Kann man Stress an den Augen ablesen?
Er ist ein Symptom unserer schnelllebigen, digitalen, leistungsgetriebenen Welt: der Stress. Jeder kennt ihn – und jeder erlebt ihn anders.
Entsprechend schwierig ist es, Stress objektiv zu erfassen – und doch gibt es biologische Anzeichen für Stress, die sich messen lassen. US-Forscher haben nun offenbar einen neuen Marker für die Überbelastung gefunden.
Augen als Indikator?
Ein Team von Wissenschaftlern der University of Missouri-Columbia fand heraus, dass die Augen eines Menschen Aufschluss darüber geben könnten, wie gestresst dieser ist. "Wir haben festgestellt, dass die Größe der Pupillen eine Schlüsselrolle bei der Messung des mentalen Zustands einer Person während einer aufgabengetriebenen Belastungssituation spielen kann", schildert Jung Hyup Kim, Studienleiter und Assistenzprofessor für Industrie- und Fertigungssystemtechnik an der University of Missouri-Columbia.
Die Relevanz seiner Erhebung erklärt Kim damit, dass Menschen – gerade im beruflichen Kontext – nicht selten über die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Dies wirke sich früher oder später auf den Körper – aber auch auf die Psyche aus. Oftmals werde bei der Berechnung der zumutbaren Arbeitslast jedoch lediglich ein Fokus auf physische Anstrengungen gelegt.
Nur: Wie erkennt man als Außenstehender, beispielsweise als Arbeitgeber, ob ein Mensch überbelastet ist?
Mit seiner Erhebung, die im International Journal of Human-Computer Interaction veröffentlicht wurde, wollte Kim eine Möglichkeit finden, wie in verschiedenen Branchen – etwa der Industrie, einem Bürobetrieb oder Notfallambulanzen – das Stresslevel der Belegschaft gemessen werden kann. Besonderes Augenmerk legte er auf Situationen, in denen Mitarbeiter mehrere Aufgaben unterschiedlicher Komplexität gleichzeitig erfüllen müssen.
Pupillenerweiterung durch Stress
In einem Experiment verglich er zusammen mit seinem Team Daten einer von der NASA für Astronauten entwickelten Belastungsskala mit den Pupillenreaktionen von Teilnehmern einer Laborstudie.
In einem simulierten Kontrollraum beobachteten die Forscher mithilfe der Eye-Tracking-Technologie, wie die Teilnehmer auf unerwartete Änderungen, wie beispielsweise Alarme, reagierten. Während der einfachen Aufgaben des Szenarios waren die Augenreaktionen der Teilnehmer vorhersehbarer. Als die Aufgaben jedoch komplexer wurden und unerwartete Änderungen auftraten, wurden diese unberechenbarer.
Die Forscher stellten zudem einen Zusammenhang zwischen der Pupillenerweiterung und dem Stresslevel der Studienteilnehmer fest. Demnach könnte die Vergrößerung der Pupillen ein Indikator für durch Multitasking ausgelösten Stress sein.
Überlastung vorbeugen
Die Wissenschaftler hoffen, dass auf Basis der Erkenntnisse Systeme entwickelt werden können, die einer Überlastung der Arbeiternehmer vorbeugen, deren Wohlbefinden unterstützen und eine sicherere Arbeitsumgebung schaffen.
In naher Zukunft sollen nun weitere Forschungen mit unterschiedlichen Altersgruppen und mit Fokus auf anderen Körperreaktionen realisiert werden.
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