Leicht und legal zu bekommen
Beliebt ist Lachgas auch, weil die Beschaffung und das Konsumieren sehr leicht gehen und legal sind: In jedem Supermarkt gibt es mit Lachgas gefüllte Kapseln für Sahnespender. Mancherorts gibt es eigene Automatenshops, online werden die Kapseln teils mit dem für das Inhalieren benötigten Zubehör oder mit Aromen versetzt angeboten. Videos auf Tiktok und anderen Social-Media-Plattformen zeigen vor, wie’s geht: Die Kartuschen werden mit einem speziellen Öffner geöffnet, das Gas lässt man in einen Luftballon strömen, aus dem es dann inhaliert wird.
Das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) warnte bereits im Jahr 2022 vor der zunehmenden Verbreitung der meist frei verkäuflichen psychoaktiven Substanz in Europa. Förster: "Gerade in den vergangenen Jahren hat der Konsum zugenommen, wobei die Dunkelziffer hoch ist. Weil es nur wenige Sekunden dauert, bis man die Effekte spürt und diese auch nur kurz anhalten, ist die Wiederholungsgefahr groß. Viele konsumieren Lachgas gleich mehrmals in einer Nacht."
Schmerzhafte Frostschäden
Der Konsum ist nicht ungefährlich. Wird das Gas etwa direkt aus der Kartusche inhaliert – statt es zuvor in den Ballon entweichen zu lassen – kann es zu schmerzhaften Frostschäden kommen. Das Gas hat beim Freisetzen aus der Kartusche eine Temperatur von -40 bis -55 Grad Celsius. Innerhalb von Sekunden kann es Nase, Lippen, Mund, Rachen, Stimmbänder und Lunge "verbrennen". In einigen Fällen kann die Schwellung die Atemwege lebensbedrohlich verschließen. Das Gas steht unter hohem Druck und kann beim direkten Einatmen das Lungengewebe zerreißen.
Durch das Umfüllen in einen Ballon wird das Gas erwärmt und der Druck vor dem Einatmen normalisiert. Manche stülpen sich während des Inhalierens einen Plastiksack über den Kopf – hier drohe Erstickungsgefahr, so Förster. "Häufige Nebenwirkungen des Konsums kleiner Mengen sind Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen und ein allgemeines Kribbeln. Übelkeit und Ohnmacht können ebenfalls auftreten, ebenso wie vorübergehender Koordinations- und Gleichgewichtsverlust. Ein vorübergehender Sauerstoffmangel kann Krampfanfälle verursachen. In einigen Fällen erbrechen Lachgas-Konsumenten", beschreibt Förster.
Wer immer wieder zu Lachgas greift, riskiert Folgeschäden
Bei langfristigem Konsum von Lachgas drohen Folgeschäden. In einer französischen Studie wurden Daten von Erwachsenen im Alter von 20 bis 25 Jahren mit Lachgasvergiftungen in den Jahren 2018 bis 2021 analysiert. Durchschnittlich nach einem halben Jahr traten unter anderem Schädigungen des Rückenmarks, der Nervenbahnen und eine Kombination beider Schäden auf. "Bei regelmäßigem und starkem Gebrauch wirkt Distickstoffmonoxid als Nervengift. Es verändert die Aufnahme von Vitamin B12, was zu Nervenschäden, Taubheitsgefühlen bis hin zu Lähmungen führen kann. Da Vitamin B12 auch für die Blutbildung zentral ist, kann es auch zu Blutarmut, Schwäche, Antriebslosigkeit und Müdigkeit kommen", betont Förster. Das Einatmen des Gases führt zudem zu Sauerstoffmangel. Wiederholter Gebrauch kann deshalb eine Reihe weiterer Schäden verursachen, etwa Hirnschäden, Blutgerinnsel sowie Herzinfarkte.
Kinderärzte fordern Verbot
Die ÖGKJ setzt sich dafür ein, dass der Zugang zu Lachgas für Kinder und Jugendliche verboten wird. "Wie bei Alkohol und Nikotin sollte Lachgas auf die Liste der Rauschmittel mit einer Altersbegrenzung kommen. Ein direkter Verkauf an Jugendliche wäre dann nicht mehr möglich", fordert Förster. In vielen Ländern, darunter Großbritannien, Dänemark und in der Schweiz ist Lachgas bereits als Droge eingestuft, in Frankreich ist der Verkauf an Minderjährige beispielsweise verboten.
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