Goldpreis: Hochzeitstage sind gut fürs Geschäft
Die Begründung klingt skurril: Weil die Sterne gut für Hochzeiten stehen, sagen Experten dem Goldpreis im zweiten Quartal 2019 glänzende Zeiten voraus.
Konkret geht es um den Aberglauben der Inder. Heuer stehen die astrologischen Vorzeichen für Hindu-Hochzeiten gleich an 37 Tagen günstig – im Vorjahr waren es nur 21 Tage. Weil am Subkontinent den Brautpaaren traditionell üppiger Schmuck geschenkt wird, gilt die Hochzeitssaison als ein zentraler Treiber der Gold-Nachfrage. Die Zahlen bestätigen das (Grafik). Schon im ersten Quartal hatte es mehr heiratstaugliche Tage gegeben – und in Indien wurde um fünf Prozent mehr von dem Edelmetall gekauft.
Laut dem Produzentenverband World Gold Council (WGC) wurden allein im ersten Quartal weltweit 22 Milliarden Dollar für Goldschmuck ausgegeben.
Europa spielt dabei fast keine Rolle, läppische drei Prozent der Preziosen werden hier erworben.
Besonders schlecht lief es in der Türkei. Wegen des Wertverlustes der Lira wurde Gold zu teuer – die Nachfrage fiel auf ein Drittel des Niveaus der stärksten Quartale. Hingegen entfielen im Vorjahr fast zwei Drittel der weltweiten Schmuckkäufe allein auf Indien und China.
Als Reserve gefragt
China ist ein gutes Stichwort. Denn auch der Handelsstreit mit den USA spielt dem Goldpreis in die Karten. In unsicheren Zeiten werden mehr Barren und Münzen gekauft – das wurde am Montag sichtbar: Als China seine Retourkutsche auf die US-Strafzölle öffentlich machte, sprang der Gold-Preis sofort um ein Prozent in die Höhe.
Eine sichere Bank sind derzeit auch die Währungshüter. Im ersten Quartal 2019 haben Zentralbanken ihre Gold-Reserven um 146 Tonnen aufgestockt, um 68 Prozent mehr als im Vorjahres-Zeitraum. Viele Schwellenländer wollen ihre Abhängigkeit vom US-Dollar bei den Währungsreserven senken und Risiken besser streuen.
Verschobene Zinserhöhungen schieben den Preis ebenfalls an. Es ist leichter zu verkraften, dass Gold keine Zinsen abwirft, wenn es für andere Anlagen wie Staatsanleihen auch keine gibt. „Eine Aussetzung oder Lockerung der Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks (in Europa und USA) wird die Nachfrage nach Gold begünstigen“, erwartet WGC-Ökonom Alistair Hewitt.
Weniger Goldzähne
Gold wird obendrein etwa in Smartphones, Autos oder LED-Displays verbaut. Der Handelsstreit, die schwächere Weltkonjunktur und schleppende Verkäufe von Unterhaltungselektronik wirkten zuletzt aber eher negativ auf den Goldpreis. Das fällt jedoch weniger ins Gewicht als der Bedarf an Schmuck und Wertanlage.
Stark sinkend ist der Bedarf als Zahnersatz: Im ersten Quartal 2019 waren es aber immerhin noch 3,6 Tonnen.
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