Gestörte Nachtruhe: Wenn Schnarchen gefährlich wird

Schnarchen stellt sowohl für die Betroffenen als auch für deren Partner oft eine große Belastung dar.
Welche Ursachen das verbreitete Phänomen hervorrufen und welche Risiken es bergen kann.

Rund ein Drittel aller Frauen und rund die Hälfte aller Männer schnarchen. Bedingt wird dies einerseits recht häufig durch die Entspannung der Muskulatur im Rachenraum während des Schlafes.

"Wenn wir schlafen, nimmt die Muskelspannung ab. Das bedeutet, dass die Zunge zurückfällt und sich Gewebe und Muskeln im Hals und in der Nase entspannen", erklärt Brett Comer, Hals-Nasen-Ohren-Experte von der Universität von Kentucky, im Interview mit dem Magazin Time.

Während man einatmet und ausatmet, wird die Luft, die über und zwischen den entspannten Gewebepartien strömt, in Vibration versetzt, was wiederum Geräusche verursacht: das Schnarchen.

Auch Engstellen der oberen Atemwege, die etwa durch eine verkrümmte Nasenscheidewand, vergrößerte Rachen- oder Gaumenmandeln, Polypen beziehungsweise Schnupfen oder Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) hervorgerufen werden, fördern das Schnarchen.

Comer zufolge können andere Faktoren den individuellen Hang zum Schnarchen beeinflussen. Übergewicht ist einer von ihnen. Denn Fettdepots speichert der Körper nicht nur am Bauch, sondern auch im Rachenraum. Bei Gewichtszunahme drückt dieses Fettdepot am Hals nach hinten und engt den Atemschlauch von vorne und von den Seiten ein.

Auch durch Alkoholkonsum lässt die Muskelspannung nach und der Atemschlauch kollabiert leichter: das Schnarchen wird begünstigt. Schlafen Menschen auf dem Rücken, neigen sie ebenfalls zum Schnarchen, weil die Zunge im Schlaf in den Rachen sinkt.

Wann wird Schnarchen gefährlich?

Gefährlich ist es dann, wenn es zu damit verbundenen Atempausen kommt – der Schlafapnoe. Dabei werden durch die Erschlaffung der Rachenmuskulatur die oberen Atemwege verschlossen, die Luftzufuhr wird verhindert. Dies kann wenige Male bis zu 100-mal pro Stunde auftreten, einzelne Atempausen können mehrere Sekunden dauern. Meist werden die Patienten von den Angehörigen darauf aufmerksam gemacht, dass das Schnarchen nicht gleichmäßig ist, sondern nach einem lauten Schnarchgeräusch eine längere Atempause folgt.

Was können Symptome einer Schlafapnoe sein?

Neben den Atemaussetzern Tagesmüdigkeit, ständige Erschöpfung, Nervosität, Gereiztheit, Konzentrationsschwäche. Nach den Atempausen folgt aufgrund des Sauerstoffmangels eine Weckreaktion, um den Sauerstoffmangel zu stoppen. Schlafapnoiker verbringen die meiste Zeit der Nacht in einem oberflächlichen Schlaf und nur zehn bis 20 Prozent in erholsamen Tiefschlafphasen.

Welche Folgen sind möglich?

Der Stress des nächtlichen Kampfes um Luft treibt den Blutdruck in die Höhe und kann zu erhöhtem Pulsschlag und Herzrhythmusstörungen führen. Der Sauerstoffmangel bedroht die Versorgung jener Organe, die besonders auf regelmäßige und hohe Sauerstoffzufuhr angewiesen sind, wie Herz und Gehirn. Eine Schlafapnoe, die nicht behandelt wird, ist ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wie wird die Diagnose erstellt?

Zunächst muss ein HNO-Arzt andere Gründe für das Schnarchen ausschließen, wie z. B. eine verkrümmte Nasenscheidewand oder vergrößerte Rachen- oder Gaumenmandeln. Danach sollte man einen Lungenfacharzt konsultieren. Mit einem Screening-Gerät, das man nach Hause bekommt (misst u.a. Atemfluss und Sauerstoffsättigung), führt er eine Erstuntersuchung durch.

Sollte sich der Verdacht auf "Schlafapnoe" erhärten, folgt eine Nacht in einem Schlaflabor. Dort wird eine Polysomnografie durchgeführt. Dabei werden zahlreiche Parameter (u.a. auch Sauerstoffsättigung des Bluts, Hirnströme, Atemmuster) genau gemessen. Ergibt die Untersuchung, dass es zu mehr als 25–30 Atemaussetzern pro Stunde kommt, sollte eine nächtliche Überdruckbeatmung mittels Nasen- oder Nasen-Mund-Maske erfolgen (CPAP-Therapie, "continuous positive airway pressure").

Diese Therapie verhindert den wiederkehrenden Kollaps der oberen Atemwege. Atemaussetzer, Sauerstoffmangel und die vielen, unbemerkten Weckreaktionen werden dadurch vermieden.

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