Erdnussprodukte ab dem Babyalter?
Anfang Jänner veröffentlichte das staatliche Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (National Institute of Allergy and Infectious Diseases, NIAID) die Erdnuss-Empfehlung, die einem 17 Jahre zurückliegenden Rat der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (AAP) grundlegend widerspricht. Damals wurde Eltern geraten, Kindern erst ab einem Alter von drei Jahren Erdnussprodukte zu essen zu geben.
Einer Allergie vorbeugen
Das NIAID begründet die Empfehlung damit, dass der Entwicklung einer Erdnussallergie in den meisten Fällen durch frühzeitigen Verzehr von Erdnussprodukten vorgebeugt werden kann. Eine von dem staatlichen Institut finanzierte Studie zeigt, dass das Risiko einer solchen Allergie bei Kindern mit einer besonders hohen Anfälligkeit, die schon Hautausschlag oder eine Ei-Allergie haben, um 81 Prozent verringert werden kann. Für die Studie wurden Daten von 640 Kindern ausgewertet. Die starke Verringerung des Risikos konnte erreicht werden, wenn der Baby-Nahrung schon ab dem vierten Monat Erdnussprodukte beigegeben wurden.
Eine Erdnussallergie tritt üblicherweise im Kindesalter auf und bleibt das ganze Leben erhalten. Die allergischen Reaktionen können sogar lebensbedrohlich sein. 2010 hatten rund zwei Prozent der Kinder in den USA eine Erdnussallergie, rund vier Mal so viele wie 1999.
Für Kinder mit einem hohen Risiko wird nun die Beimengung von Erdnussprodukten ab dem vierten Monat empfohlen, bei moderatem Risiko ab dem sechsten Monat. Wenn Kinder keinen Hautausschlag oder Nahrungsmittelallergien zeigen, gibt es keine zeitliche Empfehlung. Die Beimengung von Erdnüssen soll allerdings erst erfolgen, wenn ein Baby bereits feste Nahrung zu sich nehmen kann. Die Amerikanische Akademie der Kinderärzte unterstützt die neuen Empfehlungen.
Bereits 2015 ließen britische Forscher mit einem Studienergebnis zum Erdnussverzehr im Kindesalter aufhorchen. Ihnen war aufgefallen, dass israelische Kinder, die von klein an uneingeschränkt in Kontakt mit Nüssen waren, deutlich seltener Allergien darauf entwickelten. In westlichen Ländern, wo solche Allergene im Kindesalter strikt vermieden wurden, stiegen die Allergiezahlen inzwischen dramatisch an. Eine frühe Exposition wurde empfohlen, um Allergien vorzubeugen.
Ist die Erdnuss dennoch gefährlich?
Experten zufolge können Erdnüsse in Kinderhänden dennoch zur Gefahr werden. Erhöht ist unter anderem das Risiko, dass die ganzen Nüsse oder Teile davon eingeatmet werden. Da die Zahnentwicklung bei Kleinkindern noch nicht abgeschlossen ist, können die Nüsse vor allem beim Reden, Lachen, Bewegen oder Weinen statt in der Speiseröhre in der Luftröhre oder noch tiefer landen. Kleinere Fremdkörper können in die großen Bronchien abrutschen, steckenbleiben und die Belüftung dahinterliegender Lungenbereiche stören.
Durch die in der Erdnuss enthaltenen Substanzen wird dann mitunter auch die Bronchialschleimhaut gereizt. Es droht Erstickungsgefahr.
Ebenso gefährlich: Kürbiskerne, Wal- und Haselnüsse, Trockenfrüchte, Karotten, Kastanien- oder Apfelstücke.
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