Wie es mit ihrer Reise weitergehen sollte, erfuhren die AUA-Kunden erst, als ihre Nummer aufgerufen wurde – nach zum Teil stundenlanger Wartezeit, die viele mit dem Gepäck am Boden sitzend verbrachten. Die Situation wurde von zwei Passagieren mit folgenden Worten beschrieben: „Ein Desaster“, und: „Eine Frechheit“.
Wie ist es zu den Ausfällen gekommen?
Grund für das Chaos sind die hohen Corona-Infektionszahlen. Wegen der Erkrankung zahlreicher AUA-Crew-Mitarbeiter mussten am Wochenende 94 von 706 Flugverbindungen streichen. Dabei habe die AUA bereits 150 neue Flugbegleiter im Hinblick auf die Urlaubssaison eingestellt, so eine Sprecherin der AUA.
Bei den Streichungen handle es sich überwiegend um europäische Städteflüge, die mit anderen Flügen von Austrian zusammengefasst oder bei denen auf das Netzwerk innerhalb der Lufthansa Group zurückgegriffen werden kann, um alternative Flugverbindungen anzubieten, so die Sprecherin.
Es sei zwar versucht worden, die Passagiere zu kontaktieren und sie auf andere Flüge der Gruppe umzubuchen. Offenbar ist das aber nicht immer gelungen. Wie viele Passagiere ihre Flüge nicht antreten konnten, ist nicht bekannt.
Gibt es anderswo auch Probleme?
Ein ähnliches Chaos spielte sich am Wochenende auch an den zwei internationalen Großflughäfen Düsseldorf Airport und Köln Bonn Airport in Nordrhein-Westfalen ab. Dort starteten am Wochenende die Sommerferien.
Zusätzlich zu den Crew-Erkrankungen, von denen auch die Lufthansa und Lufthansa-Tochter Eurowings betroffen seien, führte dort auch ein Mangel an Bodenpersonal zu enormen Wartezeiten und Ausfällen. Auch an anderen Flughäfen in Europa, wie beispielsweise Amsterdam oder London, führte der Personalmangel zu verpassten Flügen. In Marseille streiken die Fluglotsen.
Welche Ansprüche habe ich als Passagier?
„Der Vorteil, wenn man direkt bei der Airline und nicht über Buchungsplattformen bucht, ist, dass die Fluglinie die Kontaktdaten der Passagiere hat und diese direkt kontaktieren kann“, erklärt die ÖAMTC-Juristin Verena Pronebner.
Im Falle einer Verspätung rät sie, diese unbedingt zu dokumentieren und Belege und Rechnungen aufzubewahren. Ebenso solle der Kontakt mit dem Bodenpersonal festgehalten werden und Gutscheine für Konsumation am Flughafen aufgehoben werden. Bei gestrichenen Flügen ist es ratsam, Kontakt mit der Airline aufzunehmen und sich nach alternativen Beförderungen zu erkundigen.
„Bietet die Fluglinie einen Alternativflug an, kann die Höhe der Entschädigung um 50 Prozent gekürzt werden, wenn abhängig von der Länge der Strecke die neue Ankunftszeit nicht zu stark von der vereinbarten abweicht“, so Pronebner.
Die Höhe der Ausgleichszahlung hängt in der Regel von der Flugstrecke ab. Bei einer Flugstrecke bis 1.500 km erhält man 250 Euro, bei einer Flugstrecke bis 3.500 km erhält man 400 Euro und über 3.500 ist mit 600 Euro zu rechnen. Falls Passagiere ein Anrecht auf eine Rückerstattung der Ticketkosten oder eine Entschädigung haben, soll man diese Forderung schriftlich an das entsprechende Flugunternehmen richten. Ab einer Verspätung von fünf Stunden besteht ebenfalls Recht auf Erstattung der Kosten des Flugtickets. Wird davon Gebrauch gemacht, gibt es keinen Anspruch mehr auf Weiterbeförderung.
Wann beruhigt sich die Lage?
Wie viele Flüge in der kommenden Woche gestrichen werden ist noch unklar. Am Montag sollen (Stand Sonntagabend, Anm.) 19 von etwa 350 AUA-Flügen von oder nach Wien ausfallen. "Es ist schwer zu sagen, wie sich die Lage weiter entwickeln wird", so die AUA-Sprecherin. Es sei nicht auszuschließen, dass noch weitere Flüge gestrichen werden müssen. Die AUA rät allen Passagieren, regelmäßig den Flugstatus zu prüfen. Vor allem zwei Wochen vor Abreise sollte man checken, ob man Benachrichtigungen von der Fluglinie erhalten hat. Man sollte auch nicht vergessen, den Spam-Ordner zu checken.
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