20 Jahre Euro – war er auch ein Teuro?

20 Jahre Euro – war er auch ein Teuro?
Lange galt der Euro als Teuro, doch ein Langfristvergleich macht sicher: In den 20 Jahren, seit dem es den Euro als Bargeld gibt, war die Preisstabilität wesentlich höher als zu Schilling-Zeiten.

Die aktuelle Teuerungsdebatte ruft die seinerzeitige Diskussion über den vermeintlichen "Teuro" nach der Euro-Bargeld-Einführung am 1. Jänner 2002 in Erinnerung.

Ein Blick in die Daten der Statistik Austria beziehungsweise auch der Nationalbank zeigt aber auch 20 Jahre später noch: Der Euro ist vielleicht aktuell eine Art Teuro, wenn man an die hohen Energie- und Spritpreise denkt oder an die Inflation von 4,3 Prozent im November. Doch verglichen mit dem Schilling war die Inflation zu Zeiten der alten Währung deutlich höher.

Inflationsvergleich

Konkret zeigt sich im Langfristvergleich: Zwischen Jänner 2002 und November 2021 betrug die Inflation laut Statistik Austria (auf Monatsbasis) in Summe 46,7 Prozent. Das bedeutet eine Teuerungsrate von rund 2,34 Prozent pro Jahr.

In den 20 Jahren vor der Euro-Bargeld-Einführung (1982 bis 2001) betrug die Inflation hingegen 61,8 Prozent – also durchschnittlich 3,1 Prozent pro Jahr.

Minimal verzerrt wird diese Berechnung dadurch, dass für das Jahr 2021 der Dezember-Inflationswert noch nicht feststeht. Die generelle Aussage stimmt jedoch zweifelsohne: Die Teuerung ist in 20 Euro-Jahren niedriger als zu Schilling-Zeiten.

20 Jahre Euro – war er auch ein Teuro?

3,7 Prozent seit Staatsvertrag

Geht man noch weiter zurück, wird die Differenz zwischen der früheren Schilling-Inflation und der bisherigen Euro-Teuerung nur umso größer. Laut Nationalbank lag die durchschnittliche Inflation seit dem Jahr des Staatsvertrags 1955 bis vor der Euro-Bargeld-Einführung 2001 bei 3,7 Prozent pro Jahr.

Erst in diesem Jahr ist die Inflation durch die Lieferengpässe und die starke Rückkehr des Erdölpreises auf das Vorkrisenniveau so richtig angesprungen. Viele Jahre zuvor lag die Inflationsrate deutlich unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt von zwei Prozent. In diesem Jahr 2022 rechnen Europas Währungshüter vor allem wegen der Energiepreise im Jahresschnitt mit einer allgemeinen Preissteigerung von 3,2 Prozent im Euroraum.

Nullzinspolitik der EZB

War es seinerzeit die Schuldenkrise im Euroraum, so macht derzeit die Geldflut und Nullzinspolitik der EZB vielfach Sorgen. Für Kritiker befeuert die Zentralbank mit ihrer Politik eine Inflation weiter, die sie eigentlich im Zaum halten soll. Und lässt zu, dass sich wirtschaftlich schwache Länder weiter extrem günstig neuverschulden können, was freilich auf Sicht eine neue Euro-Krise auslösen könnte.

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