Anlegen wie die Blauen: Was beim Goldkauf zu beachten ist
Das "Fort Knox" der FPÖ liegt im hinteren Defereggental: Zwar mögen im FPÖ-Bildungsinstitut St. Jakob ein paar 500-Gramm-Goldbarren weniger eingelagert sein als im legendären US-Goldbunker.
Zumindest in der offiizellen FPÖ-Version steckt aber dieselbe Idee dahinter - eine Wertanlage für schlechte Zeiten. Anlegen à la FPÖ: Was gilt es dabei zu beachten?
Warum gilt Gold als Krisenwährung?
Das Edelmetall hat sich über Jahrtausende hinweg tatsächlich als erstaunlich stabil und wertbeständig erwiesen. Bei anderen Finanzprodukten kann der Handelspartner Pleite gehen, Papiergeld kann durch Hyperinflation entwertet werden, Spareinlagen sind bei Bankcrashes in Gefahr. Mit Gold hat man buchstäblich etwas „in der Hand“. Und es ist – speziell in gängigen Barren- und Münz-Formen – international gut handelbar.
Und wo liegen die Nachteile?
Gold wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Einen Gewinn erzielt damit also nur, wer einen Käufer findet, der gewillt ist, mehr zu bezahlen als den Ankaufspreis. Dieser Kurs kann heftig schwanken. Gold ist alles andere als praktisch: Die Lagerung und der Transport verursachen Kosten oder bergen Diebstahlsgefahren. Und: Gold wird in US-Dollar gehandelt, somit setzt man sich auch einem Währungsrisiko aus (siehe Chart).
Geht es mit dem Goldpreis immer bergauf?
Nein, keineswegs. Goldanleger mussten auch schon sehr lange Durststrecken und Verluste aushalten – von 1980 bis 2006, also vor der Krise, hat sich der Goldpreis praktisch nicht vom Fleck bewegt. Inflationsbereinigt bedeutete das massive Kaufkraftverluste. Zur attraktiven Anlage ist Gold seit der Finanzkrise 2008 geworden, seither hat der Preis kräftig angezogen.
Gold übersteht jeden Börsencrash unbeschadet. Stimmt das?
In vielen Fällen war das so, aber verlassen sollte man sich darauf nicht: So gab parallel zum Platzen der Internet-Blase („Dotcom-Krise“) 2000 der Goldpreis kräftig nach. Über die vergangenen 30 Jahre, seit 1989, betrachtet hat das Edelmetall real einen Ertrag von 2,5 Prozent pro Jahr erzielt. Am Sparbuch stünde im selben Zeitraum ein Minus von -0,5 Prozent; die Inflation jeweils eingerechnet.
Was muss man beim Ankauf beachten?
Anders als Silber, Platin oder Palladium, wo 20 Prozent anfallen, ist der Kauf von Anlagegold von der Umsatzsteuer befreit. Gemeint sind Goldmünzen mit mindestens 900 Tausendstel Feingehalt, die nach dem Jahr 1800 geprägt wurden und in ihrem Herkunftsland Zahlungsmittel sind oder waren. Auch darf im Verkaufspreis kein hoher Prägeaufschlag enthalten sein, wie es bei Sammlermünzen oft der Fall ist. Barren oder handelsübliche Plättchenformen sind ab 995 Tausendstel Feingehalt steuerfrei.
Barren oder Münze, Philharmoniker oder Dukaten – was ist besser?
Je größer das Stück, umso günstiger ist der Preis je Gramm. Von Barren kann man aber im Notfall kein Stück abschneiden, somit ist ein Mix mit Münzen ratsam, die flexibler verwertbar sind. Der Wiener Philharmoniker, den es seit 30 Jahren gibt, wird weltweit stark nachgefragt. Nachprägungen kaiserlicher Goldmünzen wie Dukaten seien in Österreich als Geschenke beliebt, aber dank geringer Aufschläge auf den Goldwert auch für Anleger attraktiv, heißt es bei Münze Österreich.
Muss ich mich beim Goldkauf ausweisen?
In Österreich muss ein Händler bei Goldkäufen im Wert von 10.000 Euro oder mehr innerhalb von sechs Monaten die Identität des Kunden feststellen (gültiger Reisepass, Personalausweis, Führerschein). Scheint es Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Käufern zu geben, müssen die Verkaufsmitarbeiter ebenfalls eine Legitimation fordern. Geschäfte über 75.000 Euro dürfen nicht bar, sondern nur als Geldtransfer über ein Kreditinstitut erfolgen. Anders als in Deutschland seien „keine Änderungen der derzeitigen Rechtslage vorgesehen“, heißt es im Finanzministerium auf KURIER-Anfrage.
Änderungen im Nachbarland
Bisher galt auch in Deutschland erst bei Goldkäufen ab 10.000 Euro eine Ausweispflicht. Ab Mitte Jänner 2020 soll die deutsche Schwelle auf 2.000 Euro sinken, beschloss die Regierung in Berlin. So soll Geldwäsche rigoroser bekämpft werden.
Deutschland hat diesen Schritt nach einer "nationalen Risikoanalyse" gesetzt. Man habe festgestellt, dass ein starker Bargeldverkehr im Goldhandel knapp unter der Schwelle von 10.000 Euro stattgefunden habe und von Anbietern offensiv mit der Anonymität geworben wurde.
Keine EU-Vorgabe
Die 5. EU-Geldwäsche-Richtlinie sieht diese Verschärfung zwar nicht zwingend vor, der Druck auf Österreich könnte durch das deutsche Vorbild aber steigen.
Bei der Münze Österreich erwartet man unterdessen keine erhöhte Nachfrage von deutschen Goldkäufern: Die Möglichkeit, bis 10.000 Euro anonym einzukaufen, spiele eine „verschwindend geringe Rolle“.
Beim Ankauf von Gold würden für deutsche Kunden zwar die Anonymitäts-Bestimmungen im Kaufland - also die österreichischen Regeln - gelten. Die Kunden müssten aber selbst dafür Sorge tragen, dass die Meldepflichten beim Import in ihr Wohnsitzland eingehalten werden.
Was ist mit Gold-Sparplänen gemeint?
Experten raten, ungefähr fünf bis zehn Prozent des gesamten Portfolios in dem Edelmetall zu veranlagen. Die Idee von Gold-Sparplänen ist, dass regelmäßig kleinere Mengen angekauft werden, ungeachtet der täglichen Kursschwankungen. Zum Problem können dabei hohe Versandkosten werden. Und, Achtung! Gerade in diesem Metier tummeln sich viele unseriöse Anbieter, die wollen, dass das solide Gold-Image auf sie abfärbt. Münze Österreich, eine 100-Prozent-Tochter der Nationalbank, arbeitet gerade an neuen Angeboten in diesem Bereich.
Ich will kein Gold einlagern müssen. Wie kann ich noch investieren?
Es gibt natürlich eine Vielzahl von Wertpapieren, die den Goldpreis abbilden oder sich mit diesem mitbewegen – etwa Indexfonds (ETF) oder auch Aktien von Goldminenbetreibern. Allerdings fällt hier natürlich das Argument der „Angreifbarkeit“ und Wertstabilität weg, die physisches Gold auszeichnet.
Wovon hängt es eigentlich ab, wie sich der Goldpreis entwickelt?
Von Angebot, Nachfrage und Finanzmarktumfeld. Weil das Edelmetall selbst keine Zinsen abwirft, ist Gold in Zeiten von Niedrig- und Nullzinsen vergleichsweise attraktiver. Die Nachfrage der Schmuckbranche ist zwar groß, aber langfristig stabil – deshalb bewegen eher Finanzinvestoren oder die Zentralbanken den Markt, die seit 2009 verstärkt zukaufen. Weil Anleger gerade in unsicheren Zeiten stabile Häfen ansteuern, profitiert Gold oft von politischen Krisen und Finanzturbulenzen.
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