Frühe Wechseljahre: Risiko für schnelleres Nachlassen der geistigen Fähigkeiten

Hitzewallungen zählen zu den bekanntesten Symptomen der Wechseljahre.
- Frauen mit vorzeitiger Menopause vor dem 40. Lebensjahr zeigen signifikant schlechtere kognitive Leistungen im Alter.
- Studie untersuchte 4.726 Frauen und 4.286 Männer aus einer englischen Längsschnittstudie mit Fokus auf kognitive Fähigkeiten.
- Vorzeitige Menopause könnte unabhängig von anderen Risikofaktoren eine entscheidende Rolle beim kognitiven Abbau spielen.
Frauen, die bereits vor dem 40. Lebensjahr in die Wechseljahre kommen, sind offenbar stärker gefährdet, im Alter kognitive Einbußen zu erleiden. Das zeigt eine neue Studie eines japanischen Forscherteams der Tohoku-Universität und des Tokyo Metropolitan Institute of Medical Science mit britischen Daten. Im Vergleich zu Frauen, deren Menopause erst nach dem 50. Lebensjahr einsetzte, zeigten sich bei den Frauen mit früher Menopause später deutliche Defizite in Gedächtnisleistung und Orientierung.
Im Rahmen der Untersuchung analysierte das Team Daten aus der „Englischen Längsschnittstudie zum Altern“ (ELSA). Die Längsschnittdaten von Menschen im Alter von 50 Jahren und älter werden seit 2002 immer wieder erhoben und für unterschiedliche Studien zum Thema gesundes Altern ausgewertet. In der aktuellen japanischen Studie wurden die Daten von 4.726 Frauen und 4.286 Männer aus bestimmten Erhebungswellen hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten wie Orientierung, unmittelbares und verzögertes Erinnerungsvermögen sowie sprachliche Flüssigkeit untersucht. Die Frauen wurden je nach Alter bei Eintritt der Menopause in drei Gruppen eingeteilt: unter 40 Jahre, 40 bis 49 Jahre und ab 50 Jahren.
In Österreich – wie auch in den meisten westlichen Ländern – tritt die Menopause im Durchschnitt im Alter von etwa 51 Jahren ein.
Dabei gilt:
- Normale Menopause: zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr
- Frühe Menopause: zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr
- Vorzeitige Menopause: vor dem 40. Lebensjahr (betrifft etwa 1 Prozent der Frauen)
Deutliche Unterschiede sichtbar
Zwei Jahre nach Beginn der Studie wurden die kognitiven Leistungen erneut gemessen – unter Berücksichtigung modifizierbarer Risikofaktoren für Demenz wie Depression, Lebensstil oder Gesundheitszustand. Hauptautor Miharu Nakanishi erklärt: „Wir wollten so viele andere Einflüsse wie möglich ausschließen, um gezielt zu untersuchen, ob eine frühe Menopause eigenständig mit kognitivem Abbau verbunden ist.“
Das Ergebnis: Frauen, die vor dem 40. Lebensjahr in die Wechseljahre gekommen waren, zeigten signifikant schlechtere Leistungen in Orientierung und Gedächtnis als jene, bei denen die Menopause erst ab 50 Jahren einsetzte. Auffällig: Frauen mit später Menopause schnitten sogar besser ab als die männlichen Studienteilnehmer. Die Anwendung einer Hormonersatztherapie – oft zur Linderung von Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt – zeigte dabei keinen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten.
Die Menopause verläuft in drei Phasen: Prä-, Peri- und Postmenopause:
Die Prämenopause setzt im Schnitt um das 40. Lebensjahr ein, wenn die Produktion der Geschlechtshormone langsam abzunehmen beginnt. Das kann sich in Zyklus- oder Blutungsveränderungen bemerkbar machen. Oftmals verläuft die Prämenopause gänzlich unbemerkt ab.
In der folgenden Perimenopause wird der Zyklus immer unregelmäßiger, manchmal vergehen mehrere Monate ohne Blutung. In dieser Zeit bemerken die meisten Frauen Auffälligkeiten wie depressive Verstimmtheit, Ängstlichkeit oder Müdigkeit. Oft werden die Symptome nicht mit dem Wechsel in Verbindung gebracht. Wenn die Sexualhormone, insbesondere das Östrogen, deutlicher abfallen, treten klassische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Gewichtszunahme auf.
Die Postmenopause beginnt ein Jahr nach der letzten Regel, der Hormonhaushalt kommt zur Ruhe, die Beschwerden klingen ab.
Hormonelle Einflüsse auf das Gehirn vermutet
Die Studie liefert damit wichtige Hinweise auf ein geschlechtsspezifisches Risiko: Vorzeitige Menopause könnte eine entscheidende Rolle beim kognitiven Abbau spielen – unabhängig von anderen bekannten Risikofaktoren wie Depression. Nakanishi betont: „Ein tieferes Verständnis der hormonellen Einflüsse auf das Gehirn könnte künftig dazu beitragen, präventive Maßnahmen und Therapien gegen Demenz zu entwickeln – insbesondere für besonders gefährdete Gruppen.“
Derzeit sind laut Weltgesundheitsorganisation weltweit mehr Frauen von Demenz betroffen als Männer – warum, ist bislang nicht abschließend geklärt. Die aktuellen Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Hormonhaushalt ein zentraler Faktor sein könnte. Weitere Studien sollen nun klären, welche biologischen Mechanismen hinter dem Zusammenhang zwischen Menopause und kognitivem Abbau stehen.
Symptome der Menopause
Während der Menopause kommt es zu unterschiedlichen Symptomen:
- Körperliche Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche (v.a. nachts, oft als „klassisches“ Menopausensymptom bekannt), Schlafstörungen, Herzrasen oder unregelmäßiger Herzschlag, Zyklusstörungen (unregelmäßige, stärkere oder schwächere Blutungen, schließlich das Ausbleiben), trockene Haut und Schleimhäute (z. B. Scheidentrockenheit), Gewichtszunahme, v. a. im Bauchbereich, Gelenk- und Muskelschmerzen, häufigeres Wasserlassen und Harnwegsinfekte, Haarausfall, Veränderungen an Haut und Haaren.
- Psychische & emotionale Symptome: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Nervosität, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen oder Ängste, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme ("brain fog").
- Sexuelle Veränderungen: vermindertes sexuelles Verlangen (Libidoverlust), Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (durch Trockenheit und Elastizitätsverlust der Schleimhaut).
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Alzheimer’s & Dementia veröffentlicht.
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