Alpine: Jobs noch einen Monat gesichert

Die Alpine-Beschäftigten sollten jetzt keine voreiligen Schritte in Richtung Kündigung setzen, rät die Gewerkschaft.

Nach dem Scheitern der Auffanggesellschaft für den insolventen Baukonzern Alpine Bau GmbH (siehe unten) wird zur Stunde über die Übernahme einzelner Gesellschaften verhandelt. Dem Masseverwalter liegen Angebote vor, die derzeit geprüft werden. Tausende Arbeitnehmer wissen nicht, wie es mit ihnen weitergeht. "Mit der heute, Montag, beantragten Schließung der Alpine enden die Arbeitsverhältnisse nicht - nach Genehmigung des Schließungsantrags durch das Handelsgericht bleiben diese einen Monat lang weiter aufrecht", betont der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch.

Die Alpine-Beschäftigten sollten jetzt keine voreiligen Schritte in Richtung Kündigung setzen, sondern vor einem eventuellen Firmenwechsel bzw. Übertritt in eine neue regionale Übernahmegesellschaft die jeweiligen finanziellen Auswirkungen durchrechnen lassen, rät die Gewerkschaft. Dazu haben die Arbeitnehmer noch über einen Monat Zeit.

Betriebsversammlungen

Die GBH führt noch 31 Betriebsversammlungen durch, um die 4.900 von der Alpine-Pleite unmittelbar Betroffenen in Österreich über ihre rechtlichen Möglichkeiten zu informieren. Insgesamt beschäftigt der Bauriese rund 7.500 Mitarbeiter im Inland und ebenso viele im Ausland. Einige Unternehmensteile wie etwa die Alpine-Energie, die Hazet Bau, die Alpine Bemo Tunneling oder die Universale Bau sind nicht insolvent.

Muchitsch setzt große Hoffnungen in die derzeit angestrebten regionale Übernahmelösungen für die rund 1.400 Baustellen und 400 Arbeitsgemeinschaften in den Bundesländern, deren Zukunft derzeit noch offen ist. Denn der regionale Markt sei an regionalen Lösungen extrem interessiert. Das vorhandene Auftragsvolumen belaufe sich auf rund 800 Mio. Euro.

Am Dienstag und am Mittwoch informiert die Bau-Gewerkschaft alle Betriebsräte über weitere arbeitsrechtliche Schritte. "Wir werden unsere Betriebsräte und Mitglieder in den nächsten Tagen mit allen unseren Ressourcen informieren und unterstützten", so der GBH-Bundesvorsitzende.

Das weitere Schicksal wird sich schon in den nächsten Tagen entscheiden. Die Löhne und Gehälter werden vorerst aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt.

Masseverwalter Stephan Riel wird heute, Montag, die Schließung der Alpine Gmbh beantragen. Über das gesamte Wochenende wurden diverse Pläne für die Errichtung eines Auffangnetzes gewälzt, die zumindest eine vorläufige Fortführung der Geschäfte gewährleisten und damit die Arbeitsplätze sichern soll. Die Gespräche zwischen Vertretern der heimischen Baubranche, Regierungsmitgliedern, Banken und Gewerkschaftern dauerten bis Sonntag, 22.30 Uhr.

Bei der Insolvenzeröffnung verfügte der Baukonzern laut Riel lediglich über liquide Mittel von rund 5,7 Mio. Euro. Der Liquiditätsbedarf hätte sich jedoch nur für eine Fortführung von rund zwei Wochen zur Durchführung erster Prüfungen bereits auf rund 40 Mio. Euro belaufen. Der tägliche Cash out belaufe sich auf rund 3 Mio. Euro. Auch seien keine Eingänge für die Masse zu erwarten gewesen, weil offene Forderungen mit Globalzessionen belastet sind und eine Finanzierung durch einen Massekredit von den "Lead-Banken" abgelehnt wurde. Auch der spanische Gesellschafter sei zu keiner Unterstützung bereit gewesen, so Riel weiter.

Regionale Lösung

Die Gründung einer eigenen Auffanggesellschaft durch die vier größten heimischen Bauunternehmen Porr, Strabag, Swietelsky und Habau ist damit vom Tisch. Statt einer österreichweiten Lösung wird von der Politik jetzt eine Bundesländer-Lösung präferiert. Dabei sollen die einzelnen Alpine-Niederlassungen in den Bundesländern von regionalen Bauunternehmen übernommen und weitergeführt werden. „Die Bauwirtschaft hat zugesagt, dass sie die Mitarbeiter der Alpine GmbH weitestgehend übernehmen wird und die Arbeit auf den Baustellen rasch wieder aufgenommen werden kann“, informierten Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner im Anschluss an die Sitzung.

„Diese regionale Lösung ist zwar der schwierigere Weg, aber langfristig der bessere“, so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner zum KURIER. Eine Auffanggesellschaft wäre nicht lange lebensfähig gewesen. Auch kartellrechtlich gibt es damit keine Bedenken. Und auch Landespolitiker sowie die Gewerkschaft sprechen sich für diese Variante aus. Baugewerkschafter Josef Muchitsch ist zwar grundsätzlich für jede Lösung offen, bei der Arbeitsplätze gesichert werden, stellt aber klar: „Bei einem Modell zur reinen Marktbereinigung sind wir auf keinen Fall dabei. Diese Pleite darf nicht auf dem Rücken der Bauarbeiter und Zulieferbetriebe ausgetragen werden“.

Kritik von Haselsteiner

Kritik an der spanischen Alpine-Mutter FCC übte am Sonntag auch der scheidende Strabag-Konzernchef Hans Peter Haselsteiner in der Kleinen Zeitung. „Die Pleite der Alpine musste früher oder später kommen. Die Branche wunderte sich, dass es so lange dauerte“, so Haselsteiner. Die FCC habe in Spanien prächtig durch EU-finanzierte öffentliche Aufträge verdient, so einen ungeheuren Reichtum angehäuft und dabei nur mäßig Steuern bezahlt. Die Folge: „Die Alpine war über Jahre eine aggressive Firma, hat uns zum Beispiel in Kärnten zehn Jahre lang mit Unterpreisen den Markt ruiniert.“

Wie seine Parteikollegen hat sich am Montag auch Agrarminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) infolge der Alpine-Pleite für eine Unterstützung der Bauwirtschaft ausgesprochen. "Die Sache mit der Alpine ist eine schlimme Situation vor allem für die betroffenen Arbeitnehmer, aber auch für die Betriebe, die dranhängen", so der Minister am Montag in Luxemburg am Rande des Agrarministerrats. "Wichtig ist, dass wir jetzt Impulse setzen für die Bauwirtschaft."

Sein Ministerium werde dies bei der thermischen Sanierung tun. "Aber auch beim Hochwasserschutz haben wir im Ministerrat beschlossen, dass es Geld gibt", ebenso im Bereich Infrastruktur, etwa Wasserversorgung oder Kläranlagen. Wie viel es konkret geben soll, sagte Berlakovich nicht. "Wir treten in Verhandlungen ein und werden Gelder aufstellen."

Die Insolvenz der österreichischen Alpine Bau GmbH wird laut serbischen Medienberichten die Fertigstellung von zwei Autobahnteilstrecken im Korridor 10 in Serbien verzögern. Es geht um die Teilstrecken zwischen den südostserbischen Städten Pirot und Dimitrovgrad an der Grenze zu Bulgarien und eine Umfahrung um Dimitrovgrad. Der Auftragswert der Bauarbeiten beläuft sich laut der Tageszeitung "Politika" auf 60 Mio. Euro.

Das für die Koordinierung der Bauarbeiten im Korridor 10 zuständige serbische Staatsunternehmen Koridori Srbije ist der Tageszeitung zufolge noch nicht offiziell über die Alpine-Insolvenz informiert worden. Sollte es zur Kündigung der Bauaufträge kommen, so sei man bereit, in kürzester Frist neue Ausschreibungen für die Fertigstellung der Bauarbeiten auszuschreiben, hieß es demnach seitens des Staatsunternehmens.

Ungeklärt ist auch noch ein Streit zwischen der Alpine und den serbischen Behörden um den Preis einer vom österreichischen Unternehmen errichteten Donau-Brücke bei Beska, etwa 20 Kilometer südlich der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad. Die Alpine hatte nach der Fertigstellung der Brücke im Oktober 2011 die Baukosten mit 100 Mio. Euro beziffert, Serbien wollte höchstens 62 Mio. Euro bezahlen. Ob der Streit nun fortgesetzt wird, werde vor allem vom Insolvenzverwalter abhängen, heißt es im staatlichen serbischen Unternehmen Putevi Srbije (Verkehrswege Serbiens).

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