Instagram: Frau dokumentiert Weg aus der Essstörung

Connie Inglis litt lange an Anorexia nervosa.
Connie Inglis spricht auf der Social-Media-Plattform offen über ihre Magersucht.

Connie Inglis ist 23 Jahre alt. Seit ihrem zehnten Lebensjahr leidet die Britin an Anorexia nervosa. Magersucht, wie diese Form der Essstörung auch genannt wird, kommt vor allem bei Teenagern und jungen Erwachsenen vor. Frauen trifft sie deutlich häufiger als Männer. Charakteristisch ist ein starker Gewichtsverlust bis hin zu lebensbedrohlichem Untergewicht.

"Mir war es egal, ob ich sterbe"

Letzteres kennt Inglis: Drei Mal wurde sie in den vergangenen Jahren ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie nur mehr so viel wie ein normalgewichtiges fünfjähriges Kind wog. "Mir war es eigentlich egal, ob ich lebe oder sterbe, es hat mir nichts ausgemacht", erinnert sich die junge Frau im Gespräch mit der BBC-Fernsehsendung "Inside Out", die am 5. Februar gesendet wird. "Ich wollte einfach nur mein ganzes Körpergewicht verlieren. Das ging so weit, dass im Krankenhaus zu sein nicht mehr genug war. Das Einzige, was gut genug gewesen wäre, war ein Herzstillstand". Denn: Nur der Tod hätte "der Magersucht genügt".

Realität der Magersucht

Mittlerweile hat Inglis den Kampf gegen die Essstörung gewonnen, hat Normalgewicht und ist glücklich damit. Auf Instagram will sie Betroffenen Mut machen. Dort teilt sie deshalb Bilder, Erfahrungsberichte und inspirierende Gedanken mit ihren 87.000 Followern. Dabei steht die positive Wahrnehmung des eigenen Körpers stets im Vordergrund. "Ich liebe es wirklich anderen Menschen zu helfen und ich denke, dass es für Menschen, die auf dem Weg der Besserung sind, wirklich wichtig ist zu realisieren, dass sie in ihrem Hadern nicht alleine sind", erklärt sie der BBC.

Ihren Erfolg im Netz erklärt sie sich durch ihr Bekenntnis zur Ehrlichkeit. Die Menschen würden ihr folgen, eben weil sie nicht nur die "positiven Seiten" der Genesung zeige, sondern auch "wie hart es ist". So spricht die junge Frau beispielsweise auch darüber, dass sie nach wie vor Probleme mit ihrem Körpergewicht habe. "Ich habe in letzter Zeit nicht viel gepostet, weil ich ein paar schwerwiegende Probleme mit meiner Körperwahrnehmung hatte. Die Stimme der Essstörung war wieder sehr laut", schrieb sie kürzlich auf dem Fotobloggingdienst.

Kritik am Gesundheitssystem

Die Studentin, die bald ihr Kunststudium an der University of Leeds abschließen wird, spart auch nicht mit Kritik am Gesundheitssystem in Großbritannien. Viele problematische Fälle von Essstörungen würden dadurch ausgelöst, dass nicht genug finanzielle Mittel zur Behandlung Betroffener zur Verfügung gestellt werden. Anstatt die Auslöser für eine Magersucht zu erforschen und zu behandeln, würden oft nur die Symptome bekämpft. "Es ist sehr ärgerlich, weil es so scheint, als müsse man sich zu Tode hungern, damit man ernstgenommen wird", meint sie.

Auftritte in sozialen Medien, wie jener von Inglis, sind selten. Weitaus öfter fördert die problematische Selbstdarstellung essgestörter Frauen auf Social Media den Magerwahn junger Menschen. In einer Studie sprachen britische Forscher vergangenes Jahr von einer alarmierend hohen Anzahl von Social-Media-Profilen, die Unterernährung und Essstörungen propagieren (mehr dazu hier).

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