Medizinische Ursachen müssen abgeklärt werden
Um zu klären, ob es eine medizinische Ursache gibt, brauche es eine detaillierte Erhebung des Gesundheitszustands und der Lebens- und Schlafgewohnheiten des Kindes. "Eltern kommen allerdings oft aufgrund anderer Symptome zum Arzt. Der Kinderarzt oder Hausarzt müssen daher stets die Schlafgewohnheiten mitbedenken, die Routinen, vor allem in der zweiten Tageshälfte, Unruhe und Schläfrigkeit während der Schulzeit sowie bekannte Grunderkrankungen", betont Pantazidou.
Eng verbunden mit Schlafstörungen sind etwa die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und das Restless-Legs-Syndrom (RLS), bei dem Missempfindungen in den Beinen dazu führen, dass diese bewegt werden. Vermutet wird ein Zusammenhang mit einem niedrigen Eisenspiegel. Auch Vitamin D, Folsäure, der Botenstoff Dopamin und die damit verbundenen Stoffwechselvorgänge können einen Einfluss haben. Auch bei der Restless Sleep Disorder (RSD) wird ein Zusammenhang mit Eisenmangel angenommen. Bei RSD bewegen sich Kinder sehr stark während des Schlafs.
Circadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen führen zu einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus: Die Kinder schlafen zu ungünstigen Zeiten ein und sind nachts hellwach. "Je nach Ursprung der Schlafstörung kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein. Große Bedeutung hat auch die richtige Schlafhygiene", sagt Pantazidou.
Luise Hollerer vom Berufsverband der österreichischen Psychologen (BÖP) empfiehlt dazu von klein auf Abendroutinen einzuführen. "Bei jüngeren Kindern kann das Vorlesen sein, ein Lied singen oder über Erlebtes sprechen. So kann man den Tag abschließen und den Kindern Halt geben", sagt Hollerer. Auch für Jugendliche sind Routinen sinnvoll. Das könne etwa abendliches Musikhören oder Lesen sein.
Ängste und psychische Belastungen können Schlafprobleme auslösen
Auch psychische Belastungen und Ängste können den Schlaf beeinflussen. "Ab dem Volksschulalter bekommen Kinder viel aus der Umwelt mit, das ängstigen kann, etwa Berichte über Kriege, Unfälle oder andere Nachrichten. Wichtig ist, achtsam zu reagieren, darüber zu sprechen und z. B. beim Einschlafen länger dabei bleiben oder auf Wunsch mal das Licht anzulassen", rät Hollerer.
Eine große Rolle spielt die Mediennutzung. "Man weiß, dass das blaue Licht von Bildschirmen das Einschlafen stören kann. Ein moderater Umgang mit Medien, dazu zählen auch Fernsehen und Computerspiele, vor dem ins Bett gehen, lässt leichter zur Ruhe kommen", sagt Hollerer. Jugendlichen falle es abends aber oft schwer, sich vom Handy zu trennen. Hollerer: "Über die körperlichen Effekte zu sprechen, kann helfen. Ziel ist, dass sie selbst eine Strategie entwickeln, wie eine Medienpause vor dem Schlafengehen möglich ist."
Förderlich für einen guten Schlaf seien zudem Sport sowie Alltagsaktivitäten wie den Tisch abräumen. "Solche Aufgaben können vom aufregenden Medienkonsum herunterholen. Es geht um eine gute Balance zwischen hoher Aktivierung und Ruhe."
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