Warum Sie nach dem Essen müde sind: Die Theorien zum Fresskoma

Nach dem Essen sind wir oft erschöpft.
Das Phänomen ist noch immer nicht vollends erforscht ist. Doch es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze.

Nach dem Essen fühlen wir uns häufig schlapp und müde. Das Time Magazine hat die bekanntesten Theorien zu diesem Phänomen zusammengefasst.

Forscher haben herausgefunden, dass nicht nur Menschen nach dem Essen von der Müdigkeit übermannt werden, sondern auch viele andere Lebewesen. So wurden Beweise für diese "postprandiale Müdigkeit", auch bekannt als Fresskoma, bei Insekten, Schlangen, Würmen und Ratten gefunden.

Dass dieses Verhalten bei verschiedenen Arten feststellbar ist, lege nahe, dass es auch einen Sinn hat, erklärt William Ja. Er ist Professor für Neurowissenschaften am Scripps Research Institute in Florida und hat das Phänomen untersucht.

Eingebaute "Wachsamkeitssignale"

Einige Forscher haben die Hypothese aufgestellt, dass Tiere und auch Menschen "Wachsamkeitssignale" eingebaut haben, die sie wach und in Alarmbereitschaft halten, wenn sie Hunger haben. Diese helfen ihnen, Lebensmittel zu finden. Diese Signale würden abnehmen, sobald ein Lebewesen viel gegessen hat und durch Ermüdungserscheinungen ersetzt. Andere Experten wiederum verfolgen die Theorie, dass Veränderungen der Blutzirkulation nach dem Essen eine Erklärung dafür sein könnten, warum Menschen von Essen schläfrig werden.

Laut Tomonori Kishino, Professor für Gesundheitswissenschaften an der japanischen Kyorin-Universität sagt, dass der Blutfluss im Dünndarm nach der Nahrungsaufnahme "dramatisch ansteigt". Wenn das Blut in den Darm gepumpt wird, um die Verdauung voranzutreiben, könnte seiner Theorie nach ein entsprechender Abfall des Blutflusses zum Gehirn Gefühle von Schläfrigkeit auslösen. In früheren Forschungsberichten heißt es, dass sich der Blutfluss zum Gehirn nach dem Essen nicht ändern würde. Jüngste Arbeiten von Kishino zeigen aber, dass der zerebrale Blutfluss nach dem Mittagessen stark sank, wenn Menschen das Frühstück ausgelassen hatten. Eine schwere Belastung für den Körper, die zu Ermüdungserscheinungen führen könne.

Salz, Eiweiß und Portionsgrößen als Verursacher

Während Wissenschafter also noch immer damit beschäftigt sind, herauszufinden, was bei einem Fresskoma genau passiert, haben sie einige Faktoren festgemacht, die zur Ermüdung nach dem Essen beitragen können. Zum Beispiel kann das Essen einer großen Mahlzeit ein Auslöser sein oder Lebensmittel, die viel Salz oder Eiweiß beinhalten. In einer nicht veröffentlichten Studie zu Fruchtfliegen fand Ja heraus, dass der Schlaf die Art und Weise verändert, in der die Insekten bestimmte Makronährstoffe aufnehmen, einschließlich Eiweiß. Das würde die Idee unterstützten, dass die Schläfrigkeit nach dem Essen die Aufnahme von Nährstoffen im Darm beeinflusst. Er weist jedoch daraufhin hin, dass unklar ist, ob die Ergebnisse auf Menschen übertragen werden können.

Dass bestimmte Nahrungsmittel eher Ermüdungserscheinungen hervorrufen als andere, ergab auch eine kleine Studie an Lkw-Fahrern aus dem Jahr 2018. Diejenigen, die eine an Gemüse, Milchprodukten und gesunden Fetten, etwa Olivenöl, reiche Ernährung verfolgten, waren tendenziell weniger schläfrig als jene Fahrer, die vor allem Fast Food, Softdrinks und verarbeitetes Fleisch zu sich nahmen.

Vorzüge gesunder Ernährung

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gesunde Ernährung tagsüber zu einer geringen Schläfrigkeit führt", sagt Claudia Moreno, eine der Autoren dieser Studie und Dozentin an der Fakultät für Gesundheit an der Universität von Sao Paulo in Brasilien. In der Studie wird auf ältere Forschungsergebnisse hingewiesen, die Rückschlüsse darauf zulassen, dass die Einnahme von schwerer Kost, die reich an Fett und Kohlenhydraten ist, möglicherweise Schläfrigkeit auslösen könnte, indem der natürliche zirkadiane Schlafrhythmus des Körpers gestört wird. 

Eine andere Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass eine fettreiche Mahlzeit mit hohem Kohlenhydratanteil sowohl zu Schläfrigkeit als auch zu einem Anstieg der Entzündungsmarker führte, insbesondere bei adipösen Erwachsenen. 

Grundsätzlich sei das Phänomen Fresskoma laut Ja aber noch nicht vollends erforscht, es gebe noch immer viele Unklarheiten. Er gibt den Rat, kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Laut Morenos Forschung würden vor allem Mahlzeiten mit einem hohen Gemüseanteil dazu beitragen, die Müdigkeit nach dem Essen einzudämmen. 

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