Party-Droge Lachgas in Automaten in Wien und Linz entdeckt

Lachgas als gefährliche Droge: Das passiert im Körper.
Lachgas hat sich bei Jugendlichen als beliebte Partydroge etabliert. In Wien und Linz sind die Kartuschen legal in Automaten erhältlich.

Lachgas verbinden viele Menschen mit einem Besuch beim Zahnarzt. Dort wird das Gas wegen seiner schmerzstillenden und betäubenden Wirkung als Narkosemittel eingesetzt, um Angstpatienten die Behandlung zu erleichtern. Doch in den vergangenen Jahren wurde Lachgas zunehmend missbräuchlich als Droge genutzt. 

Während dieser Entwicklung international immer mehr Länder den Riegel vorschieben, sieht man in Österreich die Sache etwas anders.

Lachgas in Automatenshops in Wien und Linz

In zahlreichen Automatenshops in Wien gehören Schlagoberskapseln längst zum festen Sortiment. Meistens nutzen Konsumenten diese aber nicht unbedingt zum Backen, sondern auch als Rauschmittel. Das Gas wird in großen Flaschen oder in Kapseln verkauft – ganz legal und rund um die Uhr erhältlich, ohne Alterskontrolle. Auch in Linz entdeckte die Linzer Lebensmittelaufsicht laut Berichten von PULS24 in sieben Automatenshops Lachgas-Dosen, die sogar mit Geschmacksrichtungen wie Kokos oder Erdbeere warben. 

Kommt in Österreich ein Verbot?

Zahlreiche europäische Länder haben den Verkauf bereits stark eingeschränkt oder ganz verboten. Österreich bleibt zurückhaltend. Laut eines Berichts in derStandard.at sei ein generelles Verkaufsverbot derzeit nicht geplant, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Lachgas falle weder unter das Suchtmittelgesetz noch unter die Kategorie psychotroper Substanzen und das solle sich auch nicht ändern. Stattdessen setzt die Regierung auf Prävention und Schadensminimierung.

Deutschland beschließt Lachgas-Verbot

Im Vergleich dazu hat Deutschland bereits am 2. Juli 2025 einen Gesetzentwurf beschlossen, der den Umgang mit Lachgas, GBL (Gamma-Butyrolacton) und BDO (1,4‑Butandiol) strenger regelt. Ziel ist es, die Verfügbarkeit dieser Stoffe vor allem für Kinder und Jugendliche erheblich einzuschränken. "Gerade für Kinder und Jugendliche ist der Konsum mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden. Die Folgen können gravierend sein, etwa Gefrierverletzungen oder Bewusstlosigkeit – bis hin zu bleibenden neurologischen Schäden", hieß es vonseiten des Bundesgesundheitsministeriums

Was wird verboten?

  • Lachgas-Kartuschen mit mehr als 8 Gramm: Der Erwerb und Besitz durch Minderjährige ist künftig verboten, ebenso der Verkauf über Automaten und im Online-Handel.
  • GBL & BDO: Diese als K.o.-Tropfen bekannten Substanzen werden ebenfalls reguliert. Herstellung, Inverkehrbringen und Verkauf von Reinstoffen und Zubereitungen (ab 20 Prozent Gehalt) sind untersagt.

Ausnahme: Verwendung zu wissenschaftlichen, industriellen und medizinischen Zwecken bleibt weiterhin erlaubt.

Ein schlimmer Fall verdeutlicht die Gefahren

Die US-Amerikanerin Rachel Kelly (29) saß über ein Jahr im Rollstuhl, nachdem sie durch den Konsum von Lachgas, auch als "Nitrous Oxide" oder "N2O" bekannt, teilweise gelähmt wurde. Auf Social Media warnte sie eindringlich vor den Risiken der beliebten Partydroge: "Der 30-Sekunden-Rausch ist es nicht wert".

220 Dollar täglich für Lachgas

Kelly berichtete, dass sie ihre erste Erfahrung mit dem Gas bereits mit 23 machte, als sie im US-Bundesstaat Michigan als Barkeeperin arbeitete. Schleichend stellte sich eine Abhängigkeit ein und 2023 war es dann so weit, dass die heute 29-Jährigen zeitweise bis zu acht Zwei-Liter-Tanks pro Tag direkt aus der Düse inhalierte. Für das Gas gab sie täglich über 220 US-Dollar (190 Euro) aus, das sie in normalen Supermärkten in Form von Gaskartuschen kaufte. "Der Rausch war nur sehr kurz, aber er ließ mich komplett weggetreten fühlen", erzählt Kelly. "Bis 2022 nahmen es alle. Ich konnte es überall bekommen."

Taubheitsgefühl in Füßen und Armen

Der besorgniserregende Wendepunkt kam im April 2024, als Kelly während ihrer Arbeit Taubheitsgefühle in den Füßen und der rechten Hand verspürte. Ihre Hüften fühlten sich steif an, sie konnte kaum noch gehen. "Alle dachten, ich sei betrunken, aber in Wirklichkeit vergiftete das Lachgas mein Gehirn“, erinnert sie sich. Daraufhin begab sich die junge Frau in die Notaufnahme. Dort erzählte sie den Ärzten zunächst jedoch nichts von ihrer Lachgas-Sucht und ihr Zustand wurde auf "einfache" Muskelkrämpfe zurückgeführt.

Lähmung und Hirnschäden weit fortgeschritten

Nach einem zweiten Krankenhausbesuch war dann jedoch klar: Das Lachgas hatte bereits ernste Schäden am Nervensystem hinterlassen. Mehr als eine Woche dauerte die Untersuchung im Spital, in dieser Zeit verlor Kelly vollständig die Fähigkeit zu gehen, konnte ihr Handy nicht mehr halten und nicht mehr selbstständig die Toilette aufsuchen. Es wurden in der Folge schwere Lähmungen, Hirnschäden und psychischen Störungen diagnostiziert. 

Abgestorbenes Gewebe in Gehirn

Beim exzessiven Konsum von Lachgas kommt es laut Netdoktor zu einem funktionellen Vitamin-B12-Mangel. Dadurch wird nach und nach die Schutzschicht rund um die Nervenzellen insbesondere im Gehirn und Rückenmark zerstört. Durch diese chronische Schädigung kann es zum Schwund von Gehirnsubstanz und Tod von Gewebe in bestimmten Hirnarealen kommen – diese Gewebe sind unwiederbringlich verloren. Die Folge können Gedächtnisstörungen, psychische Veränderungen oder motorische Defizite sein.

Bleibende neurologische Schäden

Wenn Nervenzellen stark geschädigt sind, regenerieren sich nur sehr langsam oder gar nicht. Bei lang anhaltendem Lachgaskonsum ist die Schädigung daher oft zu weit fortgeschritten, um vollständig geheilt zu werden. Selbst mit Vitamin-B12-Therapie und Reha bleiben häufig bleibende neurologische Defizite zurück. So auch bei Rachel Kelly: Nach ihrem Krankenhausaufenthalt kam die junge Frau in ein Rehabilitationszentrum, wo sie 30 Stunden pro Woche intensiver physio- und ergotherapeutischer Behandlung erhielt sowie Vitamin-B12-Injektionen.

Wie geht es Kelly heute?

Anschließend lebte Kelly fünf Monate bei ihren Eltern, um ihre Therapie fortzusetzen. Dabei lernte sie das Gehen erneut und war nach rund einem Jahr schließlich nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen. Trotz ihrer Willenskraft und Konsequenz sind einige gesundheitliche Folgen dauerhaft: Mehrere Zehen sind immer noch taub, einige Gehirnregionen, die das Gedächtnis steuern, sind zerstört. "Ich habe jetzt tote Zonen in meinem Gehirn – und die kommen nicht zurück“, sagt Kelly. "Es ist wie Rattengift," warnt die 29-Jährige.

Lachgas leicht erhältlich

Lachgas ist in mehreren Ländern eine populäre Partydroge geworden, insbesondere in Europa, wie den Niederlanden, Frankreich und Belgien sowie Teilen von Australien. Dort werden sie oft in Clubs und Bars vom Personal in Form von Luftballons für wenig Geld verteilt. Da das Gas in gewöhnlichen Schlagobers-Kartuschen angeboten wird, ist es für jeden frei zugänglich, was die Droge besonders gefährlich macht. Grundsätzlich ist Lachgas in vielen Ländern nicht vollständig verboten, aber der Freizeitgebrauch als Rauschmittel wird zunehmend eingeschränkt oder unter Strafe gestellt.

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