail:
- Dynamik: Die unselbstständige Beschäftigung wird bis 2028 um jährlich rund 1,1 Prozent bzw. 284.000 Beschäftigte auf mehr als vier Millionen ansteigen. Die Zunahme fällt damit zwar nicht mehr ganz so stark aus wie in den vergangenen Jahren, aber immer noch deutlich.

- Branchen: Haupttreiber des Anstiegs ist der Dienstleistungssektor, auf den 94 Prozent des Gesamtanstiegs entfallen wird. Absolut gesehen wird es die stärksten Zuwächse im Gesundheits- und Sozialwesen (+59.000) sowie im Tourismus (+52.200) geben. Das höchste relative Wachstum wird mit 3,8 Prozent jährlich für die IKT-Branche prognostiziert. Im Bundesländervergleich steigt die Beschäftigung in Tirol am stärksten, am schwächsten in Kärnten. In Wien entstehen die meisten höherwertigen Jobs, etwa in der Forschung.
- Geschlecht: Rund 63 Prozent aller zusätzlichen Beschäftigungsverhältnisse bis 2028 entfallen auf Frauen, weil sie zum Großteil Dienstleistungsjobs ausüben. Die geschlechtsspezifische Segregation nach Berufen und Branchen bleibt weiterhin hoch. Laut Prognose dürfte vor allem die Nachfrage nach Gastro-Personal, Betreuungsberufen im Gesundheitswesen sowie nach Kinder- und Lernbetreuenden „relativ kräftig zulegen“.
- Alter: Die Zahl der über 50-Jährigen wächst bis 2028 durch die demografische Entwicklung und den längeren Verbleib im Erwerbsleben überdurchschnittlich. Die Dynamik nimmt zwar im Vergleich zu den vergangenen Jahren leicht ab, die Arbeitsmarktsituation für Ältere bleibt aber angespannt.

Die meisten zusätzlichen Jobs entstehen im Sozial- und Gesundheitssektor
- Qualifikation: Mittlere Qualifikationen werden zugunsten hoch qualifizierter Berufsgruppen weniger gebraucht. Deutlich überdurchschnittlich wachsen hingegen sowohl die Akademikerberufe als auch die Hilfstätigkeiten im Dienstleistungsbereich. Durch Automatisierung und Digitalisierung fallen vor allem die Hilfstätigkeiten im Produktionsbereich weg. Dies trifft vor allem Männerjobs.
„Der Strukturwandel innerhalb der Hilfstätigkeiten führt zudem zu einer Verlagerung von männlicher Vollzeit- zu weiblicher Teilzeitbeschäftigung. Dadurch wird der Frauenanteil bei den Hilfskräften von 54,8 auf 55,7 Prozent geringfügig steigen“, heißt es in der Analyse. Am schwersten am Arbeitsmarkt werden es Personen mit maximal Pflichtschulabschluss haben.
Die Zusammenfassung der WIFO-Beschäftigungsprognose ist hier kostenlos abrufbar.
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