An deutschen Flughäfen so wenig Personal beschäftigt wie zuletzt 2015

An deutschen Flughäfen so wenig Personal beschäftigt wie zuletzt 2015
Um 11,3 Prozent weniger Personal als vor der Pandemie. Lufthansa-Belegschaft wehrt sich gegen "Sparwahn" der Geschäftsführung.

An deutschen Flughäfen ist die Zahl der Beschäftigten zuletzt auf den tiefsten Stand seit mindestens sieben Jahren gesunken. Im April waren in der Personenbeförderung in der Luftfahrt um 6,6 Prozent weniger Menschen beschäftigt als vor Jahresfrist, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu vorläufigen Daten mitteilte. Verglichen mit dem Niveau vor der Corona-Pandemie im April 2019 waren es sogar 11,3 Prozent weniger.

"Damit sank die Anzahl der Beschäftigten in dieser Branche im April 2022 auf den bisher tiefsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015." Konkrete Zahlen nannten die Statistiker nicht. Der Personalmangel an Flughäfen, bei Bodendienstleistern, Sicherheitsfirmen und Airlines sorgt derzeit für teilweise chaotische Zustände an deutschen Airports.

Abläufe an den Flughäfen stabilisieren

Dem IW-Institut zufolge fehlen 7.200 Beschäftigte in der deutschen Luftfahrt. In der Folge kommt es zu langen Wartezeiten, Verspätungen und Flugstreichungen. Die Airlines, die wegen der starken Nachfrage nach Urlaub und Reisen eigentlich das Vorkrisenniveau anvisiert hatten, müssen nun massiv Flüge aus dem Programm nehmen. Damit sollen die Abläufe an den Flughäfen stabilisiert werden.

Die deutsche Regierung hilft der Luftfahrt mit beschleunigten Verwaltungsverfahren, so dass befristet angestellte Hilfskräfte etwa aus der Türkei an den Flughäfen bei der Gepäckabfertigung einspringen können. Die Branche hofft auf 1.500 bis 2.000 Personen, die großenteils wohl ab August zum Einsatz kommen könnten. Dies dürfte allerdings für das Feriengeschäft vieler Flughäfen schon zu spät sein.

Lufthansa-Personal klagt über "Sparwahn"

Währenddessen sieht die Situation bei den Airlines nicht viel besser aus. Die Personalvertretungen der AUA-Mutter Lufthansa haben in einem Brandbrief an den Aufsichtsrat ein Ende des Sparkurses und des aus ihrer Sicht herrschenden Missmanagements gefordert.

FILE PHOTO: Lufthansa planes are pictured at Frankfurt Airport, Germany

Das Lufthansa-Personal stellt Forderungen an die Geschäftsführung.

Der Aufsichtsrat müsse auf eine konstruktive Personalführung hinwirken, bei der Wertschätzung "nicht in Floskeln endet, sondern auch so gemeint und gelebt wird", heißt es in einem Brief an das Gremium, der Reuters am Mittwoch vorlag.

Die Repräsentanten der Beschäftigten lehnen sich gegen den Sparkurs auf, den das Management mit Blick auf ein Renditeziel von mindestens acht Prozent bis 2024 verfolgt. Dafür sollen 1,8 Milliarden Euro Personalkosten eingespart werden, wovon ein Großteil schon umgesetzt ist.

Unzufriedene Gewerkschafter

Personalvertreter und Gewerkschaften sollten "zur Kapitulation gezwungen werden", um die Kosten zu drücken, warfen die Personalvertreter dem Management vor. "Gerade das angeblich viel zu teure Personal hat in der Vergangenheit alle durch den Sparwahn hervorgerufenen Missstände ausgebügelt und vor dem Kunden kaschiert", hieß es in dem Brief weiter. Dazu sei das Personal nicht mehr in der Lage. "Ein Dienstleistungsunternehmen, welches in dieser Art und Weise gegen das eigene Personal geführt wird, hat keine Zukunft."

Eingeschränkter Flugverkehr während Pandemie

In der Personenbeförderung in der Luftfahrt stiegen die Umsätze laut deutschem Statistikamt im April 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 360 Prozent. Während der Pandemie wurde der Flugverkehr stark eingeschränkt, die Anzahl an Passagieren sank deutlich und die Umsätze brachen stark ein. Die Zahl der Flughafen-Beschäftigten sank in dieser Zeit kräftig, viele Menschen wanderten in andere Branchen ab - etwa in die Logistik, die vom boomenden Online-Handel profitiert.

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