Menopause mit 25 Jahren: Junge Frau berichtet von Schockdiagnose

Frau liegt im Bett und gedeckt ihre Augen mit den Händen
Mitte 20 und bereits in den Wechseljahren: Was hat es mit der vorzeitigen Menopause auf sich und wie häufig tritt sie auf?

Normalerweise bangen Frauen über 40 vor den berüchtigten Wechseljahren. Meistens ist es dann sogar erst mit 50 Jahren so weit. Doch eine vorzeitige Menopause ist tatsächlich möglich, wird aber weitgehend als Tabuthema gehandhabt. 

Eine betroffene 25-Jährige wollte deshalb gezielt Bewusstsein schaffen und erzählte ihre Geschichte auf Social Media.

Mögliche Schwangerschaft entpuppt sich als Menopause

Carina war 25 Jahre alt, als ihr Körper anfing, sich zu verändern: Schlafstörungen, Hitzewallungen, ein unregelmäßiger Zyklus. Zunächst dachte die 25-Jährige, sie sei schwanger. Auch mehrere Frauenärzte tippten anfangs auf Stress oder eine mögliche Schwangerschaft. Nach negativen Schwangerschaftstests und zahlreichen Arztterminen bestand die junge Frau auf einen Hormontest. Dieser stellte die schockierende Diagnose: Die 25-Jährige befindet sich bereits in den Wechseljahren.

Bewegende Geschichte auf Instagram

Als @carendel postet die junge Frau normalerweise Bilder von ihren Reisen, humorvolle Reels oder Fotos mit Familie und Freunden. Anfang April lernten ihre 5.500 Follower eine ernstere Seite der jungen Frau kennen. Unter Tränen veröffentlichte die 25-Jährige ein Video, in dem sie vom letzten Arztbesuch erzählte. "Ich gehe zum Frauenarzt und denke, ich bin schwanger, und dann gehe ich nachhause mit dem Ergebnis, dass ich mit 25 meine Wechseljahre habe, sprich ich kriege keine Kinder mehr (...) ich hab noch nie in meinem ganzen Leben, was davon gehört!"

Weitere Betroffene meldeten sich

Das Instagram-Video ging daraufhin mit 2,6 Millionen Aufrufen viral, über 40 weitere betroffene Frauen meldeten sich zu Wort. Einige von ihnen bemerkten erste Symptome sogar schon mit 18. Neben dem großen Schock, de facto keine Kinder mehr bekommen zu können, war es für die meisten besonders erschütternd, niemals zuvor davon gehört zu haben. "Ich finde es richtig cool, dass du mit diesem Video darüber informierst, ich denke, viele haben keine Ahnung, dass sowas überhaupt möglich ist", hieß es in den Kommentaren unter dem Video. 

Dr. Denise Tiringer ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiterin des Instituts für Frauengesundheit in Wien und kennt die Hintergründe.

Was ist eine vorzeitige Menopause – und wie häufig tritt sie auf?

Laut Tiringer tritt die Menopause im Alter von etwa 50 Jahren ein. Wenn sie jedoch vor dem 40. Lebensjahr beginnt, spricht man von einer vorzeitigen Menopause. In der Fachsprache wird sie als primäre Ovarialinsuffizienz (POI) bezeichnet. Nur etwa 1 von 100 Frauen unter 40 und 1 von 1.000 unter 30 sind betroffen. Doch die Dunkelziffer dürfte höher liegen – viele Frauen werden nicht oder spät diagnostiziert.

Mögliche Ursachen sind u. a.:

  • Genetische Faktoren wie Chromosomenanomalien (z. B. Turner-Syndrom) und genetische Mutationen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Krebsbehandlungen (z. B. Chemo- oder Strahlentherapie)
  • Infektionen oder Umweltfaktoren
  • In 60–75 % der Fälle bleibt die genaue Ursache jedoch unklar

Auch wenn es selten ist, kann eine Frau in ihren 20ern durch genetische, autoimmunologische oder ungeklärte Ursachen in die Menopause kommen. Die Auswirkungen sind weitreichend, sowohl körperlich als auch emotional. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose und eine individuell abgestimmte Therapie – körperlich, hormonell und psychologisch.

von Dr. Denise Tiringer

Leiterin des Instituts für Frauengesundheit

Das passiert im Körper

Frauen werden mit allen Eizellen geboren, die sie jemals haben werden. Diese ruhen in den Eierstöcken und reifen über Jahrzehnte hinweg monatlich heran, bis sie in den Wechseljahren (zwischen 45 und 55) aufgebraucht sind oder nicht mehr richtig reagieren. In den vorzeitigen Wechseljahren passiert im Grunde dasselbe wie in den normalen Wechseljahren – nur deutlich früher. Die Eierstöcke arbeiten nicht mehr ausreichend, obwohl die Frau noch jung ist. Es werden weniger oder gar keine Östrogene und Progesteron produziert. Die Follikelreifung ist gestört oder kommt zum Erliegen. Die Zyklussteuerung gerät aus dem Gleichgewicht, was zu bekannten Symptomen wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafprobleme, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen und Erschöpfung führt.

Vorzeitige Wechseljahre: Kann man noch schwanger werden?

Ja, aber sehr selten – und meist nur unter bestimmten Voraussetzungen. Weil die regelmäßige Produktion von Östrogen und Progesteron einstellt wird, reifen kaum oder keine Eizellen mehr heran. In bis zu 5–10 Prozent der Fälle gibt es sporadisch doch noch Eisprünge, und damit besteht theoretisch eine Chance auf eine natürliche Schwangerschaft – allerdings selten und unvorhersehbar. Aufgrund der medizinischen Fortschritte der letzten Jahre haben Betroffene jedoch noch weitere Möglichkeiten, eine kontrollierte Schwangerschaft herbeizuführen, wenn sie rasch handeln:

  • Eizellen einfrieren: Wenn noch Eizellen vorhanden sind (wie bei Anna im Artikel), kann man diese vor dem völligen Erlöschen der Eierstockfunktion entnehmen und einfrieren.
  • Eizellspende: Die häufigste Option bei POI – in vielen Ländern legal (auch in Österreich)
  • Hormonelle Stimulation/In-vitro-Fertilisation (IVF): In manchen Fällen kann versucht werden, mit Medikamenten einen Eisprung zu stimulieren. Die Erfolgschancen sind aber meist gering.

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