Und wann ist ein Unternehmen nun Hidden Champion? Erstens: Hidden Champions rollen in ganz schmalen Geschäftszweigen erfolgreich den Weltmarkt auf und sind zweitens einer breiten Öffentlichkeit unbekannt. Hidden bedeutet übersetzt versteckt, verborgen, still.
Drittens dürfen diese Unternehmen nicht mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielen. Für Österreich ist das viel – aber wir sprechen hier vom Weltmarkt.
Hidden Champions spielen laut Simon-Kucher gemessen am Marktanteil auf einem Kontinent oder gar weltweit ganz oben mit – idealerweise unter den Top drei.
So etwa das Wiener Unternehmen Hörbiger (im Bereich Komponenten für Kompressoren) oder Jungbunzlauer aus dem nördlichen Weinviertel. Jungbunzlauer gilt als weltweit größter Produzent von Zitronensäure. Etwas bekanntere Namen sind vielleicht Andritz aus Graz (Technologie- und Weltmarktchampion u.a. in der Zellstoff- und Papierindustrie, der metallverarbeitenden Industrie sowie in der industriellen Fest-Flüssig-Trennung) oder der weltweit tätige Kranhersteller Palfinger aus Salzburg und der Seilbahnbauer Doppelmayr aus Vorarlberg.
Für den KURIER haben die Experten von Simon-Kucher eine aktuelle Statistik erhoben. Ergebnis: Deutschland ist mit knapp 1.600 Hidden Champions absolut betrachtet mit Abstand führend.
In den USA gibt es aktuell 350 Hidden Champions und in Japan 283.
Pro Million Einwohner sieht die Sache etwas anders aus. Da hat Deutschland 18,91, Österreich aber 19,19 Hidden Champions, weit vor den USA oder Japan – siehe Grafik. Spitzenreiter ist die Schweiz.
Fazit: Gemessen an der Einwohnerzahl ist Österreich bei den Hidden Champions absolut Spitzenklasse. Weltweit. Ist das überraschend? „Es überrascht weniger der Status quo“, so Simon gegenüber dem KURIER. Entscheidend sei, wie robust die österreichischen Hidden Champions künftig gegenüber Automatisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufgestellt sind.
Gibt es Merkmale, die die österreichischen Champions an der Weltspitze gemeinsam haben? „Ein zentrales Merkmal ist eindeutig die konsequente Globalisierung“, sagt dazu der Österreich-Chef von Simon-Kucher Thomas Haller. „Österreich ist ein Kleinstaat. Unternehmer, die unter solchen Rahmenbedingungen in der Nische wachsen wollen, müssen schnell außerhalb der engen nationalen Grenzen nach Wachstumsmöglichkeiten Ausschau halten.“ Ohne Globalisierung geht also nichts.
Das kann auch ein langfristiges Konzept sein. Als Beispiel dafür nennt Simon den Feuerwehr-Ausrüster Rosenbauer aus dem oö. Leonding. Rosenbauer habe in seiner mehr als 150-jährigen Firmengeschichte ein Vertriebs- und Servicenetzwerk in rund 120 Ländern aufgebaut und es damit zu einem der größten Feuerwehrausstatter der Welt geschafft.
Ein weiteres gemeinsames Merkmal österreichischer Champions ist laut Haller „der hohe Stellenwert, den die Ausbildung der Mitarbeiter genießt“. Denn ohne Fachkräfte gehe am Weltmarkt nichts.
Auffallend ist, dass viele Hidden Champions Familienunternehmen sind. „Regionale Verwurzelung, flache hierarchische Strukturen und eine gute Arbeitsatmosphäre zeichnen Familienunternehmen aus. Das trifft auch bei Hidden Champions zu“, analysiert Simon.
HInweis: Das Buch von Simon:„Hidden Champions. Die neuen Spielregeln im 20. Jahrhundert“ ist im Campus Verlag erschienen und kostet 39,95 Euro
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