Arbeitslosigkeit 2016 auf Rekordhoch - Verschnaufpause am Jahresende

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Die Arbeitsmarktlage ist "weiterhin sehr schlecht", sagt AMS-Chef Kopf. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist um 60 Prozent gestiegen.

Die Arbeitslosenzahlen sind im Jahr 2016 auf ein neues Rekordhoch geklettert. Erstmals seit fünf Jahren gab es am Jahresende aber einen kleinen Rückgang. Die Zahl der jahresdurchschnittlich arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer stieg 2016 im Vergleich zum Jahr davor um 1,2 Prozent auf 424.523 Betroffene.

Für AMS-Vorstand Johannes Kopf ist die Arbeitsmarktlage "weiterhin sehr schlecht", wenn auch die Beschäftigungsentwicklung erfreulich war. Die Arbeitsmarktprognosen seien zu Jahresanfang noch von einem deutlich höheren Arbeitslosenanstieg ausgegangen, so Kopf am Montag in einer AMS-Analyse. Die Konjunkturverbesserung im Jahresverlauf und offenbar weniger abgeschlossene Asylverfahren hätten zu einer niedrigeren Zunahme beigetragen. Laut dem AMS-Chef stand ein großer Teil der 2015 und 2016 angekommenen Flüchtlinge dem Arbeitsmarkt noch nicht zur Verfügung.

Anstieg des "Arbeitskräftepotenzials"

Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) verwies auf den kräftigen Anstieg des Arbeitskräftepotenzials. "Dieser Zuwachs konnte bis vor wenigen Monaten auch durch die zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze und die Beschäftigungsrekorde dieses Jahr nicht abgefangen werden", so Stöger in einer Aussendung. Ein anhaltender Rückgang der Arbeitslosigkeit ist für Stöger noch nicht in Sicht. Das zweite Monat in Folge mit leicht sinkender Arbeitslosigkeit sei "keine Trendwende" und das Thema Arbeitsplätze habe 2017 oberste Priorität für die Bundesregierung.

Deutlich mehr Akademiker arbeitslos

Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es 2016 bei langzeitarbeitslosen Personen mit einem Plus von 59,8 Prozent auf 55.550 Betroffene. Die Zahl der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmern stieg ebenfalls stark bei Akademikern (+13,8 Prozent), Personen mit höherer Ausbildung (+9,9 Prozent), Ausländern (+8,6 Prozent) und Über-50-Jährigen (+5,6 Prozent). Den deutlichsten Rückgang gab es am Bau (-6,9 Prozent) und in den Bundesländern Tirol (-5,8 Prozent) und Salzburg (-4,1 Prozent).

Die vorläufige Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung verringerte sich 2016 laut AMS um 0,1 Prozentpunkte auf historisch hohe 9,1 Prozent. Im Durchschnitt betrug die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit bereits 126 Tage, um 11 Tage mehr als 2015. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg laut Prognose um 1,5 Prozent auf 3,588 Millionen und die sofort verfügbaren Stellen erhöhten sich 2016 aufgrund der Konjunkturbelebung im Jahresdurchschnitt um 37,7 Prozent auf 40.277.

Jahresende positiv

Nach einem Rückgang im November, sank die Arbeitslosenzahl im Dezember erneut. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren um 0,9 Prozent weniger Personen ohne Job, Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengerechnet also 471.169 Personen (-4.266). Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition sank um 0,3 Prozentpunkte auf immer noch hohe 10,3 Prozent. Eine Ausnahme vom österreichweiten Trend bilden Wien und Niederösterreich. Hier stiegen die Arbeitslosenzahlen um 0,9 Prozent bzw. 1,8 Prozent.

Mehr Schulungsteilnehmer

Insgesamt gab es Ende Dezember 410.429 vorgemerkte Arbeitslose, das waren um 1,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Schulungsteilnehmer beim Arbeitsmarktservice (AMS) stieg hingegen um 4,9 Prozent auf 60.740 Personen, wie das Sozialministerium am Montag in einer Aussendung mitteilte. Dies ist erst der zweite monatliche Rückgang der Arbeitslosenzahlen in fünf Jahren.

Der positive Wirtschaftstrend in Österreich schlägt sich auch auf die Stellenanzeigen nieder: Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich um 42 Prozent auf 41.841. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten stieg per Ende Dezember laut einer vorläufigen Prognose um 63.000 Personen (+1,8 Prozent) auf 3,49 Millionen.

In den konjunktursensiblen Branchen gingen die Arbeitslosen- und Schulungsteilnehmerzahlen im Dezember am stärksten zurück, in der Bauwirtschaft um minus 5,3 Prozent auf 64.674 Personen, bei der Herstellung von Waren um minus 4,5 Prozent auf 39.319 Betroffene und bei der Arbeitskräfteüberlassung um minus 3,1 Prozent auf 47.964 Personen. Einen leichten Rückgang gab es im Verkehrs- und Lagerbereich (-1,9 Prozent) und Handel (-0,9 Prozent), einen Anstieg gab es im Gesundheits- und Sozialwesen (+4,4 Prozent) und in der Beherbergung und Gastronomie (+1,3 Prozent).

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